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Surfen

Die 11 größten jemals gesurften Wellen

Die Heavy-Water-Community trainiert immer härter, geht immer weiter an ihre Grenzen, und die Liste der gerittenen Big-Waves wird immer länger. Tauche mit uns in die Rekordbücher ein.
Autor: Esther Hershkovits
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Es gibt nur wenige Wellen, die einen so sehr zum Staunen bringen wie der Praia do Norte in Nazaré. Das Juwel in der Krone des portugiesischen Surfsports bietet jeden Nordwinter 30,8 m hohe Wasserwände, auf denen Surfer mit bis zu 80 km/h surfen und wissen, dass sie bei einem Fehler mit einem Aufprall so hart wie bei einem Autounfall auf dem Wasser aufschlagen können.
Seit Mitte der Nullerjahre hat das portugiesische Fischerdorf Nazaré genauso viele Big-Wave-Surfer angelockt wie Sardinen, Tintenfische und Thunfische. Seitdem der Nazaré-Pionier Garrett McNamara 2011 erstmals mit einem 23-Meter-Monster in die Rekordbücher einging, wurden hier eine ganze Reihe von Big-Wave-Weltrekorden aufgestellt, neben so etablierten Schwergewichten wie Jaws in Maui und Mavericks in Kalifornien.
Kai Lenny surft eine Riesenwelle in Nazaré, Portugal, am 11. Februar 2020.

Kai Lenny auf einer Riesenwelle in Nazaré

© Mattias Hammer

Während sich die meisten Surfer den Wellen von Nazaré mit der üblichen Vorsicht nähern, behandelt Kai Lenny, der als der erfahrenste Wassersportler der Welt gilt, dieses gnadenlose Terrain als seinen persönlichen Spielplatz und landet zahlreiche Flips und Spins.
"Für mich ist der Ozean wie ein Akku", sagt Lenny. "Ich bekomme Energie, wenn ich im Wasser bin, und wenn ich es nicht bin, fehlt mir dieser Funke. Das Licht in meinen Augen wird vielleicht sogar schwächer. Ich glaube, für meine Seele gibt es kein besseres Gefühl, als auf einer Welle zu reiten."
Lenny hat Wettbewerbe in jeder Form des Surfens auf dem Ozean gewonnen, angefangen beim Tow-Surfen über das Windsurfen bis hin zum Stand-up-Paddling auf langen Strecken. Sein Leben ist so einzigartig, dass es Red Bull TV zu der Dokumentarserie Life of Kai inspiriert hat.
Justine Dupont beim Big-Wave-Surfen in Nazaré, Portugal am 13. November, 2019.

Justine Dupont auf der größten Welle ihres Lebens in Nazaré, Portugal

© Rafael G. Riancho / Red Bull Content Pool

Doch Lenny hält nicht den Rekord für die größte jemals gerittene Welle, den heiligen Gral für hartgesottene Wassersportler, die jedes Jahr bei den Red Bull Big Wave Awards ausgezeichnet werden, wie das etwa bei Justine Dupont, Lucas Chianca, Ian Walsh und Grant 'Twiggy' Baker der Fall war.
Will er seinen Namen an die Spitze der prestigeträchtigsten Ehrenliste des Big-Wave-Surfens setzen, muss er die folgenden zehn Wellen übertreffen. Doch nur ein mutiger Mensch würde gegen Lenny oder Nazaré wetten.
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1. Sebastian Steudtner (Deutschland) | 29. Oktober 2020 | Praia do Norte, Nazaré, Portugal | 86 Fuß (26,21 Meter)

Sebastian Steudtner surft am Eröffnungstag in Nazaré, Portugal.

Sebastian Steudtner auf den blauen Wellen von Nazaré.

