Techno: Der Sound aus Detroit
© John Smisson
Music

Musik-Geschichte: Wie Techno die Welt eroberte!

Wir werfen einen Blick auf die Wurzeln und auf die Entwicklung eines Genres, das aus den Clubs und den Partys dieser Welt nicht mehr wegzudenken ist.
Autor: Sammy Lee
4 min readPublished on
In den späten 80er-Jahren entwickelte sich der erbarmungslos hypnotische Bass-Drum-Beat des Technos zu einem Musik-Phänomen in ganz Europa. Die illegale Rave-Szene in Großbritannien wurde damit genauso bespielt, wie die wachsende Club-Szene in Berlin. Heute sind die Stars dieses Genres die Headliner auf den größten Festivals der ganzen Welt. Nicht schlecht für ein Genre, das von der Stadt, in der es erfunden wurde, zunächst eigentlich ignoriert wurde. 
Wir zeigen dir, wo das Techno-Genre ihren Anfang nahm und wie es sich zu jenem weltumspannenden Party-Phänomen entwickelte, das wir heute kennen und lieben. 

Ein Land, bevor es Techno gab

Lange Zeit galt Detroit als futuristische Metropole Nordamerikas, doch in den späten 70ern verlor die Stadt langsam aber sicher ihren Glanz. Die Jugend trachtete danach, auszubrechen – und die Club-Kultur lieferte ihnen dazu das notwendige Medium. Detroit war zu dieser Zeit mit großer Unterstützung des damaligen Bürgermeisters der Hot-Spot riesiger Disko-Partys und After-Hour-Clubs, die den MCs und DJs die notwendige musikalische Freiheit boten: Ob Ken Collier oder Stacey Hale, alles von krassen Disco-Edits über europäischen Synth-Pop bis hin zu New Wave und den frühen Sounds der Chicagoer House-Musik war erlaubt.
Europäischer Synth-Pop hatte großen Einfluss auf die Techno-Musik.

Europäischer Synth-Pop hatte großen Einfluss auf die Techno-Musik.

© John Smisson

Die Bausteine eines Sounds

Die Einflüsse auf jenen Techno-Sound, den Ken Collier und die Radio-DJs aus Detroit spielten, waren vor allem europäisch. Der teutonische Synth-Pop von Kraftwerk, Italo-Disco- und New-Wave-Musik gestalteten den Sound der maschinellen Tracks, die DJs wie The Electrifying Mojo auf den Dancefloor brachten. Gleichzeitig verwendeten Hip-Hop- Avantgardisten dieselben Einflüsse, um ihren ganz eigenen Sound zu kreieren: Electro.
"The Belleville Three" waren die Vorreiter des Techno.

"The Belleville Three" waren die Vorreiter des Techno.

© John Smisson

„The Belleville Three“

In den frühen 80ern entschlossen sich die High-School-Kumpels Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson – später bekannt als „The Belleville Three“ – dazu, selbst Musik zu machen, die von der harten Realität und dem industriellen Sound ihrer Heimatstadt inspiriert sein sollte. Gemeinsam mit Rik Davis veröffentlichte Atkins als Cybotron außerdem industrielle Elektro-Musik, die sich extrem einflussreich zeigte. Nachdem sich die Wege der beiden aber trennten, gründete Atkins im Jahr 1985 das Label „Metroplex“. Er holte Derrick May dazu, der promoten und produzieren sollte und setzte damit auf einen rhythmischeren, Bass-getriebenen Sound.
Industrieller Flair in Detroit.

Industrieller Flair in Detroit.

© John Smisson

Das Erwachen des Technos

Chicago und Detroit standen im regen kulturellen Austausch, woraufhin die Chicagoer House-Music immer mehr Einfluss auf den Sound in Detroit bekam, der von den Belleville Three kreiert wurde. Das Techno-Genre begann sich in den Clubs langsam aber sicher herauszukristallisieren. Atkins Projekt „Model 500“, genauso wie neue Produktionen von May, Saunderson und anderen entzogen ihrem Genre anschließend die disko-fokussierten Einflüsse des House und setzten nun auf eisige Synth-Melodien, die mit schnellen, maschinellen Rhythmen aus den 808, 909 und 303 Synths von Roland garniert wurden.
Chicago hat uns House, Detroit hat uns Techno gegeben.

Chicago hat uns House, Detroit hat uns Techno gegeben.

© John Smisson

Erst Detroit, dann die Welt

Die Alben, die aus dieser Detroit-Szene entstanden, wurden in Michigan zunächst ignoriert. In den späten 80er-Jahren nahm das Techno-Genre dank Tracks wie „Strings Of Life“ von Rythim Is Rythim oder „No UFOs“ von Model 500 aber Einzug in die europäische Club-Kultur und die (nicht selten illegale) britische Rave-Szene. Juan Atkins war damit nicht nur derjenige, der den futuristischen Sound des Techno herausarbeitete, sondern der auch maßgeblich daran beteiligt war, den Techno von House-Music abzugrenzen.
"Strings Of Life" von Rhythim Is Rhythim hat Techno  unter anderem geprägt.

"Strings Of Life" von Rhythim Is Rhythim hat Techno unter anderem geprägt.

© John Smisson

Das Techno-Vermächtnis

Während DJs der zweiten Generation (Jeff Mills, Carl Craig) vor allem Techno-Puristen zufriedenstellten, setzte eine neue Welle von Techno-Avantgardisten in Europa und den USA (Joey Beltram und Underground Resistance) auf eine aggressivere Richtung – Hardcore-Techno war geboren. Es folgten Genres wie Trance, Jungle, Gabber und die experimentelle Electronic-Music von Labels wie Warb und Rephlex. Mit The Prodigy schaffte es Techno sogar in die Charts, während sie gemeinsam mit den Chemical Brothers eine härtere, Arena-Rock inspirierte Version des Sounds auf die Bühne brachten. 
Von Detroit bis nach Berlin ist der Techno-Sound auch heute noch dabei, sich zu entwickeln. Techno – so sieht es zumindest aus – wird wohl niemals sterben!
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