Chris Matthews
© Koury Angelo / Red Bull Content Pool
Basketball

Die Drei-Punkte-Regel im Basketball: Alles was du wissen musst

Wann und wie kam es zur revolutionären Drei-Punkte-Regel im Basketball? Wir klären auf!
Autor: Michael Burgess II
6 min readPublished on
Für Chris Matthews, auch bekannt unter dem Namen "Lethal Shooter", gibt es im Training nur ein Motto: "Locked in". Als Trainer für die Top-Talente in der NBA und WNBA verbringt der Star-Coach unglaublich viel Zeit an der berüchtigten Drei-Punkte-Linie.
"Wenn du Sport betreibst -- besonders einen Sport wie Basketball -- dreht sich enorm viel um Konstanz und Beständigkeit. Am Ende des Tages ergibt sich das Resultat aus dem, was man im Training reingesteckt hat."
Vor 40 Jahren waren Drei-Punkte-Würfe in der NBA praktisch nicht vorhanden. Die Teams versuchten damals weniger als fünf Dreier pro Spiel. Der Grund dafür war einfach: Warum sollte man aus der Ferne werfen, wenn die Chance auf zwei Punkte aus deutlich kürzerer Distanz viel größer ist?
Aber die Zeiten haben sich geändert! Heute gibt es im Durchschnitt etwa 35 Dreier pro Spiel. Und speziell in der Crunchtime kann ein perfekt getimter Dreier alles entscheiden, wie Anfang Dezember, als ein Dreier von Jaylen Brown die Celtics gegen Miami Heat in die Overtime rettete.
Aber wie kam es zu diesem krassen Wandel? Werfen wir gemeinsam einen Blick auf die spannende Geschichte des revolutionären Three-Pointer im Basketball:
Chris Matthews AKA Lethal Shooter

Chris Matthews AKA Lethal Shooter

© Koury Angelo / Red Bull Content Pool

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Die Geburtsstunde der Drei-Punkte-Linie

Bevor die Drei-Punkte-Linie eingeführt wurde, wurden die meisten Punkte in Korbnähe erzielt, und die Offense konzentrierte sich auf einfache Layups oder Hook Shots (oder Hakenwürfe). Das bedeutet aber nicht, dass die Angriffe früher schlechter oder ineffektiver waren -- das genaue Gegenteil ist der Fall!
Die acht besten Saisons in der NBA, was den Score betrifft, fanden mehr als fünf Jahre vor der Einführung der Drei-Punkte-Linie statt. Das liegt daran, dass die NBA-Offenses unglaublich schnell waren. Die Superstars der Teams waren damals entweder der Point Guard oder der Shooting Guard, die auch das Tempo vorgaben. Die meisten Punkte wurden entweder beim Fastbreak oder zu Beginn der Shot Clock erzielt.
Auf College-Ebene wurde der Drei-Punkte-Wurf erstmals 1945 in einem Spiel zwischen Columbia und Fordham getestet. Der damalige Columbia-Doktorand Howard Hobson hatte sich 13 Jahre lang mit Basketball beschäftigt und er war der Meinung, dass Fernwürfe spannender seien. Deshalb wollte er eine Möglichkeit finden, Würfe aus der Ferne praktikabler zu machen und gleichzeitig den Vorteil größerer Spieler in Korbnähe zu verringern. Die Linie wurde 21 Fuß vom Korb entfernt gezogen und Columbia gewann dieses geschichtsträchtige Match mit einem Score von 73:58.
Chris Matthews bei einem Wurf in Richtung Korb.

Lethal Shooter

© Koury Angelo

Der Drei-Punkte-Wurf wurde danach zwei weitere Male auf College-Ebene getestet, einmal 1958 und einmal 1961, bevor die American Basketball League 1961 als erste Liga den Dreier einführte.
Nachdem die Continental Basketball Association (damals noch Eastern Professional Basketball League) den Wurf zwei Jahre später übernommen hatte, übernahm die American Basketball Association (ABA) die Drei-Punkte-Regel gleich in ihrer ersten Saison 1967/68. Zusammen mit dem Slam Dunk nutzte die ABA den Drei-Punkte-Wurf als Marketing-Gag und präsentierte sich als unterhaltsamere Liga gegenüber der NBA.
Angesichts der schwindenden Popularität übernahm die NBA 1976 die ABA, führte die Drei-Punkte-Linie aber erst in der Saison 1979/80 (in der auch Magic Johnson und Larry Bird ihre erste Spiele bestritten) für ein Jahr versuchsweise in der gesamten Liga ein. Die Entfernung betrug exakt 23 Fuß und 9 Zoll am oberen Ende und 22 Fuß an den Ecken.
Viele erwarteten sich mit der Einführung des Dreiers einen grundlegenden Wandel in der Spielweise der NBA. Frankling Mieuli, der damalige Besitzer der Golden State Warriors, bezeichnete die Regeländerung als "unmoralisch" und erwartete, dass die NBA ein ähnliches Schicksal wie die ABA ereilen würde. Er war der Ansicht, dass der Wurf den Teamaspekt des Spiels negativ beeinflussen würde.
Der von so vielen erwartete große Wandel blieb aus, zumindest vorerst. In der ersten Saison 1979/80 trafen die Teams in der NBA im Durchschnitt weniger als drei Mal pro Spiel von der Dreier-Linie.
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Die 90er-Jahre

