Was kam zuerst: das Fotografieren oder das Skaten?
Tatsächlich war das Skaten zuerst da, die Fotografie ist dann aber sehr bald dazugekommen. In der Skate-Crew war immer eine Videokamera oder einen Fotoapparat dabei, um unsere Tricks und Erlebnisse auf Wiens Straßen zu dokumentieren. Am Anfang habe ich eher mehr gefilmt und mich dann in der Welt der Fotografie verloren. Das ist alles ab 1998 passiert.
Deine berufliche Laufbahn ist für viele Leute der Traum-Verlauf schlechthin. Erzähl wie das alles angefangen hat.
Am Anfang hatte ich viel Glück, vielleicht kann man es das Glück des Fleißigen nennen. Jedenfalls war Skateboarding zu der Zeit am Boomen und ich war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. So sind Sponsoren auf mich aufmerksam geworden und das hat sich dann einfach organisch entwickelt. Mir war aber von Anfang an klar, dass das nichts für die Ewigkeit sein würde, darum habe ich mir parallel dazu meine Karriere als Photograph aufgebaut. Mir war es immer wichtig einen Backup Plan zu haben, für den Tag an dem meine aktive Zeit als Skateboarder zu Ende gehen würde. Dieses Ende ist dann erstaunlich spät gekommen und ich hatte viel Zeit, um ganz unterschiedliche Projekte umzusetzen und konnte dabei wertvolle Erfahrungen sammeln.
Man gewinnt sicher viel Freiheit, wenn man nicht allein von sportlichen Leistungen abhängig ist. Würdest du sagen, dass sich dieser Effekt positiv auf deine Skate-Karriere ausgewirkt hat?
Auf jeden Fall, mein Zugang war dann einfach ein ganz anderer. Dadurch war dann viel Raum für Kreativität, ich konnte mich eher auf jene Dinge konzentrieren, die mir selbst wichtig waren, ohne Angst vor dem Scheitern zu haben. Durch diese Kombination aus Unbeschwertheit und einem hoch professionellen Umfeld haben dann meine Projekte erst recht gut funktioniert. Diese Zeit hat mich persönlich auch stark geprägt.
Das Ledge-Skaten hat eine gewisse Magie in sich.
Du hast auch in der Zeit von 2008 bis 2013 dein Magazin „Trottoir Skateboarding“ herausgegeben. Kannst du dir ein Revival vorstellen?
Genau genommen war das von 2007 bis 2012 – also über 5 Jahre lang. Das war für mich ein Herzensprojekt und ich habe sehr viel persönliche Energie hineingesteckt. Mit einer Familie und einem „echten“ Beruf ist das etwas komplett anderes - jetzt habe ich die Ressourcen für so etwas nicht mehr (lacht). Als ich damals noch 10 Stunden pro Tag, an 7 Tagen die Woche unterwegs skaten war und meine Kamera mithatte, habe ich nebenbei Fotos geschossen oder bin selbst am Board gestanden. Da war das ein recht logischer Schritt, das ganze Material in ein Magazin zu gießen. Aber offen gestanden kann ich mir kein Revival vorstellen.
Umso cooler finde ich es dann aber, dass es in ganz Europa in so gut wie jeder Großstadt kleinere Magazine gibt, die in der gleichen Tradition wie das Trottoir angefangen oder umgesetzt wurden. Was mir auch gefällt ist, dass durch die Vielfalt an Heften neue Blickwinkel präsentiert werden und der Szene eine erweiterte Plattform zur Verfügung gestellt wird.
Was hat dir – als zu das Magazin herausgegeben hast – am meisten an deiner Arbeit Spaß gemacht, was war besonders anstrengend?
Wenn man bei einem größeren Magazin ins Impressum schaut, sieht man, wie viele Leute eigentlich an einer einzigen Ausgabe beteiligt sind - alle diese Aufgaben habe ich komplett alleine gemacht. Von der Konzeption, Produktion bis hin zu den Fotos und Texten, Anzeigenverkauf und Vertrieb. Der Lernprozess dieses Sammelsuriums an Aufgaben hat mir am meisten für meinen weiteren Beruf und Werdegang gebracht. Das Thema DIY hatte für mich auch immer einen hohen Stellenwert, daher hat mich diese Aktion sogar noch mehr geprägt als meine Zeit als Skateboarder, weil da einfach sehr viel passiert ist.
Das ganze hat nach 16 Ausgaben jedoch einen Punkt erreicht, an dem ich das Gefühl hatte zu stagnieren. Für mich hat sich das Magazin nicht genug weiterentwickelt - als Solo-Projekt wurde es dann auch einfach zu viel.
Wir gehen dieses Jahr in die dritte Runde von Red Bull LEDGEnd. Wie unterscheidet sich dieses Format von deinen bisherigen Projekten?
