Die Formel 1 ist eine jener seltenen Sportarten, die sehr bekannt und dennoch nicht ganz leicht zu durchschauen ist -- selbst für jene, die sich die wichtigsten Prinzipien erschlossen haben.
Wir beantworten dir 15 Fragen, die du es nicht wagst, einem Experten zu stellen.
Warum werfen Formel 1-Autos Funken?
Weil es schlicht und ergreifend spektakulär aussieht? Natürlich nicht, die Funken sind nichts, was die Hersteller intendiert einsetzt. Tatsächlich entstehen diese durch die Friktion der Titanplatten, die den Unterboden schützen. Gerade bei Nachtrennen sieht das aber richtig gut aus. Manche Fahrer sind damit aber nicht ganz so zufrieden, wie etwa Carlos Sainz im Jahr 2018 klarstellte, als er sich über die Nachteile beschwerte. Doch der Zuschauer ist König und er liebt es, ein regelrechtes Feuerwerk zu betrachten.
Ist die Formel 1 wirklich ein Sport?
Ja! Zugegeben, die Formel 1-Piloten sind stark von ihrer Technologie abhängig, dennoch solltest du deswegen nicht glauben, dass sie ihre Körper nicht einem regelrechten Bestandstest unterziehen. Sie setzen sich G-Kräften über 5g aus, womit sie ein Fünffaches ihres Körpergewichts ertragen müssen -- und all das in einem kleinen Cockpit, in dem es bis zu 70°C heiß werden kann. Diese Athleten -- und es handelt sich ganz klar um Athleten -- verlieren mehrere Liter Schweiß während eines Rennens und verbrennen dabei nahezu 1000 Kalorien pro Stunde. Das ist schon fast mit einem Marathon zu vergleichen. Die physische Vorbereitung ist deshalb eine absolute Notwendigkeit, um ein erfolgreicher Formel 1-Fahrer zu werden.
Wie funktioniert das Formel 1-Qualifying?
Um den bestmöglichen Startplatz sicherzustellen, tragen die Piloten drei Qualifikations-Sessions aus. Während Q1 ist jeder der 20 Piloten auf der Strecke, doch steigen nur die 15 mit den besten Rundenzeiten ins Q2 auf. In dieser zweiten Phase werden weitere fünf Fahrer eliminiert, womit die zehn Besten das Q3 absolvieren und so die Startaufstellung letztlich festlegen.
Wie viel Treibstoff konsumiert ein Formel 1-Auto?
Eine ganze Menge. Während ein durchschnittliches Auto auf 100 Kilometer etwa sechs Liter verbraucht, benötigt ein Formel 1-Bolide für dieselbe Strecke 45 Liter. Rechne das nun auf ein F1-Rennen um, bei dem in der Regel 305 Kilometer zurückgelegt werden. Daneben gibt es noch bestimmte Regeln. Die FIA begrenzt die Benzinmenge auf 110 Kilogramm und die maximale Durchflussrate auf 100 Kilogramm pro Stunde. Dass in dieser Hinsicht aber bereits Fortschritte gemacht wurden, zeigt sich, wenn man den Verbrauch mit den frühen 2000er-Jahren vergleicht: Die 10-Zylinder-Motoren brauchten damals 80 Liter pro 100 Kilometer.
Woher stammt der Begriff "Pole-Position"?
Tatsächlich wurde dieser dem Reitsport entnommen. Aus historischer Sicht hatten die Pferde, die beim Start eines Rennens neben einem Pflock (auf Englisch "Pole") abgestellt wurden, einen Vorteil, da sie eine etwa kürzere Distanz zurücklegen mussten. Nachdem der Begriff dort seine Wurzeln geschlagen hatte, wurde er im 20. Jahrhundert auch im Motorsport eingeführt.
Fahren die Piloten in jedem Rennen dieselbe Anzahl von Runden?
Nein, das ist nicht der Fall. Die Anzahl der Runden variiert je nach Strecke, da ein Grand Prix einerseits nicht länger als zwei Stunden dauern darf, und dieser andererseits auf 300 - 3010 Kilometer begrenzt ist. Nur der Große Preis von Monaco ist nur 260,52 Kilometer lang und eine Ausnahme.
Warum sind manche Teams stärker als andere?
