Offene Feindschaften, aggressive Texte; das Leben, ein einziger Battle: Als Erol Huseinćehaj, 38, und Abderrahim el Ommali, 33, Anfang der 2010er-Jahre ihre Karriere starteten, herrschte im Deutschrap noch ein besonders rauer Ton. Die in Frankfurt geborenen Söhne bosnischer und marokkanischer Einwanderer liebten Hip-Hop, aber mit dem ironiebefreiten Gangster-Habitus konnten sie wenig anfangen. Also entwickelten sie als Celo & Abdi einen eigenen Stil, der sie schon bald in die Charts katapultierte. In Kürze erscheint ihr neues Album „Mietwagentape 2“. Hier erzählen die beiden, wie sie ihren Weg fanden und was sie jungen Menschen raten.
Ich war immer schon Rap-Fan, aber die Leute haben nie gerappt, was ich hören wollte - also habe ich es selbst gemacht, einen eigenen Slang und unseren Humor reingebracht.
The Red Bulletin: Wie habt ihr euch 2008 genau kennengelernt?
Abdi: In Frankfurt, im Callcenter einer Versicherung.
Celo: Im Raucherraum: Kippen geschnorrt, Sprüche gerissen, gelacht. So wurden wir Freunde.
Abdi: Unser Manager Syn hat auch da gearbeitet.
Celo: Der hat mich dort eingeschleust. Ich war ein schwer vermittelbarer Fall in der Arbeitswelt.
Habt ihr damals schon gerappt?
Celo: Ja. Abdi hat als FreestyleRapper alle möglichen Leute beleidigt. (Grinst.)
Abdi: Eine lustige Zeit.
Celo: Ich war immer schon Rap-Fan, aber die Leute haben nie gerappt, was ich hören wollte - also habe ich es selbst gemacht, einen eigenen Slang und unseren Humor reingebracht. Technisch versiert wurde ich aber erst mit Abdi, als wir zusammen Texte geschrieben haben.
Unser Stil war neu. Das hat zum Zeitgeist gepasst.
Inwiefern?
Celo: Erst da habe ich die Struktur gepeilt, den Satzaufbau, Zwischenreime, Flow. Ich war immer geflasht von Abdis Sprüchen. Er fand es geil, wie unorthodox ich Wörter ausspreche.
Wie erklärt ihr euch euren Erfolg?
Celo: Unser Stil war neu. Das hat zum Zeitgeist gepasst. Allein vom Wortschatz waren wir weiter als die anderen, haben von Anfang an verschiedene Sprachen kombiniert. Heute machen das viele.
Abdi: Und wir haben Humor wieder im Rap etabliert.
Warum ist euch Humor so wichtig?
Celo: Man sollte sich nie zu ernst nehmen.
Abdi: Musik soll ja Spaß machen, einen motivieren.
Celo: Manche Lieder drücken auch auf die Tränendrüse, weil das Leben auch manchmal auf die Tränendrüse drückt.
Abdi: Aber wir trainieren mehr die Bauchmuskeln. (Grinst.)
Was muss ein Rapper mitbringen, damit ihr ihn auf eurem Label 385idéal engagiert?
Abdi: Talent. Potenzial. Charakter. Disziplin.
Was sind eure besten Ratschläge an junge Künstler?
Abdi: Hör auf deine Eltern! Lass die Finger von harten Drogen! Glaub an dich und deine künstlerischen Fähigkeiten!
Celo: Man muss kein bunter Vogel werden, aber man sollte den Mut haben, sich auszuprobieren.
Abdi: Verwirkliche deine Visionen und lass dir nicht dreinquatschen!
Man muss nicht auf Teufel komm raus der Coolste sein - schon gar nicht, wenn es einen Kopf und Kragen kostet.
Wie schafft man es, als Künstler zu wachsen?
Abdi: Man muss Mensch bleiben; wissen, dass das Leben ein Test ist und dass mit viel Macht auch viel Verantwortung einhergeht. Und: Man muss immer in den Spiegel gucken können.
Ist euch das stets gelungen?
Abdi: Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, mein Leben sei immer glatt verlaufen. Ich habe gelernt: Man muss nicht auf Teufel komm raus der Coolste sein - schon gar nicht, wenn es einen Kopf und Kragen kostet.
Sondern?
Abdi: Lieber nur der Mittelcoolste sein. Ich sag immer: Hab keinen Mundgeruch, zieh dein Leben durch und zahl deine Rechnungen. Machbar, oder?