9 Gipfel, 7 Kontinente, 2 Listen: Bass-Liste vs. Messner-Liste
Der US-Amerikaner Dick Bass gilt offiziell als erster Mensch, der die Besteigung der "Seven Summits" mit seinem Gipfelerfolg auf dem Mount Everest im Jahr 1985 vollenden konnte. Bass zählte den Mount Kosciuszko als höchsten Berg des australischen Festlands zur Liste und prägte so die "Bass-Liste".
Der Südtiroler Ausnahme-Bergsteiger Reinhold Messner hielt sich in seiner Mission die "Seven Summits" zu erklimmen an die weit verbreitete geografische Auffassung über die Ausdehnung des australischen Kontinents. Dabei zählte der Puncak Jaya (Carstensz-Pyramide) auf der Insel Neuguinea zu den Seven Summits: daher der Begriff "Messner-Liste". Diese deutlich schwierigere Variante vollendete der Kanadier Patrick Morrow 1986, vier Monate vor Messner.
Die beiden Listen entstanden deshalb, weil es ist nicht ganz einfach ist, die Grenzen der Kontinente genau abzustecken - zum Beispiel ist Europa ein Spezialfall: betrachtet man die Wasserscheide zwischen der Nord- und der Südflanke des Kaukasus, gilt der 5,642 Meter hohe Elbrus als höchster Berg Europas. Zieht man die Manytschniederung nördlich des Kaukasus als Grenzlinie, liegt der Kaukasus gänzlich in Asien, und der mit 4,810 Metern deutlich niedrigere Mont Blanc gilt als höchster Berg Europas. Und auch die Cartensz-Pyramide ist ein Spezialfall, der später genauer erklärt wird. Insgesamt kommen mindestens neun Gipfel in Frage.
Die Seven Summits - alle Infos!
Nachfolgend haben wir alle Infos zu den einzelnen Gipfeln so wie jede Menge Fakten, die man einfach wissen muss für dich zusammen gefasst.
Asien: Mount Everest (8848 m)
Der Mount Everest wurde am 29. Mai 1953 von Edmund Hillary und Tenzing Norgay erstbestiegen und ist seither das Ziel für Unmengen an Bergsteigern, die diesen Erfolg wiederholen wollen. Am 8. Mai 1978 bestiegen Reinhold Messner und Peter Habeler diesen imposanten Gipfel im Himalaya erstmals ohne zusätzlichen Sauerstoff.
Seitdem 1852 offiziell beschlossen wurde, dass der Everest der höchste Berg der Erde ist, mussten 21 Menschen ihr Leben lassen, 15 Expeditionen aufbrechen und 101 Jahre vergehen, bis der höchste Punkt des Everest schließlich zum ersten Mal betreten wurde. Heute ist die Besteigung zu einem kommerziellen Geschäft geworden, nur etwa einer von fünf Aspiranten schafft es jedoch, den Gipfel zu erreichen.
Südamerika: Cerro Aconcagua (6962 m)
Der Cerro Aconcagua liegt in den argentinischen Anden nahe der chilenischen Grenze und ist mit 6,962 m der höchste Berg Südamerikas und der zweithöchste in der Liste der "Seven Summits". Der Schweizer Bergführer Matthias Zurbriggen erreichte am 14. Januar 1897 als erster den Gipfel, heute gilt der Berg unter Bergsteigern als von der Nordseite „leicht“ zu ersteigender Berg, das die normale Route vom Basislager „Plaza de Mulas“ aus ohne Verwendung von Klettertechniken zu bewältigen ist. Die extreme Höhe birgt die Besteigung dennoch erhebliche Gefahren und setzt eine lange Akklimatisation voraus.
