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Juju – ihre 7 besten Songs

Früher randalierte sie mit SXTN im Club, heute rappt sie solo „Live Bitch“ und bleibt „Hardcore High“ – hier kommt unser Juju-Starterpaket.
Autor: Red Bull Music
4 min readPublished on
Die erste Frau, die am 10. Dezember beim Red Bull Soundclash gegen Bausa antreten wird, ist zugleich die Traumbesetzung für diese Rolle – denn schon mit den ersten Lebenszeichen ihrer damaligen Crew SXTN war Juju eine Superheldin. Nichts konnte sie stoppen, niemand härter feiern, niemand lautere Ansagen machen als das Duo. Die gebürtige Berlinerin Juju hatte dabei eine interessante Rolle: Wenn so etwas überhaupt möglich war, wirkte sie wie die ruhigere Hälfte der immer lauten Formation und überzeugte jeden Kritiker spätestens beim zweiten Hinhören durch ihr unbestreitbares Raptalent, immer astrein geschrieben und perfekt geflowt, wo andere zu viel einfacheren Mitteln gegriffen hätten.
Dafür, dass Jujus Solokarriere erst ein Jahr alt ist, hat sie schon reichlich moderne Klassiker in die Musikgeschichte gestampft. Dabei bringt sie auf ihrem Album „Bling Bling“ ein Gespür für große Autotune-Melodien und ein riesiges Stylebewusstsein immer in Einklang mit schnodderiger Battle-Rap-Attitüde. Im Gegensatz zu früher kann sie aber auch mal hinter die Fassade blicken lassen und persönlich werden – die Hörerschaft dankt es ihr nicht nur im Fall des Riesenhits „Vermissen“.
Hier sind die wichtigsten Songs von Juju:

1. Intro

In diesen drei Minuten passierte, nun ja, ALLES. Erstens: Augenblicklich hörte man auf, SXTN nachzutrauern oder sich Sorgen um die Solokarrieren des Duos zu machen. Zweitens: Man konnte nicht mal mehr ansatzweise leugnen, dass Juju eine der besten Rapperinnen ihrer Zunft ist. Und drittens musste auch der letzte Skeptiker anerkennen, dass Juju das Komplettpaket zusammenbrachte. Sie war mit einem Mal eine Doubletime-Singsang-spittende Styleikone, die die oft überzogen plakative SXTN-Attitüde beiseite legte, um deutliche Ansagen an die Szene und den Rest der Welt um so ernster und pointierter wirken zu lassen. „Ich lieg perfekt in meinem Zeitplan/Von Prollhure zu Goldgrube in drei Jahren“ – wir hätten andere Vokabeln gewählt, können aber ansonsten nur zustimmen: alles komplett richtig gemacht und „jetzt schon Legende“.

2. Vermissen (mit Henning May)

Ein Monstrum von Single: zwei Wochen an der Chartspitze, aktuell 14 Wochen in den Top 20, knapp 30 Millionen Youtube-Klicks und kein Ende in Sicht. Aber Kommerz beiseite – „Vermissen“ von Juju mit Duettpartner Henning May von AnnenMayKantereit verbindet ganz konkrete, fast nüchterne Umschreibungen von Abfuck und Zweifel mit einer bildlichen Sehnsucht, die man sofort nachvollziehen kann, wenn man nur ein Herz hat. Ganz nebenbei eine der besten Feature-Performances von Henning May und eine Emo-Pop-Visitenkarte, wie es sie sonst nicht im deutschen Rap gibt.

3. Hardcore High

„Erstmal einen Sekt köpfen/Plus zehn Shots für die Queen, für die Rap-Göttin“! Mehr Konsum passt kaum in einen Song, wenn Juju – „nachtaktiv und attraktiv“ – vom Club-Lifestyle berichtet. Als Gegenpol zu „Vermissen“ wird hier gemeinsam mit Produzent Krutsch souverän eine ganz andere Hörgewohnheit bedient, gekrönt von einer hypnotischen Hook, die irgendwie an die genialen Momente des Eurodance erinnert, nur halt auf Halftime. Message? Geschenkt. Manchmal reicht eben ein Übermaß an Style. Und jetzt gib ihr endlich den Jibbit rüber.

4. SXTN – Deine Mutter

Okay, ma’ ehrlich, ohne SXTN wäre diese Liste einfach nicht vollständig – schließlich war ihre frühere Crew, inmitten von brachialer Provokation und dem daraus resultierenden Überhype, der Ort, an dem sie ihr Raptalent zum ersten Mal vor großem Publikum unter Beweis stellen konnte. Auf der ersten SXTN-EP „Asozialisierungsprogramm“ wurde natürlich gepöbelt, gefeiert und beleidigt. Aber wenn man zum Beispiel jenseits der Mitgröl-Hook von „Deine Mutter“ noch ein offenes Ohr hatte, konnte man einfach nicht die changierenden Patterns und astreinen Flows überhören, mit denen Juju sich hier in Stellung brachte. 2015 saß sie im Video schon auf dem Thron – passt doch.

5. Live Bitch

Ob's nun stimmt oder nicht, dass sie gerade voller Longdrinks und Selbstbewusstsein in der Booth steht, ob sie live rappt oder einfach nur laut: Die Hauptsache ist, dass man Juju all das augenblicklich abnimmt, keine Geste ist zu groß, keine Punchline übertrieben und um das Moshpit muss man sich bei ihren Shows sowieso nicht sorgen. Deswegen steht „Live Bitch“ hier auch einfach stellvertretend für Jujus Bühnenpräsenz, denn was ist man als Rapperin, wenn man auf der Bühne nicht abliefert? Eben.

6. SXTN – Ftzn im Club

Einmal noch SXTN und ein weiteres Beispiel für Jujus blitzsaubere Arbeit: Ja, das hier mag vordergründig ziemlich simples EDM-Geballer sein, aber das ist doch längst kein Grund, darauf nicht geil zu rappen. In wenigen Zeilen verpackt sie, bevor der Song überhaupt richtig losgeht, genau das Lebensgefühl, das damals SXTN ausmachte, in eine Strophe, die in wenigen Sekunden eine ganze (Feier-)Welt aufmacht. Mission geglückt.

7. Winter in Berlin

In tiefschwarzen Klamotten durch den Winter und auf einmal ist alles anders: Die Hipster und Touris sind hinfort, Juju dreht das Autotune auf Moll, schlendert melancholisch durch die Straßen und sieht Elend, gescheiterte Gestalten und all das, was man eben sieht, wenn Berlin die Maske des Reiseziels fallen lässt. Nicht gerade romantisch. Aber ein so schönes Liebeslied an das triste Berlin im Winter, wie es nur eine echte Berlinerin schreiben kann.