Helmdesign nach Maß.
© Stacy Glaser
Art & Design

Red Bull-Helme: Das Handwerk des individuellen Helm-Designs

Über die letzten fünf Jahre hat der Künstler Stacy Glaser hunderte Red Bull-Helme bemalt. Nun erzählt er uns über sein spezielles Handwerk und über die Details dieser einzigartigen Kunstwerke.
Autor: Danielle Baker
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Noch vor 12 Jahren fand man Stacy Glaser nach Feierabend beim Bemalen von Helmen in lokalen Autohäusern in North Vancouver. Nach dem Umzug nach Vancouver, um dort die Kunstschule zu besuchen - mit dem Plan in der Filmindustrie Fuß zu fassen - wurde Stacy klar, dass das doch nicht der kreative Weg war, den er sich vorstellte. Im Folgenden erzählt er uns, wie er seine ganz besondere Karriere aufgebaut hat und führt uns durch den Prozess, einen individuellen Red Bull-Helm zu designen - ein Handwerk, das er beherrscht, wie kaum jemand anderer.

Mundpropaganda

Aufgewachsen im ländlichen New Jersey, kam Stacy bereits früh mit der Welt des Mountainbikens in Berührung und das war auch einer der Gründe, warum Stacy in North Vancouver landete - einem absoluten Freeride-Mekka. „Nach der Kunstschule habe ich eine Zeit lang einfach mein eigenes Ding gemacht," sagt Stacy. „Ich war viel auf dem Mountainbike unterwegs und das ist auch der wahre Grund, warum ich hierhergezogen bin. Es war großartig! Ich fuhr mit ein paar Profis aus der Region und fing an ihre Helme für sie zu bemalen. 2008 habe ich dann begonnen, diese Arbeit nebenbei zu machen."
Zu diesem Zeitpunkt beherrschte Stacy bereits viele unterschiedliche Kunsttechniken, die Helm-Malerei stellte jedoch eine völlig neue Herausforderung für ihn dar. „Als ich anfing mit dem Airbrush zu malen, machte ich das immer auf Helmen. Die Helme gaben mir die Möglichkeit, meine Kunst zu verkaufen, ohne dass sie nur auf einer Leinwand zu sehen ist - also eine Art Doppelfunktion. Es ist eine interessante Oberfläche, um seine Kunst zu kommerzialisieren."
Über die Jahre hat Stacy die Helme von einigen der besten Mountainbiker der Welt bemalt, darunter Namen wie Tracy Hannah, Geoff Gulevich und die Coastal Crew. „Im Laufe der Jahre habe ich mit Unternehmen wie Rocky Mountain und Pinkbike, aber natürlich auch mit zahlreichen Athleten eng zusammengearbeitet. Sie haben mir geholfen, Anerkennung in der Branche zu bekommen. Das war enorm wichtig, um mein Business ganz ohne Werbung betreiben zu können. Es dreht sich alles um Weiterempfehlung und Mundpropaganda."

Es steckt im Detail

Der allererste Helm, den Stacy für Red Bull bemalte, war der von Darren Berrecloth im Jahr 2015. „Ich hätte nie auch nur daran gedacht, Red Bull zu kontaktieren, ich nahm einfach an, dass sie schon längst jemanden dafür hatten," meint Stacy. Fünf Jahre später bemalt Stacy nun die Helme von fast allen kanadischen Red Bull-Athleten, quer durch alle Sportarten (für die man Helme benötigt).
Zu den herausragenden Arbeiten seines wachsenden Portfolios an Helmen für Red Bull-Athleten gehören maßgeschneiderte Weltcup-Designs für Brook MacDonald, Fin Iles erster Red Bull-Helm (und alle seitdem) und auch einer für Emil Johansson. „Red Bull brauchte den Helm von Emil kurz vor dem Crankworx-Event - sie hatten gerade beschlossen ihn unter Vertrag zu nehmen. So kam ich mit Red Bull Schweden in Kontakt, und seitdem habe ich die meisten Helme für Emil gestaltet."
Aber anstatt sich vollkommen der Aufregung hinzugeben, seine Designs endlich auf der Weltbühne zu sehen, konzentrierte sich Stacy eher auf die technischen Aspekte. „Für mich ist es wichtig, dass man die Logos gut lesen kann und auf den Fotos alles richtig aussieht. Auch, dass man die kleinen Details wahrnimmt, ist schön zu wissen."
Wenn man die Helme auf der großen Leinwand oder aus großen Distanzen betrachtet, ist es beinahe unmöglich, den extrem hohen Detailgrad, den Stacy regelmäßig in die Red Bull-Helme einarbeitet, zu erkennen. Die Herausforderung besteht darin, genügend Aussagekraft in das Design zu stecken und gleichzeitig nicht zu komplex zu werden. „Ich versuche immer die richtige Balance zu finden," meint Stacy. Die Helme haben zwar spezifische Gemeinsamkeiten, die sich aufgrund der Form ergeben - auf jedem Helm finden sich aber auch persönliche Elemente, die auf die jeweiligen Athleten abgestimmt sind.
Bei den Red Bull-Helmen ist so ziemlich jeder einzelne ein Unikat. Sie sind alle unterschiedlich. Das ist wirklich cool.
Stacy Glaser