Red Bull LEDGEnd ist das erste große Eventformat, das ich initiiert habe. Zu meiner aktiven Zeit habe ich hauptsächlich an Shooting- und Reiseprojekten gearbeitet. Es war mir aber immer ein Anliegen, ein Contestformat auf die Beine zu stellen, das sich von allem Bisherigen unterscheidet. Ich habe lange nach einem einfachen Konzept gesucht, das nahe an der Szene ist. Red Bull LEDGEnd ist genau das: einfach, ehrlich, aber von einem sportlichen Level, das seinesgleichen sucht.
Was macht Red Bull LEDGEnd so besonders?
Ein Ledge ist die einfachste skatebare geometrische Form – ein Betonblock, mehr nicht. Und genau auf diesem simplen Obstacle passieren die kreativsten und technischsten Tricks seit der Erfindung des Skateboards. Das fasziniert mich einfach. Man braucht auch keine ausgefallene Infrastruktur, um Red Bull LEDGEnd umzusetzen: ein Ledge, eine Hand voll Skateboarder:Innen und es kann schon losgehen. Das geht überall auf der Welt und eignet sich eigentlich auch perfekt für ein internationales Format. Wenn das Level schon bei uns in Wien so unglaublich hoch ist, kann ich mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn wir die weltbesten Techskater auf ein Ledge loslassen – das sprengt meine Vorstellungskraft. Wir werden uns dahinterklemmen, Red Bull LEDGEnd weiterzuentwickeln - ich sehe da unglaublich viel Potenzial.
Tricks die sonst nur in Videoparts passieren, sieht man als Zuschauer live vor Ort - das macht Red Bull LEDGEnd zu einem Unikat.
Inwiefern unterscheidet sich Red Bull LEDGEnd dann von anderen Contests?
Ich würde es als kompetitive Session bezeichnen und gar nicht als Contest – darum eignet sich LEDGEnd auch so gut für jene Skater:Innen, die sonst nicht so gerne an Contests teilnehmen. Die Fahrer bekommen viel Zeit, um an den richtig technischen Tricks zu arbeiten. Bei klassischen Formaten haben die Rider 60 Sekunden, um ihr einstudiertes Repertoire abzurufen, hier haben wir es mit 40-minütigen Heats zu tun, in denen die Rider ganz tief in die Trickkiste greifen können. Die Zuschauer bekommen hier Skateboarding Live zu sehen, das man normal nur aus Videoparts kennt. Es ist für alle Beteiligten ein wirklich einmaliges Erlebnis.
Dein Projekt “A Skateboarders Romance” hat in Wien ziemliche Wellen geschlagen. Hast du dir selbst auch schon einen privaten Skatepark in deinen Keller betoniert?
Ganz wichtig: das war UNSER Projekt. Die Spoff-Jungs und Johannes Wahl waren unter anderem Teil davon, ich war der, der es fotografiert hat. Ich komme daher fälschlicherweise oft in den Ruhm, dass mir das ganze Projekt zugeschrieben wird.
Jedenfalls haben wir nach dem Projekt immer wieder etwas betoniert. Nachdem das aber auch sehr zeitintensiv ist, ist das immer mehr eine Spaßbeschäftigung für mich geblieben. Die Spoff’s auf der anderen Seite haben sich in der Richtung professionalisiert und bauen jetzt die besten Skateparks in Österreich. Es ist spannend, die ersten Gehversuche von ihnen mitbekommen zu haben und zu sehen, was sie daraus gemacht haben. Ich habe seitdem aber keine nennenswerten DIY-Projekte mehr umgesetzt. Als meine erste Tochter auf die Welt gekommen ist, habe ich sowieso kaum mehr Zeit auf der Baustelle verbracht.
Wie sehr hat sich dein Leben verändert, seit du deinen Karrierewechsel vollzogen hast?
Die Regenerationszeiten sind nach jeder Skate-Session immer länger geworden - irgendwann hat mein Körper, nach den vielen intensiven Jahren, Warnsignale gesendet. Ich bin ein recht pragmatischer Mensch und meine Devise war hier: man soll aufhören wenn’s am schönsten ist. Ich hatte den Ausstieg ja gut vorbereitet, somit ist es mir nicht schwergefallen, mit einem harten Cut meine Sponsoringdeals zu beenden. Als Familienvater und Vollzeitfotograf hat sich jetzt natürlich einiges geändert. Die Nächte sind kurz und die Tage lang, aber ich nehme diese Herausforderungen mit demselben Commitment an.
In deiner Laufbahn hört sich vieles nach “richtige Zeit, richtiger Ort” an.
Das stimmt, ich bin ein geduldiger und aufmerksamer Mensch, der versucht die richtigen Gelegenheiten wahrzunehmen, wenn sie sich ergeben. Genau so muss man erkennen, dass ein Ende auch eine neue Chance darstellt. Jetzt habe ich den Kopf frei für Neues und kann mich voll und ganz auf das konzentrieren, was vor mir liegt.
Es ist sicher ein cooles Gefühl, die Szene so hautnah mitbekommen zu haben.
Auf jeden Fall. Die Szene entwickelt sich als Ganzes weiter und es ist schön hier einen Betrag leisen zu können. Skateboarding wird immer diverser und öffnet sich immer mehr in alle Richtungen – das ist eine schöne Entwicklung.