Illustration
© Bastian Wienecke (http://www.bigadi.de)
Rap 💯

Der Anfang einer nebligen Bewegung: “NASA” von LGoony und Crack Ignaz

LGoony erzählt, warum Crack Ignaz seiner Zeit schon immer voraus war.
Autor: Jan Wehn | ALL GOOD-Gründer
5 min readPublished on
#Deutschrap25 erzählt die Geschichte des deutschen HipHop in 25 Songs – als Stories, Podcasts und Videos. Am 13. Dezember in Hamburg treten beim Red Bull Soundclash zwei Deutschrap-Generationen gegeneinander an. Als Countdown beleuchten wir die Evolution des Genres und erklären, was diese Generationen auszeichnet. Alle #Deutschrap25-Inhalte findest du hier.

2014 LGoony feat. Crack Ignaz “NASA”

Deutscher Rap hat Money Boy einiges zu verdanken – auch wenn manch einer das vielleicht nicht hören mag. Keiner hatte dieses zwischen Dadaismus und DIY oszillierende Rap-Verständnis so früh derart gut adaptiert wie Sebastian Meisinger. Manche fassten sich deswegen an den Kopf, anderen griffen selbst zum Mikrofon. Im Dunstkreis dieser neuen Blase tauchten mit einem Mal auch LGoony und Crack Ignaz auf. Letzter konnte schon 2012 mit dem runter geschraubten "Elvis“ von Salzburg aus einen veritablen Hit landen, der es bis in die Berliner Clubs schaffte. Ersterer arbeitete im Rheinland gekonnt daran, den Berliner Battlerap-Ethos der Nullerjahre mit der Basedhaftigkeit eines Lil B und dessen Nachkommen zu kreuzen. 2014 bündelten die beiden ihrer Kräfte zum ersten Mal für den Song "NASA“, der im Grunde schon eine Blaupause für all das war, was im deutschen Rap der nächsten Jahre spannend werden würde. Hier erklärt LGoony, wie es zu dem Song kam.
Der #Deutschrap25-Podcast: Moderatorin Visa Vie und Journalist Jan Wehn diskutieren in der dreiundzwanzigsten Folge die neue Cloudrap-Bewegung:
Wie ist "NASA“ damals entstanden?
LGoony: Der Song ist auf meinem ersten Mixtape “Space Tape Vol. 1: Goonyverse” drauf, das ursprünglich gar nicht als Mixtape geplant war. Ich habe einfach Musik gemacht. Song nach Song. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mir gedacht habe, dass es eigentlich ganz geil wäre, das alles in ein Release zu packen. Zu dem Zeitpunkt waren schon ein paar Songs auf YouTube, weil ich Tracks wie "Millionen Euro“ oder "Fly Shit“ immer fertig gemacht und dann direkt veröffentlicht habe. Den Beat für "NASA“ hatte ich – wie alle Beats damals – von Soundcloud. Ich habe einfach rumgeguckt und irgendwann den Produzenten Whispa aus England entdeckt. S/o an dieser Stelle! Von ihm haben mir mehrere Beats gut gefallen. Er hat ja auch "Raumschiff“ und "Lüge der Medien“ produziert und somit – ohne es zu wollen – den Sound des Mixtapes mitgeprägt. Ich habe natürlich erst mal drauf losgerappt und es ihm erst im Nachhinein gezeigt – aber er fand es eigentlich ganz cool.
LGoony

LGoony

© Cologne Music

Wie kam es dann zur Zusammenarbeit mit Crack Ignaz?
Ich hatte schon einen Song mit MC Smook und einen mit Money Boy und habe überlegt, wen ich momentan noch so feiere. Mir ist dann relativ schnell Crack Ignaz eingefallen, weil er auf jeden Fall eine Inspiration für den Sound war. Er hat ja schon 2012 und 2013 sehr aktuellen Sound gemacht hat und war für mich ein großes Vorbild. Mein Part hat ja am Anfang mit "Alles ist göd, Ignaz K. in mein Gehör“ auch ein paar Referenzen an ihn. Ich mache das oft in meiner Musik und hier hat es halt total gepasst. Ich kannte ihn schon seit dem Song "Elvis“, den ich irgendwann auf YouTube entdeckt habe. Crack Ignaz war mit Lex Lugner seiner Zeit voraus und der Erste, der dieses Clams-Casino-artige und damit auch die ursprüngliche Definition von Cloud Rap hier gemacht hat – locker ein oder zwei Jahre bevor man in Deutschland das erste Mal davon gehört hat. Ich habe ihn dann auf Facebook angeschrieben. Er hatte mich tatsächlich auch schon auf dem Schirm und voll Bock und kurz darauf seinen Part geschickt.
Persönlich kanntet ihr euch aber noch nicht, oder?
Nein. Wir haben uns das erste Mal ein halbes Jahr später getroffen, als wir ein Video zu "Ned Gscheid“ für sein Debütalbum "Kirsch“ gedreht haben und es hat menschlich sofort super gepasst. Als ich dann auf dem splash! gespielt habe, habe ich ihn auf die Bühne geholt und wir haben "NASA“ das erste Mal gespielt. Danach haben wir dann auch noch das Video zum Song gedreht, in dem auch Trettmann und Megaloh zu sehen sind.
Wer ist auf die Idee gekommen, in der Hook Young Thug zu sampeln?
Ich. Mir ist für die Hook irgendwie nichts eingefallen und bevor ich Ignaz den Beat mit meinem Part geschickt habe, habe ich einfach ein Acapella von Young Thug genommen, das runtergepitcht und in die Hook gebaut. Das ist dann geblieben.
Wie blickst du heute auf den Song? Ein prägender Song für meinen Sound, aber auch einer der ersten Songs, die ich anders angegangen bin. Nämlich nicht mit diesem lustigen Meme-Ansatz, sondern ein bisschen ernster. Vor allem folgten auf diesen ersten gemeinsamen Song später noch mehrere gemeinsame Touren und ein ganzes Mixtape. Ja, als klar war, dass ich eine Tour spielen würde, hatte mein Booker Julian Gupta die Idee, mich doch mit jemand anderem zu den Auftritten zu schicken. Zusammen sind wir dann relativ schnell auf Crack Ignaz gekommen. Wir wollten dann eigentlich vor der Tour nur eine kleine EP machen, aber dann hat es musikalisch so gut funktioniert, dass wir in drei Tagen mit "Aurora“ ein ganzes Mixtape fertig gemacht haben.

War noch was?

Ist “NASA” von LGoony feat. Crack Ignaz wirklich der wichtigste Song des Jahres 2014? Dr. No sieht das anders.

Money Boy – Müsli

Als die Küken flügge wurden, richtete sich der Papa sein Nest neu. 2014 trat der Boy in eine Phase des Trap-Dadaismus ein. Seine Lifestyle-Beschreibungen bekamen eine mitunter bizarre, aber immens kreative Note. “Müsli” ist nur ein Beispiel, “Shisha” ein anderes. Das Genie des Exzentrikers und Sprachschöpers war spätestens jetzt nicht mehr zu leugnen. Echter Pionier, echter Typ, echter Künstler.

Teil dieser Story

Red Bull Soundclash 2019: Die ganze Show

Alle gegen Bausa – der Deutschrap-Star stellte sich den Besten, Genre für Genre, Stil für Stil. Loredana, Lena, Juju, Apache 207, Azet & Zuna und Summer Cem forderten ihn am 10. Dezember 2019 heraus!

GermanySchleyerhalle, Germany
Zum Event