Ryoyu Kobayashi of Japan seen in Akureyri, Iceland on April 23, 2024.
© Joerg Mitter/Red Bull Content Pool
Skispringen

Ryōyū Kobayashi flieeegt 291 Meter: Rekord!

Kobayashi schwebte rund zehn Sekunden durch die Luft, bevor er unglaubliche 291 Meter vom Absprungpunkt entfernt landete. Andreas Wellinger spricht von einem "Riesenschritt für den Sport".
Autor: Tom Ward
3 min readveröffentlicht am
Noch nie gab es einen Skispringer wie Ryōyū Kobayashi. Ruhig und philosophisch, ehrgeizig und hungrig, könnte er als einer der besten Skispringer in den Ruhestand gehen. Stattdessen hat er am 24. April in Island einen neuen Rekord aufgestellt.
Kobayashi schwebte im isländischen Skigebiet Hlidarfjall rund zehn Sekunden durch die Luft, bevor er unglaubliche 291 Meter vom Absprungpunkt entfernt landete. Rekord! Das bestätigte auch der Ski-Weltverband Fis.
Mit dieser unfassbaren Weite übertraf er den bisherigen Rekord des Österreichers Stefan Kraft um 37,5 Meter. Schau dir hier den weitesten Sprung in der Geschichte des Skispringens an:
Als Weltrekord wird die sensationelle Weite aufgrund der irregulären Bedingungen allerdings nicht gewertet.
Das ändert nichts an der beendruckenden Leistung. Davon ist auch das deutsche Skisprung-Ass Andreas Wellinger überzeugt:
Der Sprung von Ryōyū war mega. Ein Projekt, das unglaublich toll umgesetzt wurde.
Er sei im Laufe des Tages von vielen Skisprung-Kollegen gefragt worden, ob er wisse, was da abgeht. "Das hyped jeden", sagte Wellinger.
Ursprünglich hatte er Kobayashis bei seinem Versuch einen Sprung von 300 m angepeilt. Aber das tut der Leistung des Japaners keinen Abbruch. Denn er hat einen atemberaubenden sportlichen Versuch hingelegt.
Es ist schwer, dieses Gefühl in Worte zu fassen. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen.
Ryōyū Kobayashi
Nach dem längsten Flug eines Menschen auf Skiern sagte der frischgebackene Weltrekordhalter:
Diese Erfahrung wird meine Karriere aufwerten, dieser Rekord wird meine Kraftquelle für die Zukunft sein.
Ryōyū Kobayashi
Vergangenen September, als er diesen Ort zum ersten Mal besuchte, habe er nur einen Felsen gesehen. Damals habe er sich kaum vorstellen können, wie es aussieht, wenn dieser Ort mit Schnee bedeckt ist.
Ich wusste, dass dieser Ort den perfekten natürlichen Hang hat. Ich hätte mir keine bessere Skisprungschanze wünschen können. Das war eine unglaubliche Erfahrung.
Ryōyū Kobayashi
Ryoyu Kobayashi of Japan seen in Akureyri, Iceland on April, 23, 2024

Kobayashi's trajectory

© Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool

Mit dem Sprung hat Kobayashi seine ohnehin schon atemberaubende Karriere gekrönt. Ein kurzer Rückblick:
Nachdem er in seiner Kindheit mit dem Skispringen begonnen hatte, schloss sich Kobayashi bald dem japanischen Team Tsuchiya Home Ski Team an, bevor er in der Saison 2015/16 sein Debüt auf der Weltbühne gab.
Wenige Jahre später drückte er der Weltcupsaison 2018-19 seinen Stempel auf. Er gewann insgesamt 13 Weltcups in allen Disziplinen und holte alle sechs möglichen Titel in der Weltcupsaison: den Gesamttitel, den Titel im Skifliegen, die Vierschanzentournee, Raw Air, Planica7 und Willingen Five.
Ryoyu Kobayashi of Japan seen in Akureyri, Iceland on April, 24, 2024.

Kobayashi keeps reaching his goals, and setting new ones

© Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool

Sein Sieg bei der Vierschanzentournee 2019 war historisch: Kobayashi war erst der dritte Springer in der Geschichte, der alle vier Springen gewinnen konnte. Ein Erfolg, der ihm, wie er sagt, "viel Selbstvertrauen" gegeben hat.
"Die Vierschanzentournee zu gewinnen ist eine große Ehre. Es war auch ein so genannter 'Gesamtsieg', also war ich glücklich, das geschafft zu haben", fährt er fort.
Und er machte immer weiter. In der Saison 2021/22 gewann er einen weiteren Vierschanzentournee-Grand-Slam, ein Jahr darauf noch einmal. Damit gehört er zu den sechs Skispringern, welche die Vierschanzentournee drei Mal gewinnen konnten.
Jeder andere hätte damals vielleicht über einen Rücktritt nachgedacht, aber für Kobayashi fühlt sich sein Sport "wirklich wie mein Leben an, und das ist nur gut so".
Konzentration und Fokus sind entscheidend für den Ausnahme-Skispringer:
"Ich achte nicht wirklich darauf, was um mich herum passiert. Ich achte nur auf meine eigene Leistung", sagt er. "Es gibt keine andere Möglichkeit, als weiterzumachen. Selbst wenn ich mir Sorgen mache, habe ich keine andere Wahl."
Ryoyu Kobayashi of Japan seen in Akureyri, Iceland on April 24, 2024.

An incredible achievement

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Sein Antrieb ist es, den Sport weiter zu bringen. Er habe sich immer wieder flexibel an die jeweilige Situation anpassen können. Das sei entscheidend gewesen, um in den vergangenen Jahren an der Spitze zu stehen. "Es ist schwierig, aber die meiste Zeit musst du deine beste Leistung bringen, sonst gewinnst du nicht", sagt er.
Nach seiner großartigen Leistung denkt Kobayashi schon an die Zukunft: "Ich weiß, dass 300 Meter das Ziel waren, das ich mir gesetzt habe. Ich würde gerne wieder antreten."
Auch Andreas Wellinger wäre gerne von dieser Schanze gesprungen: "Ich bin echt ein bisschen neidisch, aber ich gönne es ihm auch. Er hat sich das verdient." Wellinger ordnet den Sprung ein:
Der Traum vom Fliegen ist immer da und es ist nochmal so viel weiter gegangen.
Der knapp 300 Meter weite Sprung sei ein "Riesenschritt, der für uns, für den Sport, für das Fliegen gemacht worden ist".

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Ryōyū Kobayashi

A World Cup champion, two-time Four Hills winner and owner of the longest jump in history, Japanese star Ryōyū Kobayashi is a ski jumping legend.

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