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F1-Bolide vs. 300 km/h-Drohne: So nah warst du der Formel 1-Action noch nie

Als Weltpremiere hat es eine Drohne geschafft, eine ganze Runde lang mit dem Formel-1-Auto von Max Verstappen mitzuhalten. Der Drohnen-Pilot erklärt die Hintergründe.
Autor: Tom Ward
5 min readPublished on
Am 13. Februar 2024 gelang Shaggy, alias Ralph Hogenbirk von den "Dutch Drone Gods", das Unmögliche. An einem verregneten Morgen auf dem Silverstone Circuit in Großbritannien folgte seine speziell angefertigte Red Bull Drone 1 - mit einer Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h - dem brandneuen F1-Auto von Oracle Red Bull Racing eine volle Runde lang. Dieses Kunststück ist nicht nur ein Novum in der Drohnentechnologie, sondern war auch in der Geschichte der Formel 1 noch nie dagewesen.
Sieh dir den unglaublichen Flug um die Strecke im Video oben an.
Shaggy selbst ist kein Unbekannter, wenn es um schnelle Drohnen geht - er ist fester Bestandteil der Drone Racing League und hat die rasante und frenetische Red Bull Valparaíso Cerro Abajo-Abfahrt gefilmt. Doch lässt sich das nicht mit diesem Projekt vergleichen. Hier musste er nicht nur die Drohne selbst bauen, sondern auch gegen den besten Fahrer von Oracle Red Bull Racing, Max Verstappen, antreten. Als die Nummer 1 der Formel 1 die Maschine schließlich zu Gesicht bekam, zeigt sich der Formel 1-Pilot begeistert: "Das könnte die Art und Weise verändern, wie die Leute die Formel 1 sehen."
Ralph Hogenbirk bereitet sich auf den Drohnenflug vor.

Der niederländische "Drone God" Shaggy

© Joerg Mitter/Limex Images

Das könnte die Art und Weise verändern, wie die Leute die Formel 1 sehen!
"Man kann gar nicht anders, als wirklich beeindruckt zu sein... allein von der visuellen Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegt. Er 'zoomt' einfach und verschwindet. Es ist wirklich beeindruckend", meint David Coulthard, der von der Seitenlinie aus zusah, wie sich Shaggys Kreation ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Verstappen lieferte.
Im Interview erfährst du, wie das allererste Drohnenrennen zwischen Pilot und F1-Fahrer ablief.

Das Wetter war so regnerisch, dass du nur einen Versuch hattest, es richtig zu machen. Also, kein Druck, oder?

Es war hektisch. Wir haben während der Testfahrten mit Formel-1-Autos gefilmt, also wussten wir in gewisser Weise, was uns erwartet. Am eigentlichen Tag hatten wir nur eine Aufnahme und es kam viel Gischt aus dem Auto, was die Sache schwieriger machte. Es ist ein brandneues Auto und ein anderer Fahrer als der, mit dem wir trainiert haben, also hatten wir keine Ahnung, wie schnell es sein und wo die Bremspunkte liegen würden. Wir mussten uns auf diese eine Aufnahme einstellen und einfach improvisieren und alles anwenden, was wir geübt hatten.

Max Verstappen zeigte sich von der Drohne sehr beeindruckt. Wie war deine Erfahrung?

Durch die eingeschränkte Perspektive während der Drohnensteuerung ist es vielleicht etwas schwieriger, die Strecke zu sehen, trotz der Vogelperspektive. Max hat die Strecke hingegen fest im Blick; er kann die 150- und 100-Meter-Marker einsetzen und genau bremsen. Ich habe meinen Blick von oben und beobachte ihn, also muss ich mich ganz auf das Auto konzentrieren. Ich weiß nicht, wo er bremsen wird, also muss ich immer darauf reagieren, was das Auto macht.

Die Drohne kann bis zu 350 km/h schnell werden und beschleunigt doppelt so schnell wie ein F1-Auto.

Max Verstappen checkt seinen Rennpartner.

