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Preiswert: das Zone 14 Starter-Paket gibt es für 139€.
© Zone 14
Fußball
Fußball-Videoanalyse für Amateure: So wirst auch du ein Klopp
Das österreichische Start-up „Zone 14" macht Spielanalysen auch für kleine Fußballvereine bezahlbar. Denn gerade im Amateurbereich sind die Verbesserungspotentiale der Spieler erstaunlich.
Autor: Marc Baumann
4 min readPublished on
Ein Fußballtraining nahe München an einem kalten Februarabend: Zwanzig Jungs laufen wild zwischen zwei Toren hin und her, am Spielfeldrand steht ihr Trainer und ruft mit mal flehender, mal mahnender Stimme über den Rasen. „Haltet eure Positionen!" und „Jungs, Seitenwechsel!" oder „Niko, spiel ab!". So ganz hat seine D-Jugend noch nicht verstanden, dass beim Fußball auch das Bewegen ohne Ball wichtig ist – sich freilaufen, dem Gegner Passwege zustellen, Abwehrketten verschieben. Am Ende ist der Mann im Trainingsanzug heiser und als er die Ballsäcke wegträgt, möchte man ihm eine Internetadresse zustecken: zone14.ai

Wie funktioniert Zone 14?

Für derzeit 139 Euro verschickt das österreichische Start-up „Zone 14" eine Box bestehend aus einer 4K-Kamera, Internetzugang und Montageset. Wenn man als Verein dann noch einen Flutlichtmasten (oder notfalls Baum) hat, die Kamera daran in acht, neun Meter Höhe befestigt und sie mit Strom versorgt, legt die künstliche Intelligenz (KI) los. Trainer oder Trainierinnen können das Datum und die Uhrzeit des nächsten Spiels vorprogrammieren und später daheim am Laptop aus den Aufnahmen die wichtigen Spielszenen markieren und vorführen.
Alles im Blick: Die KI von Zone 14 tracked jeden Spieler auf dem Platz.
Alles im Blick: Die KI von Zone 14 tracked jeden Spieler auf dem Platz.© Zone 14
Ausgewählte Clips lassen sich auch an Spieler oder Betreuer verschicken. Die Spielanalyse für den kleinen Geldbeutel kann all das, oder fast all das, was Jürgen Klopp oder Pep Guardiola ganz selbstverständlich von ihren Analyseteams vorgelegt bekommen. Bei Zone 14 muss der Trainer das Spiel selber auswerten, Zeitraffer und Tastatur-Shortcuts helfen dabei. Sehr erfahrene Nutzer schaffen es wohl in 30 Minuten pro Partie.
Mehr als 11 000 Fußballmannschaften gibt es alleine in Österreich und weniger als ein Prozent haben bislang die Möglichkeit, ihre Spiele auswerten zu lassen. „Gute Videoanalyse kann im Profisport die letzten ein bis zwei Prozent mehr ausmachen – aber im Breitensport hat sie einen Rieseneffekt", sagt Simon Schmiderer, einer der drei Gründer von „Zone 14" und hobbymäßiger Linksverteidiger. Er spielt niederklassig, hat erst vor fünf Jahren mit dem Vereinsfußball angefangen und war früher immer schon nach 60 Minuten Spielzeit müde. „Mein Trainer hat oft gesagt: Simon, ruhig, du musst nicht so viel laufen. Wenn man sich dann mal selber sieht in der Videoanalyse, versteht man es, wie viele leere Meter man läuft im Spiel, wie weit weg man vom Gegenspieler steht."
Lukas, Tobias und Simon sind die klugen Köpfe hinter Zone 14.
Lukas, Tobias und Simon sind die klugen Köpfe hinter Zone 14.© Zone 14

Wie kam es zur Idee?

Die Idee, Videoanalyse für alle anzubieten, entstand, als Zone-14-Mitgründer Lukas Grömer sich mit einem Freund vom ORF unterhielt, der erzählte, wie aufwendig dort zum Teil noch Spieldaten erhoben werden von freien Mitarbeitern, die im Stadion oder vor dem Bildschirm alle Ballkontakte mitschreiben. Das müsste mit einer KI, die Fernsehbilder auswertet, doch leichter gehen, dachte Grömer und fand in Tobias Gahleitner und Simon Schmiderer Mitstreiter. So leicht ging es dann doch nicht, das Tracken der Spieler ist schwer für den Computer, aber irgendwann klappte es.
„Wir sind dann zu Vereinen gegangen, die fanden das interessant – aber sie hatten gar keine eigenen Videoaufnahmen. Da hat höchstens mal ein Betreuer mit dem Handy mitgefilmt", erzählt Simon Schmiderer. So entstand die Idee, zusätzlich zur KI ein simpel zu installierendes Plug-and-play-Videosystem anzubieten. Die Kamera filmt durchgehend das gesamte Feld, „weil Fehler ja nicht immer nur da passieren, wo der Ball grad ist", bei der Analyse kann man zwischen Panorama-Modus und einzelnen Spielszenen hin- und herwechseln.
Keine Ausreden: Mit Zone 14 kann jede Szene des Spiels analysiert werden.
Keine Ausreden: Mit Zone 14 kann jede Szene des Spiels analysiert werden.© Zone 14

Wer arbeitet bereits mit Zone 14?

Etwas über 20 Vereine sind schon dabei, aus der untersten Herrenliga ebenso wie ein ambitionierter österreichischer Drittligist. „Wenn Spieler Videoanalysen einmal gewohnt sind, dann fragen sie nach der Technik auch bei Vereinswechseln", sagt Schmiderer. Er hofft, dass bald eine große gemeinsame Datenbank entsteht, in der Talente auf sich aufmerksam machen können.
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