Porträt-Foto von Nicolas Seiwald aus "My Game for my Country"
© RB Leipzig
Fußball

EM-Dauerbrenner mit Plug and Play-Effekt: Nicolas Seiwald im Porträt

Nach dem Achtelfinal-Einzug werden Ralf Rangnick und das ÖFB-Team als innovatives Fußball-Labor gefeiert. Wir stellen dir den Musterschüler des Professors vor:
Autor: Dominik Sander
3 min readveröffentlicht am
„Die gehen gerade guad ab, oder?“ Wer im Salzburger Land unterwegs ist und derlei Sätze über die Seiwalds hört, wagt es nicht, zu widersprechen. Nur eine Gegenfrage muss erlaubt sein: Welcher der beiden? Der ÖFB-Nationalspieler und Dauerbrenner Nicolas, der seit dem Beginn der Europameisterschaft keine einzige Minute verpasst hat, oder dessen Bruder?
Raphael Seiwald, vier Jahre älter als „Nici“ (23), hat seine Lieblingsposition wiederum hinter den Turntables. Zu hören ist er über ein virales Webradio, dessen Studio temporär aus dem Herzen Wiens sendet. Mit den passenden Beats hält er die Euphorie in der Alpenrepublik auf dem Peak. Und diese war seit Córdoba 1978 und dem legendären „i werd narrisch“-Take nicht mehr so greifbar wie in diesen Tagen. Seiwald’sche Bro-Power eben, wobei hierzu noch ein weiterer Bruder zählt.

Gegen zwei Brüder: Die Challenge vor dem Gang zur RB-Akademie

Maximilian Seiwald (24) ist das Mittelkind der Familie, kickt für den Regionalligisten SV Kuchl. „Mit drei Jahren wollte ich schon mit den beiden im Garten spielen. Sich gegen zwei ältere Brüder zu behaupten, war eine gute Challenge für das, was danach kam“, erinnert sich Nici mit einem Grinsen zurück. Seinen Weg zur renommierten Red Bull-Akademie in Salzburg, die knapp 20 Minuten vom Elternhaus entfernt war, bis zum Debüt im rot-weiß-roten Trikot beschreibt der 27-fache Nationalspieler in der Video-Serie „My Game for my Country“.

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My Game for my Country - mit Nicolas Seiwald.

Der ÖFB-Nationalspieler von RB Leipzig spricht über seine Entwicklung an der Red Bull-Akademie in Salzburg und die Parallelen im Spielstil von RBL sowie dem ÖFB-Team

Stets waren die heimatliches Vibes in Kuchl und der Draht zu seiner Family wichtige Begleiter in der Laufbahn von Nicolas Seiwald. Erst nach dem Wechsel aus Salzburg zu den Roten Bullen nach Leipzig in Saison 2023/24 lebt der 23-Jährige getrennt von seinen Eltern und Brüdern. Glücklicherweise ein Jahr mit einer Europameisterschaft oder wie es Nici nennt: Eine Heim-EM light. „Die Wege aus Österreich sind kurz, der Familien-Support in den ersten Spielen war großartig“, beschreibt Nici.
Wie Nicolas Seiwald und Co. nach der knappen Auftaktpleite gegen Frankreich (0:1) einen Turnaround hinlegten, der schließlich im Gruppensieg vor dem Vize-Weltmeister UND den Niederlanden gipfeln sollte, ließ nicht nur zwei Brüder-Herzen höher schlagen. „Professor Rangnick und das österreichische Labor für Fußball-Innovation“, hieß es in internationalen Pressestimmen.

17 Spiele, 1530 Minuten: Aufstieg zu Rangnicks Musterschüler

Gegenpressing, Umschalten, Tempo-Fußball - viele Elemente, die der frühere Erfolgstrainer und Sportdirektor tief in der RBL-DNA verwurzelt hat, finden sich im ÖFB-Team wieder. Wohl dem, der dann noch die passenden Plug and Play-Spieler wie Seiwald, Christoph Baumgartner oder den früheren RBL-Mittelfeldmotor Marcel Sabitzer (229 Pflichtspiele für die Roten Bullen) in seinen Reihen hat.
Nicolas Seiwald, Xaver Schlager und Christoph Baumgartner beim Gruppenfoto.

Das neue Austria-Trio im Mittelfeld: Seiwald, Schlager und Baumgartner.

© motivio

Zwischen dem Stil von RBL und dem ÖFB-Team gibt es viele Parallelen. Es fällt uns leicht, zur Nationalmannschaft zu reisen und zu harmonieren."
Nicolas Seiwald
Ob sich die EM 2024 mit dem Breakout-Moment des Leipzigers im ÖFB-Team gleichsetzen lässt? Viele sehen diesen weit vorher in der Rangnick-Ära. Seit dem 2:0-Erfolg gegen Italien Ende 2022 stand der „Sechser“ 17 (!) Länderspiele in Folge in der Startelf. 1530 Minuten waren möglich, Seiwald verpasste nicht eine.
Ohne Verletzung scheint kein Ende der Serie hin Sicht. Sehr wohl aber der Rekord von Walter Schachner, der von 1981 bis 1983 sogar 19 Partien am Stück über 90 Minuten bestritten hatte. Ralf Rangnick beschreibt seinen Dauerbrenner als Spieler, „bei dem du als Trainer immer weißt, was du bekommst.“ Will heißen: Leader-Qualitäten und Laufwerte oft jenseits der Elf Kilometer Marke, die er gefühlt schon als Kind gegen die älteren Brüder abgespult hatte.