© Joerg Mitter/Limex Images

Und du versuchst nicht nur mitzuhalten, sondern musst auch noch an zwei 4k-Kameras denken. War es schwierig, all das bei so hohen Geschwindigkeiten im Bewusstsein zu behalten?

Für mich ist es wahrscheinlich ähnlich wie beim Autofahren: Du musst dich einfach auf das konzentrieren, was du tust, und darfst nicht über die Geschwindigkeiten nachdenken, die du erreichst. Ich weiß, dass sich die Steuerung verändert, wenn ich schneller fliege, und dass sie empfindlicher wird. Ansonsten reagiere ich nur auf das, was das Auto macht, und konzentriere mich darauf, es im Bild zu halten.

Das Fahren eines F1-Autos ist unglaublich anstrengend. Hat das Fliegen der Drohne auch eine physische Seite?

Das ist nicht ganz dasselbe. Was das Adrenalin angeht, muss ich einigermaßen ruhig bleiben, aber das ist nicht immer einfach zu zu bewerkstelligen. Ich war ziemlich nervös. Viele Piloten haben zittrige Finger, ich aber habe immer das Gefühl, in der Drohne zu sein. Ich bin voll verbunden, es ist wie eine außerkörperliche Erfahrung. Der Adrenalinspiegel ist hoch, obwohl ich in meinem Stuhl sitze und mich nicht bewege.

Die Drohne hält eine ganze Runde lang das Tempo eines F1-Autos - ein Novum nicht nur in der Drohnentechnologie, sondern auch in der Geschichte der Formel 1.

Die Red Bull Drone 1 hält mit dem RB20 Schritt.

© Joerg Mitter/Limex Images

Mit einer Drohne musst du dreidimensional denken, da du auch Höhe und Tiefe mit einbeziehen musst. Wie wirkt sich das auf deine Arbeit aus?

Ich passe die Höhe immer an die jeweilige Situation an. Auf den Geraden fahre ich ein bisschen höher. Du hast Luft, die vom hinteren Flügel des Autos kommt, also willst du darüber bleiben. Normalerweise halte ich eine Höhe von etwa 10 bis 20 Metern über der Strecke. In den Kurven wird das Auto langsamer, also tauche ich ab, um näher an das Auto heranzukommen und eine bessere Aufnahme zu machen. Es kann sein, dass ich irgendwann nur noch ein oder zwei Meter über dem Auto bin.

Meditierst du, um dich besser konzentrieren zu können?

Ich habe mit Meditation nichts am Hut, obwohl ich die Denkweisen und Lehren daraus mag. Für mich geht es bei der Konzentration darum, genau zu wissen, was die Drohne in jeder Situation tun könnte, und zu wissen, was ich in jeder Situation tun kann. Und dann zwinge ich mich, ruhig zu bleiben und die Nervosität nicht durchdringen zu lassen. Es geht darum, alle Ablenkungen von außen auszublenden und mich in diesem Moment von nichts anderem stören zu lassen.

Leistungsstark: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 350 km/h und sie beschleunigt von 100-300 km/h in nur zwei Sekunden.

Die Seele der Red Bull Drone 1.

© Joerg Mitter/Limex Images

Was kommt als Nächstes?

Auch wenn diese Drohne wirklich cool aussieht und sie so funktioniert, wie sie soll, können wir natürlich noch viel mehr tun. Ich denke, wir sollten unter anderem versuchen, eine qualitativ hochwertige Live-Videoübertragung hinzubekommen, damit wir diese für das Live-Streaming nutzen können. Und dann geht es darum, weiter zu testen und zu beweisen, dass diese Drohnen sicher und zuverlässig sind. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird...

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Max Verstappen

Max Verstappen hat im Alter von 18 Jahre und 228 Tagen als jüngster Fahrer der Geschichte einen Grand Prix gewonnen. Mit 24 Jahren holte er den ersten WM-Titel. 2022 und 2023 gewann er erneut die WM.

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