© Bruno Aleixo

Deutschland ist zwar kein Binnenland, aber es ist definitiv nicht für seine Wellen oder Surfer bekannt, was den Weltrekord von Sebastian Steudtner noch außergewöhnlicher macht. Obwohl Steudtner unter Höhenangst leidet - alles andere als ideal, wenn man auf einen 27 Meter hohen Drop starrt - hält er den Guinness-Weltrekord für die größte jemals gesurfte Welle, nachdem er am 29. Oktober 2020 in Nazaré eine 26 Meter hohe Riesenwelle geritten hat.
Drei Jahre später steht Steudtners Bestmarke immer noch. Die Surfwelt ist ihm dicht auf den Fersen und hofft, dass der El Niño in diesem Winter jene Bedingungen bietet, die einen Rekord möglich machen.
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2. Rodrigo Koxa (Brasilien) | 8. November 2017 | Praia do Norte, Nazaré, Portugal | 80 Fuß (24,38 Meter)

Carlos Burle und Rodrigo Koxa am Praia do Norte in Nazare, Portugal, 2017.

Carlos Burle und Rodrigo Koxa am Praia do Norte.

© Hugo Silva

Vor Steutdner hielt der Brasilianer Rodrigo Koxa den Weltrekord für die größte jemals gerittene Welle, eine weitere 25-Meter-Welle in Nazaré, die er 2017 bezwang. Die brasilianischen Surfer haben die WSL Championship Tour der Männer in den letzten zehn Jahren dominiert und nicht umsonst den Spitznamen "Brazilian Storm" (brasilianischer Sturm) erhalten. Allerdings gibt es in Brasilien nur wenige Big-Wave-Breaks, was Koxas Erfolg umso bedeutender macht und seinen Rekord zu einer würdigen Anerkennung seines Engagements bei der Jagd nach supergroßen Wellen macht.
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3. Garrett McNamara (USA) | 1. November 2011 | Praia do Norte, Nazaré, Portugal | 78 Fuß (23,77 Meter)

2 Min

Die Entdeckung von Nazaré mit Garrett McNamara

Garrett McNamara erinnert sich an die E-Mail, die den Lauf seines Lebens veränderte.

Garrett McNamara ist weithin dafür bekannt, Nazaré als Weltklasse-Big-Wave-Spot auf die Landkarte gesetzt zu haben. Seit er Mitte der 2000er Jahre zum ersten Mal nach Portugal kam, hat der Hawaiianer sein Leben dem Surfen in Nazaré gewidmet. Dabei hat er das verschlafene Fischerdorf zu einem Mekka für die Big-Wave-Community gemacht. Als einer der ersten, der Praia do Norte an den größten Tagen konsequent gesurft hat, arbeitete McNamara unermüdlich mit der Gemeinde von Nazaré zusammen, um sicherzustellen, dass die notwendigen Sicherheitsprotokolle entwickelt und umgesetzt wurden. Passenderweise war McNamara der Erste, der in Nazaré einen Weltrekord aufstellte, als er im November 2011 eine fast 24 Meter hohe Welle ritt.
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4. Mike Parsons (USA) | 5. Januar 2008 | Cortes Bank, Vereinigte Staaten | 77 Fuß (23,46 Meter)

Big-Wave-Surfer Mike Parsons mit den Werkzeugen seines Handwerks.

Big-Wave-Surfer Mike Parsons mit den Werkzeugen seines Handwerks.

© Peter Hamblin/Red Bull Content Pool

Die meisten großen Wellen sind unbeständig, und manche treten nur ein paar Mal im Jahr oder seltener auf. Cortes Bank, wo der kalifornische Surfer Mike Parsons 2008 eine 23-Meter-Welle ritt, ist eine der seltensten Perlen. Cortes, auch bekannt als das Phantom Kaliforniens, liegt hundert Meilen vor der Küste San Diegos und erfordert eine einwandfreie Vorhersage der Swells, eine kleine Armada von Wasserfahrzeugen und militärische Präzision, bevor du auch nur davon träumen kannst, dort zu surfen. Die Anreise nach Cortes ist fast genauso gefährlich wie das Surfen, denn das Wasser ist tückisch und die Inseln liegen direkt unter der Wasseroberfläche. Aber wenn alles perfekt läuft, wie bei Parsons und seinem Schlepppartner Brad Gerlach im Jahr 2008, kannst du vielleicht die größte Welle deines Lebens erwischen.
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5. Maya Gabeira (Brasilien) | 11. Februar 2020 | Praia do Norte, Nazaré, Portugal | 73,5 Fuß (22,40 Meter)

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Maya Gabeira kehrt nach Nazaré zurück

Maya Gabeira besiegt nach zwei Jahren ihr Trauma und kehrt in die Wellen nach Nazaré zurück.

