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Mit Assassin's Creed Shadows verschlägt es die Reihe endlich in das feudale Japan. Ein Setting, dass sich Fans bereits seit Jahren wünschen. Doch auch spielerisch und technisch legt der Ableger zu.
Seit Ubisoft im Jahr 2007 die Stealth-Actionspiel-Reihe Assassin's Creed ins Leben gerufen hat, haben sich die Ableger immer wieder neu erfunden. Mit dem Wikinger-Abenteuer Assassin's Creed Valhalla wurde im Jahr 2020 alles größer, aber nicht zwingend besser. Quantität vor Qualität. Mit dem bislang letzten Serienteil, Assassin's Creed Mirage, knüpfte man - drei Jahre später - an die Ursprünge der Reihe an. Nun erscheint mit Assassin's Creed Shadows der nunmehr 14. Hauptteil der Kult-Serie. Und der ist ambitionierter, fokussierter und packender als jemals zuvor. Shadows ist der Neustart, den die Reihe gebraucht hat.
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Packend inszeniertes Samurai-Abenteuer
Assassin's Creed Shadows entführt euch in das feudale Japan des Jahres 1579. Die späte Sengoku-Zeit ist geprägt von internen Konflikten von rund 200 Territorien mit autonomen Herrschern und den wachsenden Einflüssen westlicher Mächte.
Shadows beginnt mit der Einführung der ersten Hauptfigur: Yasuke, ein stattlicher Krieger afrikanischer Herkunft, kommt als Sklave seiner europäischen Herren nach Japan. Dort wird Kriegsfürst Oda Nobunaga auf ihn aufmerksam und nimmt den Hünen unter seine Fittiche, wo Yasuke seine Ausbildung als Samurai absolviert und fortan als Ein-Mann-Armee für seinen japanischen Feldherren in die Schlacht zieht.
Eben jener Nobunaga ist es auch, der mit seinem Heer die Heimat Iga der zweiten Hauptfigur von Assassin's Creed Shadows, der jungen Kunoichi Naoe, einfällt und diese in Schutt und Asche legt.
Naoe wird zu Beginn des Abenteuers von ihrem Vater mit der Aufgabe betraut, eine mysteriöse Kiste vor den einfallenden Kriegern Nobunagas zu beschützen. Doch allein mit einer Übermacht konfrontiert scheitert die junge Assassinin, wird verwundet und muss mit ansehen, wie das Kästchen geklaut wird. Auf ihrer Suche nach Rache tritt Naoe der Bruderschaft bei, die im neuesten Serienteil endlich wieder eine zentrale Rolle einnimmt.
Dabei benötigt das Abenteuer nur wenige Spielstunden, um die Grundsteine für eine packende und tiefgründige Hintergrundgeschichte zu legen, die deutlich mehr fesselt als die Handlungen der letzten Assassin's Creed-Spiele. Doch nicht nur der größere Story-Fokus sorgt für Freude: Shadows legt auch hinsichtlich der Inszenierung spürbar zu. Mit kinoreif inszenierten Zwischensequenzen, packendem Soundtrack und einer dichten Atmosphäre versprüht das Open-World-Abenteuer Hollywood-Flair.
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Zwei ganz unterschiedliche Spielstile
Mit Yasuke und Naoe wartet Assassin's Creed Shadows also mit zwei spielbaren Hauptfiguren auf. Im Gegensatz zum im Jahr 2015 veröffentlichten Assassin's Creed Syndicate und dem spielbaren Geschwisterpaar Jacob und Evie Frye, spielen sich der Samurai und die Shinobi aber sehr unterschiedlich.
Naoe und Yasuke haben ihre ganz persönlichen Stärken und Schwächen. Eigene Spiel- und Kampfstile und individualisierte Strategien und Möglichkeiten. Während sich Yasuke als Samurai dem ehrbaren Kampf verschrieben hat und mit Langschwert, Stangenwaffe oder Pfeil und Bogen in die Schlacht zieht, setzt Naoe eher auf Schleichen, Fallen oder Ablenkung und erinnert damit spielerisch stark an Ezio, Altaiir oder Ratonhnhaké:ton vorangegangener Ableger.
Naoe ist die flinkere Heldin, agiert schnell und leise. Dafür ist sie mit ihren dünnen Rüstungen und der niedrigeren Gesundheit aber auch anfälliger. Yasuke hingegen trägt eine dicke Samurai-Rüstung und steckt deutlich mehr ein. Dafür bewegt sich der Riese aber auch deutlich schwerfälliger und ist dafür in der Lage, sogar wuchtige Holztore zu durchbrechen.
Genau dieser Umstand macht Shadows so besonders. Denn je nachdem, für welche Spielfigur ihr euch entscheidet, verändert sich das Gameplay fast vollständig. Dabei könnt ihr, sobald sich das Duo nach wenigen Stunden zusammengerauft hat, jederzeit frei zwischen den Held:innen wechseln.
