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Batman: Arkham Asylum bleibt unerreichbar
In Return to Arkham bekommt der beste Teil der Arkham-Reihe ein grafisches Upgrade verpasst
Nicht sehr oft glückt es Entwicklern, ein hochwertiges Lizenzspiel aus den Ärmeln zu schütteln, doch mit Batman: Arkham Asylum gelang Rocksteady Studios vor sieben Jahren eben diese Errungenschaft. Es ist aber nicht nur der respektvolle Umgang mit der Comic-Vorlage, der dieses Spiel so unvergesslich macht. Vor allem der geschickte Einsatz des Schauplatzes, macht aus Batman: Arkham Asylum den wahrscheinlich besten Ableger der Arkham-Trilogie.
Zwar ist es spaßig mit Batman über Gothams Hochbauten zu gleiten und die Stadt aus den Klauen der Schurken zu befreien, doch bei all den Dingen, die man nebenbei so erledigen muss, wird der Fokus auf die wesentliche Handlung getrübt. Während sich Batman: Arkham City und Batman: Arkham Knight dem wachsenden Verlangen nach offenen Spielwelten beugen, besinnt sich das erste Abenteuer des Flattermanns auf ausgeklügeltes Level-Design und eine geradlinig präsentierte Geschichte.
Die Stimmung macht's
Dabei wird vielleicht nicht jedem Spieler auf Anhieb bewusst, worauf er sich da einlässt, wenn er zum ersten Mal Fuß in Arkham Asylum setzt. Denn während viele Open-World-Spiele uns bereits in den ersten Minuten mit einer Welle von Reizen überfluten, nimmt sich Batman: Arkham Asylum ungewöhnlich viel Zeit, den Spieler wie eine Maus in sein Labyrinth zu locken. Was Gothams Hochsicherheitstrakt an Landmasse fehlt, wird durch dichte Atmosphäre und komplexe Abzweigungen wettgemacht. Und das ist neben den sympathischen Antagonisten der wahrscheinlich größte Pluspunkt von Batman: Arkham Asylum.
Schleichen, nicht stampfen
Gerade bei den Schleich-Momenten spielt das vergleichsweise minimalistische Design der Areale seine Stärken besonders gut aus. Jokers Lakeien müssen durch geschickte Nutzung des Terrains abgelenkt und nacheinander ausgeschaltet werden. Dadurch bekommen wir einen Grund, Gadgets wie das Explosiv-Gel auch außerhalb ihrer vorgesehenen Funktionen einzusetzen.
Als uns Rocksteady später mit Arkham City und Arkham Knight auf Straßenpatrouille schickt, hat das einen unweigerlichen Einfluss auf dieses System. Stealth-Passagen in isolierten Bereichen wurden rar. Wer wollte, konnte die schnelle Konfrontation suchen und sich mit dem Batclaw jederzeit hinter dem nächsten Gebäude verstecken, bis sich die gegnerischen Wachposten beruhigt haben. Wo man in den Straßen Gothams einen Gegner-Mob nach dem anderen aufmischt, fühlt sich jede Konfrontation in Arkham Asylum realistisch und bedeutungsvoll an.
Linear und durchdacht
Vor allem der Detektiv-Modus verlor in den Nachfolgern seinen Reiz. In Batman: Arkham Asylum muss der Dunkle Ritter oft Fährten lesen, bevor sich ihm das komplette Ausmaß einer Situation bewusst wird. Das funktioniert so gut, weil der lineare Aufbau der Spielwelt keine Störfaktoren wie aufploppende Nebenmissionen zulässt. Wenn das Spiel dann auch noch Gefahr durch Stimmungswechsel vermittelt, kommt man sich so vor, als würde man sich gerade in die Höhle des Löwen wagen.
Gerade das Aufeinandertreffen mit Scarecrow bleibt den meisten als magischer Moment in Erinnerung. Nachdem Bats seinen Gegnern immer einen Schritt voraus war, wurde der Spieß umgedreht. Der Einblick in Bruce Waynes traurige Gedankenwelt offenbarte eine Seite des Helden, die in Batman-Spielen so noch nie thematisiert wurde. Und das funktioniert nicht nur als Stoff für eine spannende Hintergrundgeschichte. In Scarecrows Alptraumsequenzen wird aus dem Action-Adventure kurzerhand ein düsterer Plattformer, der sich deutlich von den bisherigen Herausforderungen abhebt.
Eine kleine Spielwelt bietet also theoretisch weniger Raum für Fehler, setzt aber auch voraus, dass Entwickler Liebe zum Detail beweisen und aus der verfügbaren Fläche, das Beste herausholen müssen. Umgekehrt stehen Entwickler von Open-World-Spielen vor der schwierigen Aufgabe, den Entdeckertrieb des Spielers anzuregen. Wenn es bei dieser Streitfrage auch kein Richtig oder Falsch gibt, erinnert uns Batman: Arkham Asylum mit seinen stimmungsvollen Korridoren und Gebäudekomplexen daran, dass weniger manchmal einfach mehr ist.