Resilienz ist ein gemeinsames Thema unter Big-Wave-Surfern. Sie wissen, dass kein noch so gutes Training Unfälle verhindern kann. Niemand ist sich dessen besser bewusst als Maya Gabeira, die 2013 beim Surfen im riesigen Nazaré fast gestorben wäre.
Gabeira erholte sich alles andere als schnell, wie in Red Bull TV's Return to Nazaré dokumentiert ist. Die Welle, auf die sie stürzte, war so groß, dass sie damals einen Weltrekord aufgestellt hätte. 2020 wurde ihr heldenhaftes Comeback vollendet, als sie eine 22-Meter-Welle ritt und ihren Namen in die Rekordbücher eintrug, und zwar am selben Strand, der ihr sieben Jahre zuvor fast ihr Leben gekostet hätte.
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6. Francisco Porcella (Italien) | Praia do Norte, Nazaré, Portugal | 24. Oktober 2016 | 73 Fuß (22,25 Meter)

Der Surfer Niccolo Porcella und der schwerste Wipeout aller Zeiten in Teahupo'o auf Tahiti.

Der schwerste Wipeout in der Geschichte des Surfens? Ja.

© Ben Thouard

Erlösungsgeschichten sind das A und O in der Welt des Big-Wave-Surfens, und Francisco Porcellas 22-Meter-Welle im Jahr 2016 in Nazaré ist nicht anders. Nach einer Reihe von schrecklichen Wipeouts und Verletzungen, die er sich bei Wellen wie Teahupo'o und Jaws zugezogen hatte, blieb Porcellas Begeisterung für die Jagd nach gewaltigen, sich bewegenden Wasserwänden ungebrochen. Auch nach seiner rekordverdächtigen Nazaré-Welle fordert Porcella sich weiterhin permanent selbst heraus, ob in Europa, am Pazifik, in Fidschi oder zu Hause auf Hawaii.
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7. Yuri Soledade (Brasilien) | Peahi/Jaws, Maui, Hawaii | 25. Februar 2016 | 71 Fuß (21,64 Meter)

Der Brasilianer Yuri Soledade surft auf der Riesenwelle von Jaws.

Yuri Soledade surft Jaws.

© Arquivo Pessoal/Bidu

Yuri Soledade, der in Brasilien geboren wurde, aber auf Hawaii lebt, musste als Kind das Surfen vor seinen Eltern verstecken, weil sie dachten, es sei etwas für faule Leute. In einem Interview erzählte Soledade von den Hindernissen, die er als Jugendlicher überwinden musste, um das zu erreichen, was er heute ist. Sein Ritt auf Jaws 2016 ist zwar nicht die größte Welle auf dieser Liste, aber die einzige, die eine erfolgreich gerittene Tube enthält, was dieser Achterbahnfahrt eine zusätzliche technische Schwierigkeit verleiht, die weit über das erfolgreiche Surfen einer 21 Meter hohen Welle hinausgeht.
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8. Sebastian Steudtner (Deutschland) | Praia do Norte, Nazaré, Portugal | 11. Dezember 2014 | 71 Fuß (21,64 Meter)

Sébastien Steudtner in Nazaré, Portugal, 2014.

Sébastien Steudtner in Nazaré.

© Jeff Flindt

Der deutsche Surfer Sebastian Steudtner zog nach Portugal, um seine Chancen auf große Wellen in Nazaré zu maximieren. Die Tatsache, dass Steudtner sowohl den ersten als auch den achten Platz auf dieser Liste einnimmt, zeugt von seiner erfolgreich abgeschlossenen Mission.
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9. Justine Dupont (Frankreich) | 11. Februar 2020 | Praia do Norte, Nazaré, Portugal | 70,5 Fuß (21,48 Meter)

Justine Dupont beim Big-Wave-Surfen in Nazaré, Portugal am 13. November, 2019.