Das sorgt im Spiel für eine zusätzliche Ebene an taktischer Tiefe. Denn schon beim Annehmen einer Mission solltet ihr abwägen, welche Vorgehensweise möglicherweise sinnvoller ist. Bis auf wenige Ausnahmen könnt ihr Assassin's Creed Shadows aber fast vollständig mit nur einer der beiden Spielfiguren abschließen.
Langjährige Fans der Reihe freuen sich darüber, mit der flinken Naoe und ihrem Enterhaken Türme zu erklimmen, die Wachmauern einer Tempelanlage zu überwinden und die Gegner mithilfe von Rauchbomben, Glöckchen und weiteren Gadgets abzulenken. Yasuke auf der anderen Seite begeistert mit brachialen Manövern und tollem Trefferfeedback. Dabei schreckt der Samurai auch dann nicht zurück, wenn er sich einer gegnerischen Übermacht konfrontiert sieht.
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Glaubhafte, lebendige Spielwelt
Den Open-World-Spielen des Publishers haftete in den letzten Jahren vor allem ein Kritikpunkt an: die "Ubisoft-Formel". Viel zu formelhaft und repetitive waren die Aufgaben meist, viel zu überfrachtet mit Symbolen fielen die Karten aus. Mit Assassin's Creed Shadows soll sich genau das ändern und das funktioniert größtenteils auch sehr gut.
Serientypisch spielen natürlich auch die Aussichtstürme wieder eine zentrale Rolle, an deren Spitze ihr die Karte der Gebiete im Umkreis aufdeckt. Doch anders als in den anderen Ablegern werden diese dabei nicht mehr automatisch synchronisiert. Vielmehr müsst ihr euch nun selbst umsehen, um interessante Orte auszumachen und diese manuell auf eurer Karte markieren. Was versteckt sich hinter der ?-Markierung auf dem Berg in 540 Metern Entfernung? Und was erwartet euch in der Burg, die sich da ganz hinten in der Talsenke erspähen lässt?
Das motiviert deutlich mehr als je zuvor in die malerische Spielwelt des feudalen Japans einzutauchen. Zumal die Aktivitäten innerhalb der Spielwelt deutlich variantenreicher ausfallen.
Mal hebt ihr feindliche Lager aus, mal testet ihr mit Yasuke eure Fähigkeiten im berittenen Bogenschießen und mal versucht ihr euch als Naoe möglichst unbemerkt an wilde Tiere heranzuschleichen, um diese mit einer Zeichnung im Sumi-e-Stil auf Papier zu bannen. Und keine Sorge: Die junge Shinobi ist dabei zu Beginn auch nicht unbedingt mit künstlerischem Talent gesegnet.
Besonders spannend sind allerdings die besonderen Aktivitäten der beiden Protagonist:innen. Yasuke findet innerhalb der Welt beispielsweise Katas, in denen er in einem Quick-Time-Event (QTE) vorgegebene Schwert-Choreografien ausführt. Naoe auf der anderen Seite versucht sich mit Kuji-ins an Meditationen, die ihren Körper und Geist in Einklang bringen sollen.
Diese meditativen Erlebnisse präsentieren sich zwar auch nur als simple QTEs, beide Aktivitäten resultieren jedoch in spielbaren Rückblicken in die Vergangenheit der Figuren, in der ihr mehr über ihre Hintergründe und Motive erfahrt. Eine gleichermaßen clevere wie spaßige Idee.
Natürlich wird die in neun große Provinzen unterteilte Spielwelt aber auch von allerlei Leben bevölkert. Die erstaunlich tiefgründigen Nebenfiguren setzt Shadows gekonnt in Szene, während Tierliebhaber Katzen und Hunde streicheln, Tanukis und viele andere Lebewesen bestaunen können. Einen Greifvogel als treuen Gefährten wissen beide Held:innen allerdings nicht mehr an ihrer Seite, dafür hilft euch euer getreues Ross, schneller von A nach B zu kommen.
- Leap of Faith: Den legendären, akrobatischen Freerunning-Move des "Todessprungs" in einen Heuhaufen gibt es in Shadows natürlich auch. Aber ist der auch in der Realität möglich? Freerunning-Profi Dominic Di Tomasso hat's ausprobiert:
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Dynamisches Wettersystem
Doch Assassin's Creed Shadows bringt zwei weitere spannende Neuerungen mit. Einerseits ist da das dynamische Wettersystem mit allen vier Jahreszeiten, das die Spiewelt nicht nur optisch verändert, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf das Gameplay hat. Wetter und Jahreszeit lassen sich allerdings nicht frei bestimmen und schreiten auch nicht dynamisch voran. Vielmehr hängt es von eurer jeweiligen Mission und der verstrichenen Zeit ab, welche Gegebenheiten gerade herrschen.
