Cliff Diving
Wirf einen Blick auf die 10 besten Klippenspringer in der Geschichte der World Series. Sie sind an die Grenzen des Möglichen gegangen und haben ihren Sport wie kein anderer geprägt.
Die Red Bull Cliff Diving World Series nähert sich der Halbzeit der aktuellen Saison und wir werfen einen Blick auf 15 Jahre voller epischer, adrenalingeladener Events, um dir die 10 besten und legendärsten Athlet:innen vorzustellen.
Jeder der hier vorgestellten Diver hat seine ganz eigene Magie in den Klippensprung gebracht und dazu beigetragen, den ältesten Extremsport der Welt zu formen und weiterzuentwickeln. Das soll aber noch lange nicht heißen, dass diejenigen, die hier nicht erwähnt werden, nicht auch einen zentralen Beitrag zur World Series geleistet haben.
Es war nicht einfach, die Liste auf nur 10 Athlet:innen zu beschränken, also sieh diese als einen Einstieg, um einige der absoluten Macher aus der einzigartigen Geschichte des Klippenspringens kennenzulernen.
01
Rhiannan Iffland
Vertritt: Australien
Geboren: 1991
Wenn es ein Wort gibt, um Rhiannan Iffland zu beschreiben, dann muss es "Dominanz" sein. Die 32-Jährige hat sieben der neun Saisons, die sie in der Red Bull Cliff Diving World Series der Damen bestritten hat, dominiert, anderes kann man es nicht sagen. Von dem Moment an, als sie 2016 als Wildcard auf den Sprungturm stieg, bewies Iffland, dass mit ihr zu rechnen ist. Sie schnappte sich die Punkte, mischte die Damenwelt auf und holte sich schließlich in ihrer ersten Saison den Gesamttitel. Seitdem hat sie die oberste Stufe des Siegerpodests kaum noch aus der Hand gegeben.
Allein auf dem Papier sind Ifflands Statistiken erstaunlich. Die siebenfache World-Series-Championesse hat zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels 46 Starts absolviert und weist eine beeindruckende Siegquote von 80 Prozent auf; bei über 95 Prozent ihrer Starts stand sie auf dem Podium. Zwischen 2019 und 2021 konnte die Australierin außerdem 13 Siege in Folge verbuchen - zwei Saisons lang stand sie damit immer auf dem ersten Platz.
Als Wettkämpferin ist Iffland so gut wie fehlerfrei und hat keine offensichtlichen Schwächen oder Einschränkungen. Sie ist die Athletin, die es in der Konkurrenz der Damen zu schlagen gilt, und wird es vielleicht auch bleiben, solange sie aktiv mitmischt. Ihre Kombination aus Trampolinspringen und Cliff Diving hat der Titelverteidigerin das ultimative Rüstzeug gegeben: Kraft, Anmut, ein tadelloses Auge für ihre Landungen und eine Reihe von hervorragenden Rip-Entrys. Auf der Plattform ist sie cool, ruhig und gefasst, in der Luft ein Kraftpaket, eine Pionierin in diesem Sport und, was genauso wichtig ist, ein wahres Highlight der World Series.
Auf der Jagd nach ihrem achten Titel und der King Kahekili Trophäe im Jahr 2024 wird Rhiannan Iffland nichts anderes machen als das, was sie schon immer gemacht hat. Sie ist noch lange nicht fertig damit, Geschichte zu schreiben und Rekorde zu brechen.
02
Gary Hunt
Vertritt: Frankreich
Geboren: 1984
Gary Hunt ist der unangefochtene König des Klippenspringens und es gibt kaum etwas, das er in diesem Sport nicht erreicht hat. Er wird als rätselhaft beschrieben, denn er hatte schon immer zwei sehr unterschiedliche Seiten - die des entspannten Introvertierten und die des härtesten Konkurrenten auf dem Sprungturm. Und als 10-facher World Series Champion hat Hunt noch einen weiteren inoffiziellen Titel - den des GOAT des Cliff Divings.
Hunt debütierte 2009 als 24-Jähriger in der Weltserie, nachdem er sein Handwerk auf dem 5-m-Sprungbrett und dem 10-m-Synchronspringen verfeinert und bei den Commonwealth Games 2006 in Melbourne eine Bronzemedaille gewonnen hatte. Bei der fünften Station seiner ersten World Series-Saison gab er einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte, als er einen brandneuen Sprung mit einem epischen Schwierigkeitsgrad von 5,2 vorstellte, dem schwierigsten, der zu diesem Zeitpunkt jemals durchgeführt wurde.
