Kelvin van der Linde in seinem Audi R8 bei der Kurvendurchfahrt während des DTM-Rennens am Sachsenring, 2024.
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DTM

Was ist die Balance of Performance im Motorsport?

Egal ob in der DTM, der WEC oder in Le Mans: Die Balance of Performance, kurz BOP, ist immer wieder ein Thema, das die Gemüter erhitzt. Doch was ist das überhaupt?
Autor: Philipp Briel
5 min readPublished on
In verschiedenen Motorsport-Disziplinen kommt die sogenannte Balance of Performance zum Einsatz, die dafür sorgen soll, dass sich die Boliden trotz unterschiedlicher Fahreigenschaften oder Motorisierung auf der Strecke angleichen. Wir verraten, was dahinter steckt.
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Was ist die Balance of Performance?

Die Balance of Performance (BoP) ist ein Reglementierungsansatz im Motorsport, der darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit unterschiedlicher Fahrzeuge innerhalb einer Rennserie anzugleichen.
Sie kommt vor allem in Rennserien mit Serienfahrzeugen oder seriennahen Rennwagen wie beispielsweise der GT3-Klasse, die in der DTM gefahren wird, der FIA World Endurance Championship (WEC) oder auch bei den 24 Stunden von Le Mans zum Einsatz.
Kelvin van der Linde in seinem Audi beim DTM-Saisonfinale am Hockenheimring, 2024.

Kelvin van der Linde holte sich beim DTM-Saisonfinale 2024 Gesamtrang 2.

© ABT Sportsline / Red Bull Content Pool

Das soll für fairere und gleichzeitig spannendere Rennen sorgen, denn: Nicht jeder Rennwagen einer Klasse bietet dieselben Fahreigenschaften, was Handling, Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit angeht.
Gleichzeitig sorgt die Balance of Performance durch eine Angleichung der Performance aber auch dafür, dass die in den letzten Jahren explosionsartig gestiegenen Kosten in den entsprechenden Klassen im Zaum gehalten werden. Große Leistungssteigerungen werden weniger rentabel für die Hersteller, da die Leistung ohnehin durch die BOP limitiert wird.
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Was ist das Ziel?

Da in diesen Rennserien Fahrzeuge mit unterschiedlichen Motoren, Antriebsarten und Aerodynamik-Konzepten aufeinandertreffen, soll die Balance of Performance (BOP) Unterschiede zwischen verschiedenen Fahrzeugen ausgleichen.
Ein unfairer Vorteil, der für bestimmte Fahrzeuge mit niedrigerem Gewicht oder einer höheren Motorleistung entstehen könnte, wird durch die BOP ausgeglichen.
Die BOP soll somit für ein gleichmäßigeres Kräfteverhältnis sorgen, indem gezielte technische Anpassungen die unterschiedlichen Leistungsniveaus der Boliden angleichen. Dadurch sollen das fahrerische Können und die Rennstrategie mehr in den Vordergrund rücken.
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Wie funktioniert die Balance of Performance

Die Umsetzung der Balance of Performance hängt von der jeweiligen Motorsportklasse ab, zwischen denen sich die Regularien stark unterscheiden. Es gibt verschiedene Faktoren, die angepasst werden (können), um die BOP zu beeinflussen.
Nahmen wir als Beispiel einmal die DTM-Saison 2024, in der Boliden von sieben verschiedenen Herstellern gestartet sind. Die Autos von Audi, BMW, Mercedes oder Lamborghini sind zwar allesamt in der FIA GT3-Klasse homologisiert, unterscheiden sich aber hinsichtlich des Gewichts und Motorleistung:
Der Audi R8 LMS EVO II von ABT Sportsline beispielsweise wiegt im leeren Zustand 1.260 kg, während der Ferrari 296 GT3 mit 1.275 kg merklich schwerer ist.
Kelvin van der Linde im Regen am Red Bull Ring beim DTM-Rennen, September 2024.

Die DTM am Red Bull Ring, 2024

© ABT Sportsline

Die BOP soll dafür sorgen, dass Gewicht, Motorleistung, Fahrzeughöhe und weitere Parameter sich zwischen den Herstellern weiter angleichen, um so die Leistung auf der Strecke auszugleichen.
Dafür veröffentlicht die für die DTM zuständige Dachorganisation ADAC vor jedem Rennwochenende eine BOP-Liste, die während des Wochenendes aktualisiert wird (diese Listen sind hier öffentlich einsehbar).