Wie bei so vielen anderen Dingen, spielt Geld eine maßgebliche Rolle. Nachdem ein Chassis und ein Motor entwickelt werden und daneben auch die außergewöhnlichen Fahrer bezahlt werden müssen, sind nur wenige Teams dazu in der Lage, regelmäßig den Weltmeisterschaftstitel zu gewinnen. Das heißt aber noch lange nicht, dass es im Laufe einer Saison keine Überraschungen gibt. Technische Fehler und Wunder passieren immer wieder.
Wer entscheidet, mit welchem Setup die Fahrer ins Rennen gehen?
Nennen wir es Teamwork. Während einer Testphase geben die Fahrer den Mechaniker Feedback, die dann Verantwortlich dafür sind, die korrekte technische Lösung für die kommunizierten Probleme zu finden. Diese Art der Zusammenarbeit ist essenziell, wie auch Pierre Gasly meint: "Es kommt oft auf die kleinsten Details an, die den Unterschied zu anderen Fahrern ausmachen, die das gleiche Talent wie du selbst mitbringen. Das letzte Zehntel wird von den Technikern gewonnen."
Warum gibt es keine Formel 1-Pilotinnen?
Tatsächlich gab es Formel 1-Fahrerinnen, etwa als die Italienerin Maria Teresa de Filippis 1958 ihr Debüt feierte. 1992 folgte ihr Giovanna Amati nach. Dennoch ist seitdem keine Dame mehr in einem großen Team gefahren. Es gibt potenzielle Gründe dafür, die angefangen bei Sexismus bis hin zu wissenschaftlichen Hypothesen reichen, aber einen wirklichen Grund, warum Fahrerinnen wie Tatiana Calderon, die momentan in der F2 fährt, nicht aufsteigen können, gibt es nicht.
Warum setzen die Teams so viele unterschiedliche Reifensätze ein?
Es ist dir wahrscheinlich nicht entgangen, dass Formel 1-Autos unheimlich schnell sind, und deshalb nach mehr Reifengrip verlangen. Dadurch nutzen sich Formel 1-Reifen sehr viel schneller ab. Im Jahr 2005 versuchte die FIA die Teams daran zu hindern, die Reifen zu wechseln, sofern sie keinen Platten hatten. Das Resultat: Manche Fahrer wie Fernando Alonso in Monaco beendeten ihre Grand Prix dadurch völlig ohne Grip, weshalb die Regel in der Folgesaison wieder gestrichen wurde.
Wählen die Fahrer ihre Nummer selbst?
Ja. Aber diese Nummern, die die Fahrer frei wählen dürfen, sind seit 2014 relativ fix. Jeder ist dadurch aufgefordert, der FIA drei mögliche Präferenzen zu nennen, die wiederum die endgültige Entscheidung treffen.
Sind Formel 1-Wagen wirklich die schnellsten Autos der Welt?
Nicht unbedingt. Das schnellste Formel 1-Auto der Geschichte schaffte es auf 378 km/h auf der Strecke in Baku 2016. Im Vergleich dazu brachte es ein Koenigsegg Agera RS auf einer abgesperrten Straße in Nevada 2017 auf 447,2 km/h. Und das ist nicht das einzige Modell, das ein Formel 1-Auto hinter sich lässt. Nachdem ein Formel 1-Track sich aber nicht mit einer Geraden vergleichen lässt, ist die F1 die absolute Referenz.
Warum verwenden sie eine karierte Flagge?
Die meisten Menschen wissen, was die karierte Flagge in der Formel 1 bedeutet. Wenn sie geweht wird, dann ist klar, dass der Sieger gefunden worden ist. Die Wurzeln sind aber tatsächlich etwas mysteriös, es gibt einige Theorien dazu, die sich unterscheiden. Manche glauben, die Fundamente lassen sich auch hier auf Pferderennen zurückführen. Im 19. Jahrhundert endeten solche in den USA in einem großen Festessen. Die Tischtücher waren damals kariert.
Warum gibt es eine Konstrukteurswertung, wenn nicht jedes Team seine eigenen Motoren baut?