Beim nächsten Stopp der Serie 2009 in Hamburg hatte Hunt den Sprung perfektioniert und landete auf dem obersten Platz des Podiums, was ihm den Weg zu seinem Rang als echter Pionier des Sports ebnete. Es dauerte nicht lange, bis er sich in der folgenden Saison den ersten von 10 World Series-Titeln sicherte.
So begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Klippenspringens, in dem Hunt an der Spitze der Furchtlosigkeit stand, neue Möglichkeiten auslotete und die Grenzen des Sports verschob. Er ist der erste Diver, der perfekte 10er erzielt hat (ein Kunststück, das ihm 2019 in Beirut gelang), der Herrentaucher mit den meisten Siegen in der Geschichte des Klippenspringens (46 Siege bei 98 Starts) und mit einer persönlichen Bestleistung von 550,3 Punkten (gesammelt in Dänemark, Kopenhagen), gibt es nicht viel, was Hunt in seiner langen Karriere nicht erreicht hat.
Auch wenn er jetzt, im Alter von 40 Jahren, eine lange Pause einlegt, um seinen Traum vom olympischen Turmspringen zu verwirklichen, bleibt Hunts außergewöhnlicher Rekord unübertroffen. Hunt wird später in diesem Jahr als Wildcard-Athlet antreten.
03
Orlando Duque
Vertritt: Kolumbien
Geboren: 1974
Wenn es einen Diver gibt, der den Geist des Klippenspringens verkörpert, dann ist es Orlando "The Duke" Duque. Er stammt aus der kolumbianischen Hochburg des Klippenspringens, Cali, und ist eine lebende Legende des Sports. Er ist dessen engagiertester und leidenschaftlichster Botschafter und bringt das Klippenspringen immer wieder auf neue Höhen.
Duque startete in der ersten Saison der World Series im Jahr 2009 und etablierte sich schon bald als eine der führenden Persönlichkeiten des Wettkampfs und des World Aquatics High Diving Circuit. Mit seiner Kombination aus künstlerischem Flair, Kraft und Präzision gelang ihm ein rasanter Aufstieg an die Spitze der Rangliste. 2009 holte er sich den Titel des World Series Champions und erreichte in 11 World Series-Saisons insgesamt 34 Podiumsplätze.
Als Abenteurer hat Duque auch das Klippenspringen in alle Ecken der Welt gebracht und dabei immer wieder die Grenzen seiner Disziplin getestet. Er tauchte von einem Eisberg und stürzte sich in den mächtigen Amazonas, sprang aus einem Hubschrauber mit Blick auf die Freiheitsstatue und stürzte sich in die Wasserfälle und Vulkanschluchten Guatemalas. Auch heute noch ist Duque auf der Mission, neue Gewässer zu erkunden und innovative Wege zu gehen.
Nach seinem Rückzug aus dem Wettkampfsport sucht Duque weiterhin nach atemberaubenden Orten zum Klippenspringen und hilft als Sportdirektor der Red Bull Cliff Diving World Series dabei, eine neue Generation von Talenten zu fördern.
04
Constantin Popovici
Vertritt: Rumänien
Geboren: 1988
Der rumänische Dynamo Constantin Popovici ist vielleicht das ultimative Beispiel für Disziplin und Hingabe. Als erster Diver, der nach der langen Regentschaft von Gary Hunt zum Weltmeister gekrönt wurde, ist Popovicis Hingabe zum Training kein Geheimnis - der Titelverteidiger von 2024 erkämpft sich seine Performances regelrecht; als Resultat perlt die Intensität des 35-Jährigen einfach von ihm ab.
Popovicis World Series-Karriere begann 2018 in Dänemark und vier Events später holte er seinen ersten Sieg - als erster Rumäne überhaupt. Fast zwei Drittel seiner spektakulären Auftritte endeten mit einem Platz unter den ersten Dreien und 2023 erfüllte er sich sein lang gehegtes Ziel, die King-Kahekili-Trophäe in den Händen zu halten, nachdem er in der gesamten Saison nur einen einzigen Podiumsplatz verpasst hatte.