Nordamerika: Denali (6190 m)
Der Denali in Alaska ist mit 6190 Metern Höhe der höchste Berg des nordamerikanischen Kontinents, sein Name kommt aus der Sprache des Indianerstammes Koyukon und bedeutet „der Große“ oder „der Hohe“. Der Denali weist aufgrund seiner isolierten Lage das höchste Relief der Erde auf, kein anderer Gipfel ragt so weit über sein Umfeld hinaus. Extrem sind auch die Wetterverhältnisse, die auf dem Denali herrschen. Schlechtes Wetter, Winde weit über 120 km/h und Temperaturen um die −40 °C sind keine Seltenheit - eine Minimum-Messstation hat in rund 4570 Metern eine Rekordtemperatur von rund −73 °C aufgezeichnet. In Kombination mit dem Windchill ist die gefühlte Temperatur noch deutlich niedriger und deshalb die Bezeichnung "kältester Berg der Erde".
Als Erste erreichten der amerikanisch-britische Forscher Hudson Stuck und der Alaskaner Henry Peter Karstens, sowie die Athabasca-Indianer Walter Harper und Robert Tatum am 7. Juni 1913 den Gipfel und bezwangen diesen Berg mit seinen Extremen.
Afrika: Kibo (5895 m)
Der Kibo, auf Swahili „der Helle“, ist mit 5895 m der höchste Berg Afrikas und wurde am 6. Oktober 1889 durch Hans Meyer, Ludwig Purtscheller und Yohani Kinyala Lauwo erstbestiegen und zählte damals unter deutscher Kolonialherrschaft (das Gebiet umfasste die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi, Ruanda sowie einen kleinen Teil Mosambiks) als höchster Berg des Deutschen Reiches. Der Kibo mit dem am höchsten gelegenen Uhuru Peak befindet sich im Kilimanjaro-Massiv, oft wird als Bezeichnung für den höchsten Berg Afrikas der Name Kilimanjaro verwendet, was aber topografisch nicht korrekt ist.
Das Gletschereis auf dem Kibo ist zwischen 1993 und 2000 um 90% zurück gegangen, Wissenschafter sagen voraus, dass bis 2022 alles Eis verschwunden sein wird. Der Abenteurer Will Gadd hat die letzten Eisblöcke zum Eisklettern genützt, dabei sind beeindruckende Bilder entstanden - HIER.
Europa: Elbrus (5642 m)
Der Mount Elbrus ist mit seinen 5642 Metern Höhe der höchste Berg des Kaukasus und wurde am 26. Juli 1874 erstbestiegen - er galt lange als Heiliger Berg, Besteigungen waren daher lange Zeit nicht möglich - der Legende nach, soll die Arche Noah vor ihrer Landung am Ararat hier kurzzeitig gestrandet sein. Der Berg mit Doppelgipfel (Westgipfel Höhe 5642 m, Ostgipfel Höhe 5621 m) ist ein erloschener, stark vergletscherter Vulkan von dem 22 Gletscher ins Tal fließen.
Antarktis: Mount Vinson (4892 m)
Der Mount Vinson ist mit 4892 m (häufig auch noch mit 5140 m angegeben) der höchste Berg von Antarktika, dem südlichsten Kontinent der Erde. Antarktika umfasst eine Fläche von etwa 14 Millionen Quadratkilometer, schließt den Südpol ein und liegt inmitten der Antarktis, mit der er umgangssprachlich oft identifiziert wird. Der in der Sentinel Range gelegene Mount Vinson wurde erst im Januar 1958 entdeckt und dann im Dezember 1966 durch eine Expedition des American Alpine Club erstbestiegen. Die Besteigung über die Normalroute ist nicht geprägt durch technische Schwierigkeiten, die extreme Lage in der Antarktis, Kälte und unberechenbare Stürme machen die Exepdition schwierig.
Im Jahr 2001 gelang einer US-amerikanischen Expedition um David Lamas Kletterpartner, Conrad Anker, und Jon Krakauer die Erstbegehung des Mount Vinson über die Ostseite.
Australien: Puncak Jaya (Carstensz-Pyramide, 4884 m)
Die Carstensz-Pyramide (indonesisch: Puncak Jaya) auf Neunguinea gilt mit 4884 m Höhe als der höchste Berg Ozeaniens und ist weltweit der höchste Berg auf einer Insel. Ob der „Siegesgipfel“ zu den Seven Summits zählt wird diskutiert: politisch gesehen gehört der Berg zu Indonesien und damit zu Asien, andererseits liegt die Carstensz-Pyramide auf der australischen Platte und gehört damit geologisch nicht zu Eurasien.