Ein rückwärts gerichteter Prozess

Die Gestaltung und Lackierung der Helme ist unglaublich arbeitsintensiv. Je nach Komplexität des Designs, dauert die Arbeit an einem einzigen Helm oft bis zu vier Tage. Sobald der Helm bei Stacy eingetroffen ist, muss er ihn in seine Einzelteile zerlegen, ihn vorbereiten und die Grundierung auftragen. Es dauert einen ganzen Tag, die Logos fertig zu bekommen. Danach kommen die spezifischen Grafiken und schließlich noch der Finishing-Prozess.
„Am besten lässt sich der Prozess als rückwärts gerichtet beschreiben," erklärt Stacy. Damit meint er, dass die Schablonen-Schichten, die nach der Fertigstellung visuell oben liegen, eigentlich als erstes aufgemalt werden. „Ich habe immer schon so gemalt, auf lineare Weise macht es so für mich einfach Sinn und ich muss nicht zwischen den Schichten hin- und herwechseln. Was auch immer visuell oben erscheint, wie das Red Bull-Logo, ist im Wesentlichen das, was ich zuerst male."
Nach Stacys Erfahrung ist sein Verfahren im Vergleich mit unterschiedlichen Techniken von anderen Künstlern, die Red Bull-Helme bemalen, ziemlich einzigartig. „Es wäre interessant, die Meinungen zu meiner Technik zu hören, weil wir am Ende ja dasselbe Resultat erzielen."
Die Technik des Layerings in Photoshop ähnelt der Art und Weise, wie Stacy die Helme bemalt, wodurch jedes Projekt seinen ganz speziellen Touch hat. „Während ich zeichne, fertige ich auch die Schablonen an - so kann ich zwei Dinge gleichzeitig machen. Normalerweise mache ich das gesamte Grafikdesign zu Hause - so habe ich einen besseren Überblick und spare außerdem noch Zeit. Die Gestaltung der Red Bull-Helme habe ich mittlerweile ziemlich gut im Griff, aber ich hatte schon Projekte, bei denen ich mich einfach hineinstürzte und dann manchmal Probleme bekam, weil ich zu wenig Zeit in die Planung steckte."
Obwohl Stacy häufig mehrere Helmen gleichzeitig designen muss und fast wie am Fließband arbeitet, schafft er es trotzdem für jeden Athleten ein einzigartiges und außergewöhnliches Design zu entwerfen. „Manche Athleten bringen sich mehr ein als andere. Einige sind einfach zufrieden, egal was ich mache, auch weil man über die Jahre gewisse Beziehungen und Vertrauen aufgebaut hat. Dann gibt es aber auch welche, die sich mehr in den Prozess involvieren und Entwürfe sehen wollen."

Ein brandneuer Helm für „The Claw"

Bei der Arbeit zu seinem aktuellsten Kunstwerk für Darren Berrecloth fühlte sich Stacy richtig wohl. „Irgendwie kenne ich seinen Stil, weil ich schon so viele für ihn gemacht habe." Darren hat einen unverkennbaren Stil und einige Markenzeichen, die auf seinen Helmen künstlerisch verarbeitet wurden. Dann fügt Stacy noch ein paar neue Elemente hinzu, die er noch nie zuvor gemacht hat - wie Topo-Linien. In Darrens Worten, ist das neue Design ein Spiegelbild seiner Welt.
„Es repräsentiert das Reisen, die Erde und all die unterschiedlichen Sportarten, die er betreibt," sagt Stacy. „Der Bär ist Darrens Markenzeichen und deshalb ganz oben. Dann hat er normalerweise noch ein Baum-Element auf beiden Seiten. In der letzten Serie habe ich auch die Bären-Kratzspuren am Helm für ihn integriert."
Stacys handwerkliches Geschick hat mich immer schon beeindruckt, wie er immer wieder mit den verrücktesten Grafiken aufkreuzt! Ich war immer schon ein großer Fan!
Obwohl die Gestaltung der Red Bull-Helme den Großteil seines Arbeitspensums ausmachen, findet Stacy immer noch Zeit, im Laufe des Jahres eine Handvoll Privataufträge zu erledigen. Und er liebt diese Arbeit - die Vision von jemand anderem mit seinen Skills und seinem Talent verwirklichen zu können. „Die meisten E-Mails in meinem Postfach sind Anfragen zu Red Bull-Helmen und die Leute glauben oft nicht, dass sie nur für Sportler sind."
„Ich bin Red Bull wirklich von Herzen dankbar, dass sie mir die Chance gaben, in der Welt des Helm-Designs einen Platz zu finden. Es ist eine sehr kleine Nische, innerhalb einer anderen Nische. Aber allein durch die Förderung von Motorsport und anderen Sportarten, haben sie es geschafft, dass diese Industrie wachsen kann und so indirekt einen Arbeitsplatz für mich geschaffen."