Rap 💯
Von „Kuku Bra“ bis „Vladyslav“ hat Capital Bra eine der unglaublichsten Deutschrap-Karrieren hingelegt. Wir blicken hinter die Superlative – und erklären in 15 Songs, was den Bratan zur Ikone macht.
Wir wollen hier ja über Kunst sprechen und nicht über Erfolg – aber lasst uns trotzdem kurz über Erfolg sprechen.
Und die 64 Bars von Capital Bra checken: Hier findest du die Folge mit ihm. 64 Bars. Keine Hooks. Kein Autotune.
Fakt: Niemand sonst hatte so viele Nummer-1- oder Top-10-Hits wie Capital Bra. Auch Fakt: Niemand sonst hatte jemals 13 Nummer-1-Hits in nur einem Kalenderjahr. Ebenfalls Fakt: Weit über 150 Songs von Capital Bra haben es in die deutschen Singlecharts geschafft. Das sind … richtig viele.
Das alles führt uns zu einem größeren Fakt: Capital Bra hat den ersten Streaming-Boom des Deutschrap, die Generation „Lelele“, nicht nur geprägt, sondern revolutioniert. In den Jahren 2018 bis 2021 war er so riesig, dass man vergessen konnte, dass der ukrainische Wahlberliner noch kurz vorher auf Battlerap-Bühnen der Hauptstadt seine Punchlines testete. Und wie er dann nahtlos mit Tiefkühlpizza und Eistee zum Lebensmittel-Entrepreneur wurde und nie aufhörte, Strippen zu ziehen, Rap zu lieben und Hits zu droppen – all das unterstreicht nur seine Einzigartigkeit.
So. Und jetzt zur Kunst.
01
Nur noch Gucci (2017)
Nach seinem Lauf bei Rap am Mittwoch und einem Achtungserfolg mit dem Debütalbum „Kuku Bra“ legt Capi 2017 den nächsten Schalter um: Mit „Nur noch Gucci“ beginnt die goldene Zeit der irrwitzigen Capital-Bra-Hitsingles. Die erste Single aus „Blyat“ geht zwar gerade mal Top 50, aber setzt Trends, ruft hunderte Copycats auf den Plan, knallt bis heute aus Handylautsprechern und zementiert so die Rolle von Capital Bra als respektloses Straßenrap-Wunderkind der Hauptstadt.
02
Berlin lebt (2018)
Apropos Hauptstadt: Das Album „Berlin lebt“ wird 2018 zu Capis Magnum Opus und katapultiert den Bra vollends in den Orbit. Angefangen vom unmissverständlichen Brandenburger-Tor-Cover bis hin zur kompletten Selbstverständlichkeit, gerade mal zwei Jahre nach Ufos „Ich bin ein Berliner“ eine neue Berlin-Trap-Hymne abzuliefern – niemand ist in dieser Saison größer und wilder. Jeder einzelne Song des Albums erreicht die Singlecharts und alle vier offiziellen Singles gehen – klar – auf die Eins. Wenn Berlin jetzt nicht lebt, dann nie.
03
5 Songs in einer Nacht (2018)
Aus allen oben genannten Gründen ist es höllisch schwer, an dieser Stelle nicht über mindestens acht der ikonischen Songs aus „Berlin lebt“ zu schreiben – aber an dem hier führt kein Weg vorbei. Nach ganz viel Durchdreh-Trap auf hohem Testosteron-Level schreibt ein irgendwie fast schon entspannter Capi „5 Songs in einer Nacht“, trällert über sommerliche Akkorde, entführt dabei locker easy einen Mannschaftswagen und legt damit den Grundstein für die poppige Seite seiner selbst. Mordsding.
04
Neymar (mit Ufo361, 2018)
Ach so, nur damit wir uns da richtig verstehen: Capital Bra hat nicht nur einen Co-Sign von Ufo361, um legitim Berlin-Hymnen ballern zu dürfen. Er hat auch gleich eine Nummer-1-Single mit Ufo361 und damit ist dann auch alles geklärt.
05
Roli Glitzer Glitzer (mit Luciano und Eno, 2018)
Es ist immer noch 2018, und es ist heute kaum vorstellbar, wie sehr Capi in diesem Jahr einfach … überall ist. Und dann ist er auf einmal sogar bei Bushido, unterschreibt also bei Ersguterjunge, und garniert diesen Coup mit einer Allstar-Single mit dem perfekten Titel „Roli Glitzer Glitzer“. Nur ein paar Monate später ist Capi dann auch schon wieder nicht mehr bei Bushido, aber diesen aus dem vergoldeten Handgelenk geschüttelten Hit nimmt uns keiner.
