Für eine krasse Party müssen in der Regel drei Komponenten erfüllt sein: Zuerst einmal die passende Location, dann natürlich der DJ. Doch auch die talentiertesten Herren an den Turntables sind nur halb so viel wert, wenn sie mit einer durchschnittlichen Anlage auflegen. Unter DJs und Kennern der Club-Szene gleichermaßen beliebt, ja fast vergöttert, wird ein Soundsystem aus England: Funktion-One! Habt ihr noch nie gehört? Dann seid jetzt mal ganz Ohr!
Wenn die Anlage der Star im Club ist
Ob das Berghain in Berlin, das legendäre Space (Ibiza) oder auch der Londoner Millennium Dome: Alle schwören sie auf die Technik der Klangschmiede um Mastermind Tony Andrews. Ein Mann, der im Alter von 16 Jahren seinen ersten Lautsprecher gebaut hat. Inzwischen hält Funktion-One fünf Patente für eigene Erfindungen. Was machen Andrews und Co. anders? Bei der Beantwortung dieser Frage kommen wir um ein paar Fachbegriffe nicht ganz herum.
Lautsprecher gibt es wie Sand am Meer. Schraubt man diese auf, werdet ihr sogenannte DSP-Chips für die digitale Soundverarbeitung finden. Nicht so bei Funktion-One. Die Firma kommt völlig ohne DSP oder sonstige Equalizer aus. Will heißen: Viel Sound für ein Minimum an Verstärker-Leistung und null Komma null Verzerrung!
„Alle anderen Geräte benutzen metallische Membran. Das Ding, das den Klang erzeugt, ist aus Metall. Wir erzeugen dieses Frequenzband mit konischen Lautsprechern, die aus Papier bestehen."
Klangmonster und Wattschleuder
War das schon das ganze Geheimnis? Natürlich nicht! Bei einer neuen Anlage kann es Wochen oder gar Monate dauern, ehe sie so eingestellt ist, dass sich der Sound perfekt in jede Ecke des Raumes verteilt. Beispiel: Jedes Mal, wenn ihr im Club den Abstand zu einer Box verdoppelt, verringert sich die Lautstärke um etwa sechs Dezibel. Für seine Kunden stimmt Funktion-One Lautsprecher und deren Bauform perfekt aufeinander ab.
Diese Individualität hat natürlich seinen Preis. Der „Dance Stack“, einem System, bei dem einem schon die Optik das Fürchten lehrt, schlägt beispielsweise mit 20.000 Euro zu Buche - mal ganz abgesehen von den immensen Stromkosten! Im Berghain stehen gleich sechs dieser Klang- und Wattmonster. Das führt zu einem 4/4-Takt, also dieses Bam Bam Bam Bam im Hintergrund der EDM-Tracks, der so kristallklar ist wie in einem Tonstudio. Der Bass-Kick: So mächtig, das er uns bis ins Mark durchpustet.
Neben dem berühmtesten Techno-Schuppen Deutschlands sind nur eine Handvoll anderer Diskotheken in Besitz einer Funktion-One. Dazu zählen die Halle 02 in Heidelberg und das Bootshaus. Der Club in Köln-Deutz rüstete nach der Main Hall vor kurzem auch eine kleinere Halle („Dreherei“) mit dieser hochmodernen Anlage aus.
Wer mit einer Funktion-One mithalten kann
Wenn es überhaupt einen Club gibt, der rein soundtechnisch dazu in Konkurrenz treten kann, steht dieser in München. Zwar erst im April 2017 eröffnet, sollte das Blitz vielen Elektro-Fans aber bereits ein Begriff sein. Bass-Boxen, Hörner, Verstärker und Frequenzweichen ließen sich die Betreiber ebenfalls aus England liefern. Die Klang-Ingenieure von VOID Acoustics konstruierten für die Museumsinsel eine der größten Anlage, die der Hersteller jemals gebaut hat.
Hierzulande darf der Dauerschallpegel den Wert von 100 zwar nicht überschreiten. Man kann sich jedoch sicher sein, dass die genannten Clubs mit VOID oder Funktion-One die Toleranzgrenze hin und wieder etwas ausreizen. So oder so: Ohne Tinnitus werdet ihr das Blitz sicher nicht verlassen.
Und zum Schluss möchten wir euch noch vorwarnen: Wer jetzt darüber nachdenkt, sich eine solche Anlage - und sei es nur eine der kleineren Boxen - in die Gartenlaube zu stellen, hat wohl ziemlich schnell das Ordnungsamt vor der Tür stehen!