Das österreichische Schulsystem hat nicht den allerbesten Ruf, aber im Fall von Daniel Winklhammer aus Salzburg und Dominik Seibold aus Bayern hat es durchaus geholfen. Die beiden haben sich in der Informatik-HTL in Salzburg gemeinsam eine „Ehrenrunde“ gegönnt - und sind gute Freunde geworden. Jahre später gründen sie ihr Startup: 21Bitcoin.
„Die einfachste Bitcoin-App überhaupt“, sagt Daniel. "Wir konzentrieren uns auf die Original-Kryptowährung. Das hat viele Vorteile, was Kosten und Regulatorik betrifft. Und Bitcoin hat schon heute eine extrem große und starke Community in Europa.“
Die einfachste Bitcoin-App überhaupt.
Aber der Reihe nach. Schon damals in der HTL in Salzburg stolperten Daniel und Dominik über Bitcoin. „Ein Klassenkollege hat seinen Server so bezahlt. Auch Silk Road, die berühmte Website im Darknet, war damals ein Thema. Ich wollte kurz Bitcoin kaufen, aber es gab einfach keinen simplen Weg, das zu tun.“ Verstanden habe er damals nichts von Bitcoin. Auch das berühmte Whitepaper, jene 9 Seiten PDF, die der anonyme Erfinder Satoshi Nakamoto 2008 ins Netz stellte, blieb ungelesen.
Warum Bitcoin anders ist
„Als der Preis 2017 auf 1.000 Dollar gestiegen ist, wurde ich wieder aufmerksam.“ Daniel steigt ein in die Welt der Kryptos, sieht sich auch Ethereum an und programmiert sogar für diese Plattform. Heute interessieren ihn die übrigen Kryptodinger aber nicht mehr: „Bitcoin und Krypto, das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Bitcoin ist ein monetäres Asset, ein Geld. Und es ist die einzige wirklich dezentrale Assetklasse überhaupt. Alles andere sind eher Services und Geschichten, in die Venture Capital Fonds gerne investieren.“
Nach der Matura trennen sich die Wege von Daniel und Dominik kurz. Daniel geht nach Wien um Wirtschaft zu studieren. Dominik nach München, ebenfalls um Wirtschaft zu studieren. Nach der Hypephase 2017 kommt der tiefe Kryptowinter von 2018 und 2019. Daniel verkauft nichts, macht tiefe Verluste, bleibt aber drin. „Dann hab ich mich auf Twitter angemeldet und zufällig das Buch 'Bitcoin Standard' gewonnen - nachdem ich das gelesen hatte, war es das endgültig.“
Bitcoin und Krypto, das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.
Der Titel des Ökonomen Saifedean Ammous, das auch auf Deutsch ein Bestseller wurde (Aprycot Media Verlag), gilt als eines der wichtigsten Bücher über Bitcoin. „Und ich war immer so ein Typ, der den Sachen auf den Grund gehen will und die Dinge hinterfragt“, sagt Daniel.
An der Wiener WU wird ihm das erstaunlicherweise nicht geboten. „Da hast du deine Vorlesungen und denkst dir, dass du weißt, was Geld ist. Aber du hast keine Ahnung. Unter den anderen Studenten ist es sowieso immer nur ums Reich werden gegangen.“
Der zündende Funke
2019 sitzen die beiden Schulfreunde dann wieder zusammen. Inzwischen sind beide tief drin im Thema. Aber eines wurmt sie: „Viele haben uns gefragt, wo sie Bitcoin kaufen sollen. Wir haben sie zu den großen Handelsplätzen geschickt.“ Aber dort gibt es viel mehr als „nur“ Bitcoin. „Also sind viele Freunde nach zwei Wochen mit Shitcoins daher gekommen und haben uns erklärt, dass Litecoin ja viel schneller ist oder Ethereum ja viel mehr kann.“ Das sei nervig gewesen, sagt Daniel.
Schnell wurde beim Mittagessen 2019 klar: Es muss eine Alternative her. 21Bitcoin war geboren. Also zumindest die Idee. Es sollte noch mehr als zwei Jahre dauern, bis die App gelauncht wird. „Es gab große Probleme und lange Wartezeiten bei den Behörden. Rechtsanwälte, Finanzaufsicht, das dauert alles.“ In der ersten Phase hatten beide noch Vollzeitjobs nebenbei - aber Anfang 2021 kam die Stunde der Entscheidung: „Da haben wir gesagt, entweder wir machen das richtig - oder wir lassen es.“ Sie haben sich für „richtig machen“ entschieden.
Im Sommer 2021 stiegen die ersten Investoren ein, Daniel und Dominik konnten Mitarbeiter anstellen und die App wurde nochmal von Grund auf entwickelt. Dann kam der Launch - zu einer Zeit, als Bitcoin noch gut angeschrieben war. Inzwischen stecken wir aber wieder in einem dieser Kryptowinter, der Preis ist tief gefallen - und viele „Shitcoins“ haben das Zeitliche gesegnet.
Von Bullen und Bären
Erfahrene Bitcoiner kennen das aber schon. „Bärenmärkte sind die Zeit, etwas aufzubauen.“ Also sind die Gründer von 21Bitcoin derzeit auf der Suche nach neuen Investoren, um für einen möglichen kommenden Aufschwung gerüstet zu sein. Klar, niemand kann in die Zukunft sehen. Aber Bitcoin wurde schon oft für Tod erklärt und ist wieder gekommen.
Und für 2024 steht das so genannte „Halving“ an. Da wird die Ausgaberate von Bitcoin halbiert, die Inflationsrate sinkt also - das hat in der Vergangenheit stets zu einem großen Preisanstieg geführt. Und wenn der kommt, wissen auch Daniel und Dominik endlich, wohin sie Interessierte schicken können: Auf ihre eigene App, wo es nur Bitcoin gibt, sonst nichts.