Rap 💯
Eine Handvoll Songs reichte schon, um Apache 207 ins kollektive Pop-Bewusstsein und gleichzeitig ins Feuilleton zu katapultieren. Mit Eurodance-Zitaten, 80s-Vibe und einem Look, der so gar nicht ins Genre passen will, machte der Ludwigshafener seit 2018 auf sich aufmerksam. 2019 kam mit „Kein Problem“ der Durchbruch, mit „Roller“ die erste Nummer 1 und jetzt, im Hochsommer 2020, das erste offizielle Album.
„Treppenhaus“ ist ein Debüt, so intim, überdreht und provokant wie Apache 207 selbst. Und um die Geschichte ganz zu erzählen, haben wir einige seiner wichtigsten Songs aus den letzten zweieinhalb Jahren zusammengetragen.
Bläulich
„Rapper zittern, wenn Apache einmal Trap macht.“ Völlig berechtigt, denn Apache hat definitiv mehr als nur eine Komfortzone. Der vielbeschworene 90s-Dance-Geist spielt hier nur eine Nebenrolle, und zwar in Form eines „Rhythm Is A Dancer“-Verweises im Text. Im Mittelpunkt steht – nicht zum ersten Mal – eine simple Hook, die man sofort im Ohr behält, astreiner Rapflow und ein genial verstörendes Video, von dem wir nicht genug bekommen. Apache 207 rollt im überdimensionalen Lauflernwagen mit Babyspielzeug in die Polizeikontrolle? Bitte, ja!
Roller
Aber gehen wir kurz zurück ins Jahr 2019. Da veröffentlichte Apache 207 eine EP – oder ein Mixtape oder doch ein Minialbum? – namens „Platte“ mit acht Songs, und man hätte direkt „Greatest Hits“ draufschreiben können. Jeder der Songs war ein riesiger Charterfolg und der allergrößte davon war die Hood-Safari „Roller“, voll mit heute schon klassischen Lines und dem ewigen Schlachtruf: „Apache bleibt gleich!“ Deutschlands meistgestreamter Song 2019 und nie wieder wegzukriegen.
Ferrari Testarossa
Wisst ihr noch? Das Jahr 2018 war das letzte Jahr, in dem man vielleicht noch irgendwie durchkam, ohne Apache auf dem Schirm zu haben. Was schade ist. Denn es war auch das Jahr, in dem der charismatische Ludwigshafener seinen Soundentwurf erstmals auf den Punkt brachte – komplett mit Beats aus den 90s, Hochglanz von heute und dem ewig jungen Swagger der 80er, verkörpert durch den „Ferrari Testarossa“. Das Auto und der Typ: Style-Ikonen!
Kein Problem
Glitzernde Nike-Rollschuhe zum Rollkragenpullover? Check. Sonnenbrille und Pelzkragen im Tunnel? Check. Cruisen durch die Ludwigshafener Nacht mit dem eigenwilligsten Popstar unserer Zeit? Doppel- und Dreifach-Check! Denn Apache 207 kann es regeln, kein Problem.
200 km/h
Ein paar Töne nur, ein halber Takt von „200 km/h“ – das reicht schon für komplette Eskalation in der ausverkauften Schleyer-Halle beim Red Bull Soundclash. Der perfekte Moment zum Abschluss einer verrückten Jahres 2019 für Apache, den Shooting Star, und seinen Mentor Bausa. Und was für ein Hit das halt immer noch ist.
Fame
Und jetzt aber fix zurück ins Jahr 2020. Singles hin, „Platte“ her – bis Ende Juli ’20 hat Apache 207 sich Zeit gelassen mit seinem ersten offiziellen Album. Die Dichte von Hits scheint dabei erst mal unverändert, nichts klingt nach Füllmaterial, jede Hook und jede Line sitzt. Aber die Bandbreite ist größer geworden und Apache 207 vermittelt ganz klar: Er ist gekommen um zu bleiben, bis der Bart lang und grau ist. Jetzt sind wir also „Fame“.
Unterwegs
Gegen einen Gegner ist auch Apache nicht gewachsen: die Pandemie. Unter keinen anderen Umständen würde man ihn wohl in einer leeren Konzerthalle erleben. Aber er wäre eben auch nicht Apache, wenn er trotz verschobener Tour nicht ständig weiter „Unterwegs“ wäre – und notfalls den eigenen Luxus-Nightliner per Handarbeit ins Ziel schleppt. Ehrenmann.
28 Liter
„Unsere Gedanken sind frei“, ruft Apache gleich zu Beginn des Albums „Treppenhaus“ aus tiefster Seele – und so ist „28 Liter“, der erste Song, auch gleich eines der textlichen Highlights zwischen Style und Melancholie. „Nimm's nicht persönlich, hab nur eine Frau geliebt/Doch auch das hatte dann ein Ende/Anfang zwanzig, Herz erfroren, woher die Kälte?“ Die Antwort gibt er gleich selbst: „Im Dschungel daheim“. Straight Outta Ludwigshafen.
Sag mir wer
Und was bleibt bei all dem Erfolg? Eben das Zuhause. Die Familie und die alten, echten Freunde. Und das Wissen, dass Fame und Finanzen zwar immer ein Anreiz waren, es aber im Kern von Anfang an nur darum ging, aus wenig etwas mehr zu machen. „Apache bleibt gleich“ mag ein schöner Schlachtruf sein, ist aber noch viel mehr: ein Treueschwur an sich selbst und das Versprechen, sich nie blenden zu lassen, auch wenn es noch so glitzert. Das stand schon 2018 fest.