Die Erstbesteigung dieses technisch sehr herausfordernden Berges erfolgte im Februar 1962 durch eine Expedition rund um Heinrich Harrer. Mit einem Schwierigkeitsgrad von "V" ist eine Besteigung, klettertechnisch gesehen, schwieriger als beim Mount Everest oder auch beim Denali - die vergleichsweise geringe Höhe macht diese Aufgabe jedoch leichter. Um den Aufstieg in Angriff nehmen zu dürfen, braucht man schwer zu bekommende Bewilligungen. Hier in der Nähe liegt auch die Grasberg-Mine, die größte Goldmine der Welt.
Europa: Mont Blanc (4810 m)
Der "weiße Berg" ist mit 4810 m Höhe der höchste Berg der Alpen, ob der Mont Blanc oder der Elbrus (5642 m) im russischen Kaukasus der höchste Berg Europas ist, hängt von der Definition der innereurasischen Grenze ab.
Der Berg hat zwei verschiedene Gesichter, im Norden ist er rundlich und fast vollständig vergletschert, von Süden erscheint er als markanter Felsklotz mit steilen Wänden - dadurch bietet er neben "leichten" Auf- und Abstiegen auch teilweise äußerst schwierige Fels- und Eiskletterrouten. Am 7. August 1786 schafften Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard von Chamonix aus die Erstbesteigung und läuteten damit den modernen Alpinismus ein.
Ab den 60er Jahren gewann der sportliche Aspekt bei den Besteigungen an Bedeutung: Kilian Jornet bestieg den Berg im Jahr 2013 in nur 4:57 Stunden und hält damit den Rekord!
Australien: Mount Kosciuszko (2228 m)
Der Mount Kosciuszko ist mit 2228 m der höchste Berg auf dem Festland des australischen Kontinents und zählt nach der Bass-Liste zu den "Seven Summits", die "Messner-Liste" beeinhaltet diesen Berg nicht.
Paweł Edmund Strzelecki führte 1840 die Erstbesteigung durch und benannt den Mount Kosciuszko zu Ehren des polnischen und US-amerikanischen Nationalhelden Tadeusz Kościuszko. Bergsteigerisch ist der Mount Kosciuszko keine Herausforderung, ein einfacher, jedoch langer Wanderweg führt jedes Jahr rund 100,000 Menschen auf den Gipfel.
Facts
- Der jüngste Bergsteiger, der die "Seven Summits" (beide Listen) bezwingen konnte, ist mit 15 Jahren und 165 Tagen der US-Amerikaner Jordan Romero. Er hat auch am 22. Mai 2010 im zarten Alter von 13 Jahren und 314 Tagen erfolgreich den Gipfel des Mount Everest bezwungen und ist somit der bisher jüngste Mensch der je den höchsten Punkt der Erde erreicht hat.
- Der älteste Bezwinger der "Seven Summits" ist der Kanadier Werner Berger - er erreichte seinen letzten Gipfel, den Puncak Jaya, im Alter von 76 Jahren und 30 Tagen.
- Der Amerikaner Colin O'Brady hält den Geschwindigkeitsrekord: nur 131 Tage benötigte der Abenteurer um die die Liste inklusive Mount Kosciuszko und Carstensz-Pyramide zu bewältigen.
- 18 Frauen haben bisher die Seven Summits in beiden Versionen bewältigt.
- Davo Karnicar hat es 2006 geschafft, als erster Mensch alle sieben Peaks mit Skiern abzufahren.
- Schwieriger als die Besteigung aller Seven Summits gilt die Bezwingung der jeweils zweithöchsten Berge eines jeden Kontinents. Diese werden unter der Bezeichnung "Seven Second Summits" gelistet. Auch hier können wegen der unklaren Grenzen Europas und Australiens jeweils verschiedene Berge in Betracht gezogen werden.