Popovicis Talent und Entschlossenheit sind nicht auf die Red Bull Cliff Diving World Series beschränkt. Der Rumäne hat auch an den Spielen in Peking teilgenommen und trainiert weiterhin sowohl für das traditionelle Tauchen als auch für das Klippenspringen, um 2024 einen zweiten World Series-Titel zu erringen.
05
Molly Carlson
Vertritt: Kanada
Geboren: 1998
Dynamisch, positiv, inspirierend und mutig - das sind die Werte, die Molly Carlson als eines der bekanntesten Gesichter der Red Bull Cliff Diving World Series zum Leben erweckt. Sie ist nicht nur eine furchtlose Botschafterin für ihren Sport, sondern auch das Gesicht der Brave Gang, ihrer eigenen Bewegung, die Menschen dazu inspiriert, ihre Ängste zu überwinden, Herausforderungen anzunehmen und sich für die psychische Gesundheit einzusetzen. Mit der Brave Gang motiviert sie ihre Community, aus ihrer Komfortzone herauszutreten, und verbreitet eine Stimmung von Mut und Zuversicht.
Carlson ist nicht nur Mitglied des kanadischen Elite-Nationalteams der Turmspringer, sondern auch ein aufsteigender Star bei den World Series, seit sie 2021 die Szene betrat. Im Jahr 2022 schnappte Carlson der bis dahin scheinbar unaufhaltsamen Rhiannan Iffland beim Saisonauftakt in Boston einen Überraschungssieg vor der Nase weg - genau bei dem Event, bei dem auch ihr Freund Aidan Heslop einen bedeutenden Sieg errang.
Ehrlich, offen und großzügig hat Carlson dazu beigetragen, Millionen Menschen auf der ganzen Welt die Kunst des Klippenspringens näher zu bringen. Aber hinter ihrem lebhaften Äußeren verbirgt sich eine wilde und feurige Konkurrentin, die in ihrer bisherigen World Series-Karriere drei Siege errungen und nur vier Mal einen Platz auf dem Podium abgegeben hat. Sie ist eine ständige Bedrohung für Ifflands Dominanz in diesem Sport und es besteht kein Zweifel, dass Carlsons Tag kommen wird.
06
Aiden Heslop
Vertritt: Großbritannien
Geboren: 2002
Die Geschichte von Aidan Heslops wahnsinnigem Talent wurde schon oft zitiert, verliert aber nie an Reiz. Als langjähriger Fan von Gary Hunt wuchs Heslop mit dem Wunsch auf, Hunts technischen Fähigkeiten, waghalsigen Sprüngen und der schieren Kunstfertigkeit, die die Legende in den Sport brachte, nachzueifern. Im Alter von 16 Jahren, bei seinem Debüt in der World Series als Wildcard, verdiente sich Heslop seine erste Auszeichnung als jüngster Diver, der jemals an der Tour teilgenommen hat, und sicherte sich 2022 einen Platz in der Stammformation.
Schon vor seiner ersten vollen Saison und drei Event-Siegen im Jahr '22 hatte Heslop mit seinem Talent für komplexe, hohe DD-Sprünge eine neue Portion Wagemut auf die Plattform gebracht. Jetzt steht der Brite an der Spitze einer neuen Generation und geht an die Grenzen seines Sports. Als Gewinner des 100. Stopps der World Series in Boston im Jahr 2024 hat sich Heslop seinen Platz in der Geschichte des Klippenspringens bereits gesichert.
Mit seinen 22 Jahren und zwei Beinahe-Siegen bei der Jagd nach der King Kahekili Trophäe ist Heslop ein Top-Anwärter in der Welt des Klippenspringens, der noch viele Kapitel zu schreiben hat.
07
Anna Bader
Vertritt: Deutschland
Geboren: 1983
Die aus Deutschland stammende Anna Bader war eine der ersten Athletinnen, die vor zehn Jahren in der ersten Red Bull Cliff Diving-Damen-Gruppe vertreten war. Langjährigen Fans der World Series dürfte Baders Name aber vor allem deshalb aufgefallen sein, weil sie schon viele Jahre vor der Einführung der Damenkategorie an der Seite der Herren teilnahm. Mit sechs Podiumsplätzen in 18 Wettbewerben und einem zweiten Platz in ihrer ersten Saison war Bader nicht nur eine Pionierin für Frauen in diesem Sport, sondern geht auch mit 40 Jahren noch ihren eigenen Weg.