06
Lecker lecker (als Joker Bra, 2019)
In all diesem Wirrwarr dann auch noch das: Joker Bra. Ein Alter Ego, klar. Möglicherweise auch ein Hintertürchen, um trotz Vertragsgedöns weiter im Wochentakt Musik veröffentlichen zu können? Ein genialer Troll-Move vielleicht – und irgendwie auch ein schöner Trick, um kurz mal wieder ein wilder, hungriger (Mumble-)Rapper zu sein und kein Popstar. Denn nur so kann man richtig schön, nun ja … alle Rapper fressen. „Lecker lecker“ ist jedenfalls groß.
07
Teuer (2019)
Es ist schwer, in dem konstanten, kaum überschaubaren Output von Capital Bra so etwas wie künstlerische Phasen zu identifizieren – aber wir sind dankbar dafür, dass kurz nach „Lecker lecker“ eben auch noch „Teuer“ kam: wild, absurd und unbezahlbar. „Mein Wort ist Gold – dein Wort ist Holz.“ So als wäre nix gewesen.
08
Prinzessa (2019)
Eigentlich ist es eher müßig, rund um Capital Bra in Alben zu denken – schließlich hat hierzulande kaum jemand das Single-Streaming-Game so neu definiert wie er. Aber kurz zum Mitzählen: 2019 erschien mit „CB6“ schon sein sechstes Album über seinen neuen Imprint Bra Musik. Und da war sowas wie „Prinzessa“ Ehrensache – nur als Erinnerung, wie lässig Capi die Nummer-1-Hits liefert. Seine Herrschaft ist nämlich noch lange nicht vorbei.
09
Cherry Lady (2019)
Noch mal, um das deutlich zu machen: Gerade mal EIN PAAR WOCHEN SPÄTER linkt Capi dann mit Dieter Bohlen, so von einem Charts-GOAT zum anderen, bringt diesen cheesy Modern-Talking-Gassenhauer auf den neuesten Stand und … und es funktioniert auch noch. Man kommt aus dem Staunen nicht raus.
10
Berlin lebt wie nie zuvor (mit Samra, 2019)
Ja na klar: „Berlin lebt 2“, das Kollaboalbum mit Samra, ist ein vorprogrammierter Blockbuster mit monströsen Hits wie „Tilidin“ oder „110“, die alleine ganze Subgenres manifestieren. Aber wenn man genauer hinschaut, ist es eben auch: Rap.
11
Makarov Komplex II (2020)
Und mit diesem Brett startet der Bratan in „CB7“, sein siebtes Soloalbum, und damit auch in das vorerst letzte Jahr seiner kompletten Chart-Dominanz. Neun Top-10-Singles sollen es übrigens im Jahr 2020 werden, u.a. mit Bozza, Cro, Clueso und KC Rebell – und dazu startet Capis Tiefkühlpizza in den Supermärkten der Nation durch.
12
Nicht verdient (mit Loredana, 2020)
Fast schon Elder-Statesman-Vibes aus dem Pop-Olymp: Capis Schulterschluss mit King Lori für das Duett des Jahres 2020.
13
Blessed (mit Cro, 2021)
Nach dem „Frühstück in Paris“, der ersten Capi-Cro-Kollabo, dann dieser Peak-Pandemie-Geniestreich: Irgendwo zwischen Good Life und Absturz, garniert mit dem besten schlechten Musikvideo aller Lockdowns ever. So geht es, wenn es richtig, richtig gut geht. Und auch wenn er nie so ganz verschwindet und natürlich ständig Musik droppt: Irgendwo ab hier wird es ruhig um Capital Bra, zumindest für seine Verhältnisse. Also: Zeitsprung.
14
Kaputte Nikes (mit 1986zig, 2024)
Schaffenspause, durchatmen, besinnen und dann die große Geste: Der bürgerliche Name als Albumtitel. Das kann schiefgehen, wissen wir. Aber wenn das ausgerechnet so ein Single-Künstler wie Capital Bra macht – das Album als Statement –, dann hat er unsere volle Aufmerksamkeit für sein 2024er Comeback. Auf „Vladyslav“ wird Capital Bra persönlich und reflektiert bewusster als zuvor eine Karriere mit so vielen Erfolgen, dass sie für zehn andere gereicht hätte.
15
Regen auf der Fahrbahn (mit Sido und Gringo, 2024)
„Mir wird kalt, mich erwischt die Müdigkeit/Und ich fahre mit 300 Richtung Grunewald/In Kleinmachnow hab ich für meine Familie zwei Villas stehen/Aber keiner von denen will mich sehen/Und ich hab jeden Tag Krach/Zuhause wegen Taş, draußen wegen den Clans.“ Das hätte uns 2018 mal jemand erzählen sollen: Was für eine verdammte Gänsehaut uns Capi 2024 machen kann. Danke dafür – und danke für alles.