Klar, Mercedes, Renault und Ferrari sind die einzigen drei Hersteller, die Motoren für die anderen Formel 1-Teams produzieren. Manche Teams lassen ihre Einsitzer generell von anderen bauen. Dennoch besteht die Idee darin, dass jedes Team das eigene Chassis entwickeln und um die aerodynamischen Aspekte des Autos kümmern muss -- was eine genauso große Aufgabe ist, wie einen Motor zu entwickeln.
Wie gelingt es Mechanikern, bei Boxenstopps so schnell zu arbeiten?
Der schnellste Boxenstopp liegt bei 1,82 Sekunden (ein Rekord, der von Red Bull Racing 2019 in Interlagos gebrochen wurde). Jedes Zehntel im Rennen zählt und die Teams überlassen nichts dem Zufall. Angefangen bei der Positionierung der Mechaniker in der Garage bis hin zur Wahl der Tools, all das wird einstudiert, analysiert und immer wieder wiederholt und geprobt. Gemma Fisher, der Performance-Spezialist von Williams, geht sogar so weit, dass sie die "die Variabilität der Herzfrequenz, die Erholungszeit und die Atemfrequenz" jedes einzelnen Teammitglieds aufzeichnen. Das ist ein Job, der nach kompromissloser Präzision verlangt, wenn der Reifenwechsel in 200 Millisekunden stattfinden muss.
Wie verrichten Fahrer während eines Rennens ihr Geschäft?
Ganz einfach: In ihren Rennanzügen. Betrachtet man aber die Menge an Wasser, die die Piloten während eines Grand Prix verlieren, sind die Blasen unserer Champions nur selten wirklich voll.
Wie wirst du zum Formel 1-Fahrer?
Eine Formel 1-Karriere beginnt in der Regel im Karting. Der Vorteil liegt darin, dass du bereits in jungen Jahren den Wettbewerbsalltag kennenlernst und Erfahrungen sammelst, die dir eines Tages auf Elite-Level ein gutes Fundament bieten. Zudem hast du dort auch die besten Chancen, von Scouts entdeckt zu werden.
Die Idee besteht darin, von dort dann in die Unterkategorien (Formel 3, Formel 2,...) aufzusteigen, um letztendlich den heiligen Gral einzustreifen: die Superlizenz, eine spezifisch definierte Berechtigung für alle ab 18 Jahren, die mindestens 186 Meilen in einem Formel 1-Auto zurückgelegt haben (Glücklicherweise gibt es dafür private Tests, um dem nachkommen zu können).
Wie bekommst du einen Job bei einem Formel 1-Team?
Zunächst musst du dir überlegen, was du genau machen willst. Du kannst als Mechaniker genauso zum F1-Sport beitragen wie als Event-Manager oder LKW-Fahrer. Bis zu 1.200 Menschen sind bei einem Formel 1-Team beschäftigt! Beachten solltest du aber, dass viele Positionen im direkten oder indirekten Zusammenhang mit dem Bereich des Engineerings zusammenhängen. Zögere nicht, interne Praktika anzunehmen und spezifische Plattformen wie Motorsport Jobs zu nutzen, um deinen Traumjob zu finden (beachte aber, dass du nicht unmittelbar in die Formel 1 einsteigen wirst).
Was ist das Sprint-Qualifying?
Ein brandneues Konzept, das 2021 bei einigen wenigen Rennen eingeführt wurde, um die Startaufstellung eines Grand Prix festzulegen. Um es schnell zu machen: Nach einem klassischen Qualifying am Freitagnachmittag fahren die Piloten am Samstag ein Rennen auf verkürzter Distanz (100 Kilometer) das dann die Startaufstellung für das Hauptrennen festlegt. Im Jahr 2023 wurde das Konzept erneuert und das Sprintrennen vollständig vom Hauptrennen abgekoppelt. Nun legt das Qualifying am Freitag die Startposition am Sonntag fest, während samstags für das Sprintrennen ein eigenes Qualifying ausgetragen wird. Für die Positionen im Sprintrennen gibt es entsprechende Punkte für die Gesamtwertung.
Du willst noch mehr über die Legenden im Paddock erfahren? Dann sieh dir das Video unten an und lerne alles, was du über die Formel 1 wissen musst:
27 Min
ABC of ... Formel 1
Alles, was du über die Königsklasse wissen musst: Fakten und Zahlen, Terminologie, Disziplinen, Geschichte und die Helden des Sports.