BOP in der WEC 2024

In der Langstrecken-Meisterschaft WEC 2024 (FIA World Endurance Championship), ist die Balance of Performance anders geregelt. Während die Balance of Performance normalerweise im Hinblick auf die schnellste Rundenzeit definiert wird, kommt es hier nicht allein auf die Zeit an.
Stattdessen wird für die Rennen ein Fenster definiert, in dem sich die Hypercars und LMDh-Rennwagen befinden müssen. Für alle Boliden, die außerhalb dieses Fensters liegen, wird die BOP entsprechend nach oben oder nach unten angepasst.
Die Berechnung erfolgt dabei auf Basis der Daten des jeweils schnellsten Fahrzeugs eines jeden Herstellers. Für die Analyse werden laut Automobil-Weltverband FIA und Automobile Club de l'Ouest (ACO) die Daten aus einer ganzen Reihe an Runden ausgewertet. Aus dem Durchschnittswert ergibt sich dann das Fenster.
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Was wird angepasst?

Teamfoto von ABT Sportsline am Red Bull Ring, 2024.

Das Team von ABT Sportsline in der DTM-Saison 2024

© ABT Sportsline

Die Balance of Performance wird, in allen Rennserien, normalerweise durch die folgenden Anpassungen erreicht:
  • Gewichtsveränderungen: Je nach Fahrzeugtyp wird das Mindestgewicht angepasst. Schwerere Fahrzeuge erhalten eventuell eine Reduzierung des Mindestgewichts, während besonders leistungsstarke Modelle zusätzliche Ballastgewichte aufgedrückt bekommen.
  • Motorleistung: Die Leistung der Motoren wird oft durch Eingriffe in die Luftzufuhr (Restriktoren) oder durch das Einstellen der maximalen Ladedruckwerte bei Turbo- oder Kompressormotoren reguliert. Durch diese Maßnahmen lässt sich die maximale Leistung eine Rennwagens gezielt erhöhen oder verringern.
  • Aerodynamik: In einigen Serien kann auch die Aerodynamik durch das Einstellen des Heckflügels oder anderer aerodynamischer Elemente reguliert werden, um die Performance in Kurven und auf Geraden anzupassen. In der DTM wird beispielsweise die vordere und hintere Fahrzeughöhe reguliert, um so die Aerodynamik zu beeinflussen.
  • Tankvolumen und Kraftstofffluss: In anderen Rennserien reguliert die BOP zudem das Tankvolumen oder den maximalen Kraftstofffluss pro Runde. Dies hat vor allem in Langstreckenrennen Einfluss, da sich dadurch die Anzahl der Boxenstopps ändern kann, was die Rennstrategie stark beeinflusst.
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Die Vor- und Nachteile der BOP

Die Balance of Performance ist ein zweischneidiges Schwert, die einige Vorteile liefert, von Herstellern und Fahrer:innen aber auch immer wieder heftig kritisiert wird.
Der Dienstwagen von Felipe Fraga in der DTM 2022 beim DTM Test am Red Bull Ring.

Die DTM setzt seit 2021 auf GT3-Boliden.

© Julian Kroehl / Red Bull Content Pool

Mit der BOP sind spannendere Rennen möglich, da das Feld wesentlich ausgeglichener ist und regelmäßige Anpassungen dafür sorgen, dass kein Fahrer und keine Fahrerin über eine Saison hinweg Rennen um Rennen dominiert.
Zudem wirkt es sich positiv auf die Markenvielfalt aus, da Hersteller mit unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten gegeneinander antreten können, ohne schon im Vorfeld einen Vor- oder Nachteil zu haben. Auch die Chancengleichheit wird erhöht. Denn Teams mit unterschiedlichen Budgets haben bessere Chancen, da nicht nur die rein technische Überlegenheit eines Fahrzeugs entscheidet.
Auf der anderen Seite steht die BOP aber auch immer wieder in der Kritik. Die kontinuierliche Anpassung der Fahrzeuge und der hohen Aufwand für die Überwachung sind teuer und zeitaufwendig.
Natürlich wird das System aber auch von Hersteller- und Fahrerseite kritisiert und als unfair betrachtet: DTM-Pilot Kelvin van der Linde musste beispielsweise beim Saisonfinale am Hockenheimring 2024 nach seinem Sieg am Samstag satte 20 kg an Zusatzgewicht in seinem Boliden unterbringen - was ihm einen deutlichen Nachteil für das Rennen am Sonntag einbrachte.
Für einen Sieg am Sonntag und beim großen Finale reichte es dann nicht mehr. Am Ende krönte sich van der Linde aber mit Platz 2 in der Meisterschaft zum Vize-Champion und auch ABT Sportsline holte sich am Ende Platz 2 in der Team-Wertung.
Wir haben wirklich alles aus dem Audi herausgeholt und nur wenige Fehler gemacht. Jeder im Team kann auf diese Leistung stolz sein, auch wenn es am Ende nicht das Ergebnis ist, das wir uns erhofft hatten.
Ob das Konzept der Balance of Performance im Motorsport nun als gut oder schlecht empfunden wird, liegt oftmals also im Auge der Betrachter. Fakt ist: Die BOP begleitet den Motorsport schon seit rund 20 Jahren und wird auch künftig - wenn auch in angepasster Form - Anwendung finden.

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