Driften? So funktioniert’s!
Kein Zweifel, das Driften schaut spektakulär aus. Aber was genau ist ein Drift?
Im Grunde ist ein Drift kontrolliertes Übersteuern. Entweder das Auto fährt schneller, als es sollte in die Kurve, oder es beschleunigt sehr stark in der Kurve und bringt dadurch die Hinterachse zum Ausbrechen, weil die Hinterreifen die Bodenhaftung verlieren.
Der Techniker würde es so ausdrücken: Der Schräglaufwinkel an der Hinterachse ist deutlich grösser als der Schräglaufwinkel an der Vorderachse (lacht).
Was, wenn ich auf Schnee oder Eis auf dem Parkplatz hin und her schlittere – ist das auch ein Drift?
Im Driftsport kann sich jeder sein Auto so konstruieren, wie es am besten zu seinem persönlichen Stil passt. Auch das ist einzigartig an unserem Sport!
Was kennzeichnet den Driftsport, wie ihr ihn betreibt?
Der Driftsport ist vermutlich das Coolste, was du mit einem Auto machen kannst. Zudem ist es der einzige Motorsport auf vier Rädern, bei dem neben Fahrtechnik und -fähigkeiten auch der Stil des Fahrers mit in die Bewertung einfließt. In dieser Hinsicht ist Driftsport wie Surfen, Snowboarden oder Skateboarden, wo auch sehr viel vom persönlichen Stil abhängt.
Das Driften ist extrem visuell und extrem individuell. Das fängt bei den extrovertiert designten Autos an, zieht sich durch die vergleichsweise offenen Reglements, was die Technik betrifft, und hört bei den Fahrern auf.
Wie unterscheiden sich eure Stile voneinander?
Wir sind beim Fahren recht verschieden. Ich fahre sehr nach Gefühl, höre, spüre und fühle das Auto. Eli ist da eher der Techniker. Er sieht die optimale Linie und verfolgt diese sehr berechnend.
Das trifft es schon ganz gut. Nicht dass ich nicht nach Gefühl fahre. Ich schaue schon auch, was kann das Auto und was möchte das Auto von sich selbst aus machen. Aber ich versuche eine Harmonie zu finden zwischen dem, was das Auto will und dem, was es in meinen Augen machen sollte. Dazu habe ich meine Referenzpunkte und meine Linie.
Wie funktioniert das Judging beim Driftsport?
Es gibt grundsätzlich vier Kriterien:
1. Die Geschwindigkeit – je schneller, desto besser
2. Der Driftwinkel – je grösser, desto besser, wobei man beachten muss, je grösser der Winkel, desto langsamer wird das Auto. Hier gilt es einen guten Kompromiss zu finden.
3. Die Linie – die wird vorgegeben, sodass die Fahrer gewissen Punkte präzise anfahren müssen, mal mit der Front, mal mit dem Heck.
4. Der Stil – das entscheidendste Kriterium. Hier wird vor allem bewertet, wie man den Drift einleitet und wie man das Auto umsetzt, hat man viele Korrekturen im Lenkrad, wie hoch ist der Vollgas-Anteil, usw.
In der Regel sind es drei Judges, die jeden Fahrer getrennt voneinander bewerten. Spannend wird es im Twin-Battle, der Königsdisziplin unseres Sports. Beim Twin-Battle fahren zwei Fahrer gegeneinander, eine Runde als Leader vorne und einmal als Chaser hinten. Der Vordere fährt nach den oben genannten vier Kriterien, der hintere versucht dabei so nah an seinem Vordermann dran zu bleiben, wie möglich. Je näher der Hintere dran ist, desto besser wird er bewertet.
Das macht ein Drift-Auto besonders
Was unterscheidet ein Drift-Car von einem normalen Auto?
Sie unterscheiden sich vor allem durch die Vorderachse. Weil wir immer Gegenlenken, also in der Rechtskurve nach links und in der Linkskurve nach rechts, und viel Winkel fahren wollen, haben Drift-Autos deutlich mehr Lenkeinschlag als normale Fahrzeuge. Normal wäre ein Einschlagwinkel von 35 bis 45 Grad, Driftautos haben einen Lenkeinschlag von 70 bis 80 Grad!
Ausserdem muss ein Driftauto heckgetrieben sein. Es geht auch mit Allrad, aber das hat mit dem klassischen Driftsport nur wenig zu tun. Das Auto verhält sich mit Allradantrieb ganz anders. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Kühlung. Obwohl wir das Auto querstellen und driften lassen, wollen wir maximalen Grip auf der Hinterachse. Um das zu schaffen, brauchen wir sehr leistungsstarke Motoren. Je mehr Leistung du im Auto hast, desto mehr Hitze wird erzeugt – deshalb ist die Motorkühlung ein ganz wesentlicher Punkt. Beim E30 vom Eli steckt der Kühler beispielsweise im Kofferraum...
Zudem sind Dinge wie Achskinematik, Fahrwerkabstimmung, Balance, Schwerpunkt und Set-Up des Autos beim Driften genauso wichtig wie bei allen anderen Motorsportarten. Unterm Strich wollen wir bei hohen Geschwindigkeiten die optimale Kontrolle über das Auto.
Was ist der grösste Unterschied zum Rennsport?
Beim Driften ist der gesamte Antriebsstrang eigentlich permanent gestresst. Wir fahren 80 bis 90 Prozent Volllastanteile. Beim Rundstrecke fahren bist du zumindest in den Kurven vom Gas unten und auf der Bremse. Wir sind nur wenige Sekunden vom Gas runter. Sobald das Auto wieder quer steht, sind wir wieder am Gas und zwar Vollgas.
Erste Schritte: So fängst du mit dem Driften an
Auf welche Art und Weise kann ich mich noch auf das Driften vorbereiten?
Es gibt ein paar Drift-Simulationen am PC, die die Fahrphysik im Drift einigermassen realistisch darstellen. Das sind wenige, wie beispielsweise Assetto Corsa, aber die paar, die ok sind, ermöglichen es, die Koordination zwischen Gaspedal, Lenkrad und Bremse zuhause zu üben.
Es hilft ungemein, die Stresssituation vorab kennenzulernen, die ein Drift mit sich bringt.
Um einen Drift einzuleiten, muss man knapp über den Grenzbereich des Autos drübergehen. Daran muss man sich gewöhnen – Simulationen helfen dabei.
Was braucht man sonst noch, um mit dem Driften anzufangen?
Eine gute Koordination hilft genauso wie eine gewisse Grundfitness und ein gesundes Mass an Reaktionsschnelligkeit. All das kann man trainieren. Genauso hilft es, immer mal wieder ins Auto hinein zu spüren und bewusst wahrzunehmen, wie verhält sich das Auto bei einem Lastwechsel, was macht es, wenn ich in die Kurve gehe, bremse, beschleunige, etc.
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