Nach der Geburt ihres ersten Kindes nahm Bader eine Auszeit, kehrte aber 2022 in den Wettkampfsport zurück. Seit ihrer zweiten Kinderpause ist Bader wieder ein Vorbild an Furchtlosigkeit und Durchhaltevermögen. Abseits der World Series Tour belegte die deutsche Teilnehmerin einen soliden sechsten Platz bei den Weltmeisterschaften in Doha und wird 2024 als viel erwartete Wildcard in die World Series zurückkehren.
08
Artem Silchenko
Vertritt: Unabhängig
Geboren: 1984
Artem Silchenko hat seinen Platz in der Geschichte der Red Bull Cliff Diving World Series als eines der "Originale" des Sports seit der ersten Saison 2009 zementiert - ebenso wie seinen Ruf als einer der härtesten Wettkämpfer, die jemals auf dem Sprungturm standen. Silchenkos Erfolgsbilanz zeugt von seiner Hartnäckigkeit: In seiner Karriere als Klippenspringer hat der Unabhängige fünfmal den Titel des World Series Champions gewonnen.
Silchenko brauchte vier Saisons voller Durchhaltevermögen und Entschlossenheit, bevor er im Alter von 29 Jahren endlich sein Ziel erreichte und sich 2013 den Weltmeistertitel sicherte. Er ist nach wie vor der Diver mit den zweitmeisten Einzelsiegen und 10er-Wertungen der Kampfrichter. Mit seinen 40 Jahren beehrt er die World Series immer noch gelegentlich mit seiner Anwesenheit als Wildcard-Athlet. Silchenko ist ein Meister der Worte und seine Kommentare nach den Wettkämpfen sind eine wahre Fundgrube an prägnanten, fast poetischen Botschaften - "ein Tauchgang, eine Million Dinge, die schiefgehen können".
Silchenkos Stärke und sein Stil haben ihm ebenfalls einen Platz in dieser Liste eingebracht, denn er ist der Erfinder des "Triple-Triple" - eines ehemals bahnbrechenden Manövers mit drei Saltos und drei Drehungen, das den Wettkampfcharakter seiner Sportart in den Anfangsjahren auf ein neues Niveau brachte. Silchenko war auch ein Vorreiter des "Blind Entry", einer Art "Signature Move", den er schließlich perfektionierte und an den er sich treu hielt, egal ob er ihn absolvieren konnte oder nicht.
09
Rachelle Simpson
Vertritt: USA
Geboren: 1988
Rachelle Simpson, die als "Amerikanische Königin des Klippenspringens" bekannt ist, hatte 2014 die Ehre, bei der allerersten weiblichen Meisterschaft mitzuspringen und wurde historisch gesehen die erste Frau, die den Weltmeistertitel holte. Simpson hatte nie Angst, ihre Ängste auszusprechen, wenn sie sich auf einen Sprung aus 20 m Höhe vorbereitete, und fand ihre Stärke darin, diese Ängste zu überwinden und ihre Sprünge zu meistern.
Simpson dominierte nicht nur ihre erste Saison, sondern wurde auch die erste Athletin in der Damenkategorie, die sich dank zweier epischer Siege am Possum Lake (USA) und in Polignano a Mare (Italien) den Titel in der Red Bull Cliff Diving World Series sicherte. Im selben Jahr holte sie außerdem Gold bei den FINA-Weltmeisterschaften in Russland und beim FINA-Weltcup in Mexiko.
10
Ginger Huber
Vertritt: USA
Geboren: 1974
Die amerikanische Athletin Ginger Huber hat den größten Teil ihres Lebens ihrem geliebten Sport, dem Turmspringen, gewidmet. Fans des Klippenspringens kennen sie vielleicht als Jurorin bei der aktuellen Tour, aber ihre Verbindung zur Red Bull Cliff Diving World Series reicht viel weiter zurück.
Als eine der ersten Athletinnen der World Series wurde Huber in sechs Saisons bis zu ihrem letzten Auftritt 2019 ein vertrautes Gesicht. Von Anfang an hat Hubers Engagement für ihren Sport dazu beigetragen, den Weg für eine neue Generation von Klippenspringerinnen nach ihr zu ebnen. Einer von Hubers Karrierehöhepunkten besteht darin, dass sie als erste Klippenspringerin von den Kampfrichtern eine perfekte 10 erhielt - vielleicht ein perfekter Kreislauf zurück zu ihrer jetzigen Position, in der sie eine neue Generation von Talenten bewertet und beaufsichtigt.