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© Sterling Lorence/Red Bull Content Pool
MTB
Unaufhaltsam bis ans Limit: Wie die Frauen den Freeride-Sport aufmischen
Der MTB-Sport hat einen Wendepunkt erreicht, mit bahnbrechenden Events und einer furchtlosen Gemeinschaft von Athletinnen. Während sich die Szene weiterentwickelt, gehen diese Frauen ihren eigenen Weg
Freeride für Frauen war noch nie so stark wie heute. Die Einführung von reinen Damen-Events wie Red Bull Formation und die ständige Weiterentwicklung der Szene werden im Oktober einen Wendepunkt erleben, wenn Red Bull Rampage zum ersten Mal eine eigene Ausgabe für Athletinnen veranstaltet.
Rampage ist der Gipfel des Big-Mountain-Ridings und testet die Grenzen des Sports, seit das Event im Jahr 2001 eingeführt wurde. Auch der erste Damenbewerb wird dem um nichts nachstehen und den besten Athletinnen der Disziplin eine Plattform auf der größten Bühne in Virgin, Utah, bieten. Acht Teilnehmerinnen, darunter Hannah Bergemann, Camila Nogueira und Vaea Verbeeck, wurden eingeladen, während vier Ersatzleute als Backups bereitstehen.
Der Weg bis zu diesem Punkt war allerdings nicht ganz einfach. Viele Athletinnen hatten mit Widrigkeiten zu kämpfen - sie mussten härter arbeiten und fahren als ihre männlichen Kollegen, um sich zu beweisen und um ihren Platz in einer traditionell von Männern dominierten Branche zu erkämpfen.
Für die Pionierinnen gab es keinen ausgetretenen Pfad zum Gipfel des Big-Mountain-Riding, aber das hat sie nicht davon abgehalten, eine Freeride-Gemeinschaft zu bilden und sich gegenseitig bei jedem Schritt zu unterstützen. Ein Segment aus Darcy Wittenburgs neuestem Film ANYTIME gibt einen Einblick in dieses Netzwerk unaufhaltsamer Frauen und konzentriert sich auf eine Gruppensession in der Wüste von Utah.
Hier erzählen Camila Nogueira und Vaea Verbeeck, wie es war, dabei zu sein, wie sich das weibliche Freeriding entwickelt hat und welche Hoffnungen sie für die Zukunft des Sports haben.
3 Min
ANYTIME – Trailer
Begleite die besten Freeride-Athlet:innen beim Mountainbiken an den herausforderndsten Orten der Welt.
Bewegungen einfangen
"Als ich von ANYTIME hörte, war ich so aufgeregt", erinnert sich Camila Nogueira. Die 30-jährige Argentinierin, die in Aspen, Colorado, lebt, nahm 2021 und 2022 an den Red Bull Formation-Events teil und wurde bei der Ausgabe 2022 mit dem von den Ridern gewählten "Spicy Award" ausgezeichnet. Doch obwohl sie eines der aufregendsten Talente im Freeride-Sport ist, war das Segment für sie eine Premiere in ihrer Karriere.
"Es ist mein erster Film überhaupt, und es ist ein stolzer Moment, dabei zu sein. Zu wissen, dass ich in demselben Video wie die besten Athletinnen der Welt zu sehen sein werde, war eine große Motivation für mich, das betrifft aber auch die Location und die Dreharbeiten mit Anthill Films und Red Bull."
Zu wissen, dass ich im selben Video wie die besten Rider der Welt mitspielen würde, war eine große Motivation.
Bei den Dreharbeiten in der Wüste von Utah nahm die Gruppe einige der berühmtesten Lines der Freeride-Geschichte in Angriff und drückte den bisherigen Aufnahmen ihren ganz eigenen Stempel auf: "Wir haben drei Wochen lang in der Wüste gedreht. Es war eine lange und harte Arbeit, aber ich bin gespannt auf das Endergebnis."
Für Co-Darstellerin Vaea Verbeeck war der Auftakt zu den Dreharbeiten alles andere als ideal. "An dem Tag, an dem ich gefragt wurde, ob ich der Crew für dieses Segment beitreten wolle, hatte ich eine E-Bike-Fahrt hinter mir, nachdem ich mir die Kniescheibe gebrochen hatte", erinnert sie sich. "Ich war drei bis vier Monate lang nicht auf dem Bike unterwegs und es ging mir wirklich schlecht."
Die 33-jährige Kanadierin entschied sich jedoch, dass der Druck weniger groß sein würde, da es sich um eine Gruppenaufnahme handelte und sie nicht alleine zu sehen ist -- im Nachhinein bereut sie die Entscheidung nicht.
