Klettern
Kletter-Guide: Alles, was du über Speed-Climbing wissen musst
Klettern ist traditionell ein langsamer, beschaulicher Sport. Beim Speedklettern hingegen gibt es kein langes Überlegen; es geht direkt zur Sache. Wir liefern dir alle Infos!
Die Wurzeln von Speed-Climbing liegen im russischen Wettkampfklettern vor über 50 Jahren. Heute hat sich daraus eine Hallensportart entwickelt, bei der zwei Kletterer Seite an Seite sprinten, springen und das Top so schnell wie möglich erklimmen. Es handelt sich dabei also um einen erbitterten Wettkampf, der in jeder Sekunde für Nervenkitzel sorgt. Damit ist es kein Wunder, dass diese Battles Teilnehmer:innen und Zuschauer:innen aus der ganzen Welt anziehen; sie sind schlicht und ergreifend einfach unheimlich unterhaltsam.
Zudem spricht Speedklettern als Zuschauersport den Mainstream vor allem auch deshalb an, weil er leichter zu verstehen ist als Sportklettern oder Bouldern. Die schnellste Person gewinnt - das ist schon alles!
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Auf dem Weg zu Gold
Diese Kraft und elektrische Energie holen die nächste Generation ab, geben ihr Impulse und nicht selten hört man, dass dieser Sport regelrecht süchtig macht. Manche bezeichnen Speedklettern -- wegen seiner Einfachheit -- sogar als die reinste Form des Kletterns. Das Internationale Olympische Komitee hat die wachsende Anziehungskraft des Sports erkannt und ihn 2021 in Tokio zum ersten Mal vorgestellt, als er Teil eines kombinierten Wettkampfs war, bei dem die Athlet:innen in den Disziplinen Speed, Lead und Bouldern um die Goldmedaille im Sportklettern kämpften.
In Paris 2024 war Speed ein eigener Wettkampf und von den anderen beiden Disziplinen getrennt.
Wie beim Bouldern und Vorstieg organisiert die International Federation of Sport Climbing (IFSC) auch beim Speedklettern einen Weltcup-Wettbewerb. Außerdem gibt es eine jährliche Weltmeisterschaft.
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Speedklettern ist so anders als die anderen Disziplinen
Im Gegensatz zum Sportklettern, das eine kontemplative, aerobe Angelegenheit ist, gibt es beim Speedklettern keine Zeit zum Atmen, wenn man sich die Wand hocharbeitet. Es ist ein rein anaerobes Ereignis, bei dem der Körper die rohe Kraft der Muskeln anzapft. Wie Schwimmer:innen, die im Becken einen Sprint hinlegen und wissen, dass sie langsamer werden, wenn sie den Kopf zum Atmen drehen, so machen es auch Speedclimber, die sich maximal anstrengen und den Kopf nach oben halten, während sie eine perfekte Technik ausführen.
Die Wettkämpfer:innen halten ihre Hüften so gerade wie möglich und es gibt nur sehr wenige Seitwärtsbewegungen. Wie eine Rakete, die in den Weltraum startet, heben sie vom Boden ab und nehmen den Schwung über die gesamte Route mit. Sie machen große Sprünge von einem Griff zum nächsten, während ihre Füße sich daran festkrallen und an der Wand schleifen.
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Regeln und Vorschriften
Für den Sport gibt es strenge Regeln. Sie werden von der IFSC festgelegt. Im Grunde gibt es nur eine einzige standardisierte Route. Diese wurde von dem französischen Kletterer Jacky Godoffe entworfen, der in den frühen 2000er Jahren die Griffe formte und den Weg vorgab, den die Kletterer heute gehen.
Die Route ist 15 m hoch - etwas mehr als drei Stockwerke - und enthält 20 Griffe und 11 Tritte. Die Wand ist fünf Grad überhängend. Die Route hat eine Bewertung von 5.10 und ein erfahrener Kletterer braucht etwa 30 Sekunden, um die Spitze zu erreichen. Expert:innen schaffen sie in weniger als 10 Sekunden.
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Technik
Da die Teilnehmer:innen immer wieder und Jahr für Jahr dieselbe Route klettern, ist die Passage zur zweiten Heimat geworden -- mit einer Ausnahme: Jeder meidet den Griff 16 - er ist wie ein Blinddarm; er ist da, aber nur wenige wissen, warum. Manche meiden auch den vierten Griff, bei dem es darauf ankommt, präzise durch die Luft zu starten, damit der Schwung beim fünften Griff mitgenommen wird. Die Bewegung wurde nach Reza Alipour, ihrem Erfinder, benannt und ist einfach als "The Reza" bekannt. Diese Sequenz hat sich inzwischen weit verbreitet.
Der indonesische Kletterer Veddriq Leonardo hält derzeit den 15-Meter-Weltrekord der Herren mit 4,90s. Er wurde im April 2023 in Seoul aufgestellt. Den Rekord bei den Damen hält die Polin Aleksandra Mirosław mit 6,25s.
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Training für Speedclimbing
Speedclimber bauen Kraft in ihren Beinen auf, damit sie von Standbein zu Standbein springen können. Es ist wichtig, sich abzustoßen und den Schwung über die gesamte Route mitzunehmen. Ebenso wichtig ist es, die Feinheiten der einzelnen Bewegungen zu kennen, damit sie als Instinkt gespeichert werden. Manche Speedkletterer trainieren nur 10 Runden am Tag, andere 100 - alles für das Muskelgedächtnis, um die Reflexe zu beschleunigen und die Körperhaltung an der Wand zu optimieren.