Beim Infiltrieren einer stark bewachten gegnerischen Burg könnt ihr im Frühling und Sommer beispielsweise den nahegelegenen See nutzen, um getarnt ins Innere zu gelangen. Im Winter hingegen steht euch diese Option nicht zur Verfügung, denn das ruhende Gewässer ist mit einer dicken Eisschicht überzogen. Dafür müsst ihr aber zusätzliche die an den Gebäuden und Tempeln hängenden Eiszapfen im Auge behalten, da diese mitunter herunterfallen und Schaden verursachen oder in der Nähe positionierte Wachposten alarmieren können.
Auch wenn das Wettersystem nicht ganz so dynamisch ausfällt wie wir es uns gewünscht hätten, sorgt diese Neuerung doch für ein frisches Spielgefühl und wirkt sich positiv auf die Atmosphäre aus.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem dynamischen Tag- und Nachtwechsel: Gerade die Dunkelheit in den dichten Wäldern Japans ist (mangels Fackel) merklich bedrohlicher als es noch in Valhalla oder Odyssey der Fall war. Innerhalb der Ortschaften seid ihr zudem in der Lage, Lichtquellen wie Lampions oder Kerzen kurzerhand zu löschen, was das Schleichen spürbar erleichert.
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Motivierender Basenbau
Die zweite Neuerung fügt sich ebenfalls hervorragend in das Spiel ein. Denn schon sehr früh habt ihr die Möglichkeit, mithilfe der Basenbau-Mechanik ein eigenes Versteck aus dem Boden zu stampfen. Klar: Assassinen-Büros oder Krieger-Lager gab es schon in anderen Teilen, Shadows geht dabei aber noch mehrere Schritte weiter.
Verschiedene Arten von Gebäuden lassen sich im Baubereich völlig frei platzieren, sofern ihr über die notwendigen Ressourcen verfügt. Ihr stattet eure Siedlung mit Dekorationen aus und dürft sogar verschiedene Tiere anlocken - darunter Hunde, Katzen, Affen, Rehe oder Füchse.
Das alles ist aber weit mehr als eine nette Spielerei. Denn das Versteck dient euch in Shadows als Rückzugsort, in der ihr nicht nur eure Ressourcen auffüllen und mit Verbündeten quatschen könnt. Hier sammelt ihr auch Wissenspunkte, die in neue Fähigkeiten investiert werden können oder sichert verschiedene Vorteile, die den weiteren Spielverlauf einfacher gestalten.
Zudem lassen sich hier Späher ausbilden. Einige davon stehen euch in Kämpfen direkt als Verbündete zur Seite, während andere eigenen Missionen nachgehen oder Missionsgebiete für euch auskundschaften.
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Schleichen, Kämpfen, leveln
Aus spielerischer Sicht bleibt Assassin's Creed Shadows erfreulicherweise seinen Wurzeln treu und präsentiert sich als motivierende Mischung aus gelungenem Schleich-Gameplay, adrenalingeladenen Parkours-Elementen und wuchtigen Kämpfen.
Besonders in der Haut von Naoe kommen Fans der Reihe voll auf ihre Kosten. In Windeseile hüpft die junge Shinobi über Baumstämme, schwingt sich mit dem Enterhaken über einen Ast und klettert eine Burgmauer empor, um sich von Oben einen Überblick über die Umgebung zu verschaffen. Unaufmerksamen Feinden entledigt ihr euch lautlos mithilfe von Attentaten oder lenkt sich durch den geschickten Einsatz eurer Hilfsmittel ab.
Offene Kämpfe sind mit der jungen Dame aber ungemein kniffliger als mit Yasuke. Der teilt mit seinem Arsenal dafür kräftig aus und kann sich auch gegen zwei oder drei Widersacher problemlos zur Wehr setzen. Das Kampfsystem orientiert sich dabei stark an dem der Vorgänger und hat mit Blocks, Paraden, Ausweichrollen und Co einiges an Tiefgang zu bieten.
Erfreulicherweise hat Ubisoft für Shadows den Schwierigkeitsgrad spürbar angezogen, denn ein übermächtiger Krieger wie ein Eivor in Valhalla seid ihr zu keinem Zeitpunkt. Dem Spielspaß kommt das spürbar zu Gute. Ein besonderes Highlight sind natürlich die Aufeinandertreffen mit den Attentatszielen, auf die wir aus Spoilergründen aber nicht weiter eingehen wollen.
Geerbt hat Assassin's Creed Shadows zudem die Rollenspielelemente der Vorgänger. Neue Kleidung uns Ausrüstung macht euch stärker, während ihr beide Charaktere in jeweils sechs individuellen Fertigkeitsbäumen in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt.
So ergibt sich mit Assassin's Creed Shadows ein absolut stimmiges Gesamtpaket, das nicht nur alten Fans der Reihe, sondern auch Neueinsteiger:innen hervorragend schmecken dürfte. Gerade die kinoreife Inszenierung und die tiefgreifenden Figuren entpuppen sich als willkommen Neuerungen.