Justine Dupont auf der größten Welle ihres Lebens in Nazaré, Portugal

© Rafael G. Riancho / Red Bull Content Pool

Der 11. Februar 2020 war ein bedeutender Tag für Frauen im Big-Wave-Surfen. Justine Dupont ritt eine 21-Meter-Welle in Nazaré, am selben Tag wie Maya Gabeira mit ihrer 22-Meter-Welle. Während Veranstaltungen wie Red Bull Magnitude dazu beitragen, mehr Frauen zum Big-Wave-Surfen zu ermutigen, sind es vor allem inspirierende Vertreterinnen wie Dupont und Gabeira, die die Sache vorantreiben.
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10. Pete Cabrinha (USA) | Peahi/Jaws, Maui, Hawaii | 15. Januar 2004 | 70 Fuß (21,33 Meter)

Pete Cabrinha war über 40 Jahre alt, als er 2004 in Jaws auf Maui, Hawaii, in eine 21 Meter hohe Welle zog. Als Champion im Kitesurfen und Windsurfen, der nach dem Gewinn der Weltmeisterschaften in den jeweiligen Disziplinen aufhörte, tat Cabrinha dasselbe, nachdem ihm diese Welle den Preis für die größte jemals gesurfte Welle eingebracht hatte. Da er nie eine Herausforderung scheute, kehrte Cabrinha Jahre später zu Jaws zurück und versuchte, sie mit einem Foilboard zu surfen.
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11. Laura Enever (USA) | Outer Reef, Oahu, Hawaii | 22. Januar 2023 | 43,6 Fuß (13,3 Meter)

Laura Enever surft die größte Welle der Geschichte, die von einer Frau gepaddelt wurde.

Laura Enever und die größte Welle, die je von einer Frau gepaddelt wurde.

© WSL / Daniel Russo

Die Australierin Laura Enever ist am 22. Januar 2023 erfolgreich eine 13 Meter hohe Welle am Outer Reef, dem Big Wave-Spot an der Nordküste von Oahu, gesurft. Die World Surf League honorierte die Leistung der Australierin und gab bekannt, dass sie den Guinness-Weltrekord für die größte von einer Frau gepaddelte Welle aufgestellt hat.
Enevers übertraf damit den bisherigen Rekord der Amerikanerin Andrea Moller aus dem Jahr 2016 in Jaws, Pe'ahi (Maui). Moller hat den Sport in vielerlei Hinsicht maßgeblich geprägt. Sie war die erste Frau, die in Pe'ahi eine Welle paddelte, und die erste Surferin, die bei den prestigeträchtigen Eddie Aikau Big Wave-Championships in Hawaii eine Welle surfte. Daneben ist sie eine Verfechterin von Gleichberechtigung und kämpft für den Fortschritt beim Big Wave-Surfen.
Laura Enever trägt ihren Namen in das Guinness Buch der Rekorde ein, nachdem sie die größte Welle gesurft hat, die jemals von einer Frau gepaddelt wurde.

Laura Enever trägt sich in das Guinness Buch der Rekorde ein

© World Surf League

„Mir war im Vorhinein klar, dass das etwas ganz Besonderes werden würde. Als ich hinauspaddelte, und als ich sie dann erwischte, blickte ich nach unten und wusste, dass das definitiv die größte Welle ist, die ich je erlebt habe“, sagte Enever. „Ich wusste, dass es die Welle meines Lebens ist, so wie alles gelaufen ist … Ich sagte mir, dass ich es versuchen musste und vertraute darauf, dass ich es schaffen würde. Die Welle war ein großer Durchbruch für mich und daran besteht kein Zweifel. Das ist ein wesentlicher Meilenstein meiner Karriere. Diese Auszeichnung Monate später zu erhalten, ist wirklich großartig, ich kann es immer noch nicht glauben.“

Teil dieser Story

Kai Lenny

Kiteboarder, windsurfer, wing foiler and so much more – even his name means 'sea' in Hawaiian. Kai was destined to become the world's greatest-ever waterman.

Vereinigte StaatenVereinigte Staaten

Justine Dupont

From Belharra to Nazaré and Jaws to Mavericks, Justine Dupont might just be the best all-around female big wave surfer in the world.

FrankreichFrankreich

Lucas 'Chumbo' Chianca

Brazilian Lucas 'Chumbo' Chianca realised early on that his future lay in big wave surfing and he's teamed up with Carlos Burle to become the best.

BrasilienBrasilien