Zu Beginn der Saison 1994/95 stand die NBA vor einem Problem: Die Teams erzielten nicht mehr so viele Punkte wie früher. Der ligaweite Punktedurchschnitt war auf einem 35-jährigen Tiefststand.
Im Gegensatz zu den temporeichen und schnellen Offenses der 70er und frühen 80er-Jahre, in denen die Teams im Durchschnitt mehr als 100 Possessions pro Spiel hatten, begannen die Teams, einen langsameren und bedächtigeren Offensivstil zu spielen.
In den 1990er-Jahren, als die Bulls drei Titel in Folge feierten und dabei im Durchschnitt weniger als 95 Possessions pro Spiel hatten, versuchten die anderen Teams dieses Konzept zu kopieren. Der Fokus wurde nun vermehrt auf effizientere Spielzüge gelegt.
Um den Punktemangel zu beheben, verkürzte die NBA ihre Drei-Punkte-Linie von 23 Fuß und 9 Zoll auf gleichmäßige 22 Fuß.
Der Effekt zeigte sich schnell: Die Teams versuchten ihr Glück nun häufiger von der Dreier-Linie und in der Saison 1994/95 gab es gleich mehrere Rekorde: Anzahl der Treffer von der Dreier-Linie, Anzahl der Versuche und Trefferquote. Das Problem mit den niedrigen Scores wurde dadurch jedoch nicht gelöst, da die Teams weiterhin langsam spielten. Das Punkteniveau sank sogar noch tiefer und war so niedrig wie seit den 1950ern nicht mehr. Vor der Saison 1997/98 schob die NBA die Drei-Punkte-Linie wieder auf ihre ursprüngliche Position zurück, und es dauerte weitere sagenhafte 20 Jahre, bis die Trefferquote wieder das Niveau der 70er- und 80er-Jahre erreichte.
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Der Three-Pointer heute

The Streets 3-Point-Challenge bei den Red Bull Half Court National Finals

The Streets 3-Point-Challenge bei den Red Bull Half Court National Finals

© Lukáš Wagneter / Red Bull Content Pool

Heute ist der Drei-Punkte-Wert so hoch wie nie zuvor.
Die Teams werfen heute doppelt so viele Dreier wie noch vor 10 Jahren und fast dreimal so viele wie vor 20 Jahren. Die Trainer setzen auf offensive Spielvarianten mit guten Schützen, die sich außerhalb der Dreier-Linie bewegen, damit ihre Big Boys und athletischeren Spieler mehr Platz haben, um in Korbnähe zu punkten.
Aber auch die größeren Spieler versuchen sich heutzutage immer häufiger von der Dreier-Linie.
In der Saison 2011/12 war Andrea Bargnani noch der einzige Center, der mindestens 100 Punkte von der Drei-Punkte-Linie erzielte.
Zehn Jahre später, in der Saison 20212/22 gelang das gleich 24 Spielern auf dieser Position, darunter Joel Embiid, Karl Anthony-Towns und MVP Nikola Jokic.

Fazit

Dusan Bulut beim Red Bull Half Court World Final in Kairo, Ägypten

Dusan Bulut beim Red Bull Half Court World Final in Kairo, Ägypten

© Markus Berger / Red Bull Content Pool

Als die Drei-Punkte-Linie zum ersten Mal eingeführt wurde, erwarteten viele, dass sie das Spiel sofort revolutionieren würde. Stattdessen dauerte es etwa 40 Jahre, bis das Drei-Punkte-System dieser Erwartung tatsächlich gerecht wurde und eine neue Ära im Basketball eingeläutet wurde.
Mittlerweile haben auch die größten Spieler der NBA wie Anthony Davis den Dreierwurf für sich entdeckt. Der schwierige Wurf von der Dreier-Linie wird von den meisten Spielern unzählige Stunden lang trainiert. Spieler wie der 3x3-Champion Dušan Bulut heben sich dadurch vom Rest ab.
"Wie bei allem, was man in seiner Karriere anstrebt und bei dem man sich ständig verbessern will, ist auch hier eine Menge Arbeit erforderlich", meint Davis. "Wenn man einer der besten Spieler der NBA sein will, muss man unglaublich viel investieren. Das ist schwer zu verstehen, wenn man nicht in in der NBA spielt."