"Wir sind einfach nur eine Gruppe von Athletinnen in Utah. Es war uns klar, dass wir irgendwann auch die Damen bei Rampage erleben würden und das wollten wir schon davor in Szene setzen. Jetzt, später im Jahr, ist es endlich soweit, aber damals, bei den Dreharbeiten, hatten wir keine Ahnung. Ich war einfach nur aufgeregt, weil wir zusammen bauen und fahren wollten."
Permanenter Fokus nach vorne
Verbeeck sieht das ANYTIME-Segment als die neueste Entwicklung im Freeride-Bereich für Frauen. "Es gibt so viel mehr Vielfalt in der Freeride-Welt", sagt sie. "Es ist cool, Kategorien für Ahtletinnen in all diesen Disziplinen und verschiedenen Stilen des Big Mountain Freerides zu eröffnen."
"Wir müssen uns nicht nach dem richten, was es für uns gibt - du kannst dir das aussuchen, was dich am meisten anspricht. Es ist toll, dass es so viel Abwechslung gibt und dass es einen größeren Pool an aufstrebenden Fahrerinnen gibt, die in diese Disziplinen hineinwachsen können. Ich bin gespannt auf die nächste Generation, die mit dem Wissen aufgewachsen ist, dass es ein Ventil für sie gibt."
Nogueira ist eine dieser Athletinnen, die die Chancen, die sich ihr geboten haben, ergriffen hat. Sie glaubt, dass sich die Szene verändert hat, seit sie 2021 mit dem Freeriden begonnen hat: "In den letzten paar Jahren gab es eine wahnsinnige Entwicklung. Vor drei Jahren habe ich angefangen, mehr Freeride zu fahren, und jetzt ist es ganz anders."
"Es ist so cool, weil wir uns gegenseitig weiterentwickeln und wir haben so eine coole Gruppe von Mädchen. Es ist einfach ein Traum für mich, bei all diesen Erfahrungen dabei zu sein."
Es geht mir um Spaß und ich will, dass er ansteckend ist.
Widrigkeiten überwinden
Ihr jeweiliger Aufstieg an die Spitze des Freeride-Mountainbikens ging naturgemäß nicht ohne Herausforderungen über die Bühne. Verbeeck begann ihre Karriere im Downhill-Rennsport und erreichte mehrere Top-10-Platzierungen bei UCI Downhill World Cups, bevor sie zur Crankworx World Tour wechselte, wo sie zwei Queen of Crankworx-Titel gewann. Erst 2019 wagte sie den Sprung zum Freeriden. Das gab ihr endlich das Gefühl, auf dem Bike sie selbst sein zu können.
"Meine größte Herausforderung war es von Anfang an, Aufmerksamkeit dafür zu bekommen, dass ich ein Mädchen bin - es ging nicht um mein Können oder meine Fähigkeiten auf dem Bike. Damit hatte ich Probleme, weil ich es mir nie so einfach machen wollte", erzählt sie. "Eine Zeit lang habe ich meine Weiblichkeit völlig beiseite geschoben und bin einer der männlichen Rider geworden - ich musste diese Rolle spielen, weil ich wollte, dass die Leute meine Ergebnisse auf dem Papier oder den Wert, den ich auf dem Bike bringen kann, sehen."
"Sobald die Branche wusste, wofür ich da war, und nicht mehr nur mein Aussehen nutzte, fühlte ich mich wohler. Aber es hat ein halbes Dutzend Jahre gedauert, bis ich ich selbst sein konnte."
"Als Frau setze ich mich ständig unter Druck und versuche, immer die beste Version von mir zu sein", fügt Noguiera hinzu. "Meine Herausforderung ist es, jeden Tag besser zu werden und dieser Gemeinschaft zu helfen, zu wachsen."
Hoffnungen für die Zukunft
Trotz dieser Schwierigkeiten blicken beide Fahrerinnen optimistisch in die Zukunft des Frauen-Freeride-Sports und hoffen, dass Filmausschnitte wie das Gruppenvideo in ANYTIME und die Red Bull Rampage Women's Edition im Oktober als Inspiration für alle dienen, die zu Hause zuschauen.
"Mein einziges Ziel ist es, ansteckend zu sein", sagt Verbeeck. "Ich will, dass der Spaß, den ich habe, andere Menschen abholt. Ich möchte, dass die Leute begeistert sind, sich ihre Mountainbikes zu schnappen und mit ihrer Crew zu fahren, sich gegenseitig anzufeuern und zu unterstützen und so zu wachsen. Das ist es, was wir tun."