Wie alt und was sein richtiger Name ist, hält Musiker Zartmann noch geheim.
© Felix Sauerbrey
Music

Indie-Rapper Zartmann: So mischt er die deutsche Hip-Hop-Szene auf

Zartmann mischt gerade deutschen Hip-Hop auf. Seinen Mut zu emotionalen Tracks be­lohnen die Fans des Berliner Musikers mit Millionen Klicks – und Größen wie Ski Aggu und Bausa mit Gast-Auftritten.
Autor: Lisa Hechenberger
4 min readPublished on

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Wer Zartmanns Musik zum ersten Mal hört, kommt kaum drum rum, Vergleiche zu ziehen: die leicht rauchig-kratzige Stimme und melancholisch aufgeladenen Texte à la Henning May und AnnenMay­Kantereit, eingängige Melodien, wie man sie von Popstars wie Cro kennt, groß­städtischer Hip-Hop-Flair mit jeder Menge Soul … und am Ende doch jedes Mal ­völlig anders. Denn Zartmann macht schlichtweg sein ganz eigenes Ding.

Der mysteriöse Pionier

Das fängt schon damit an, dass er weder seinen Namen noch sein Alter verrät. „Ich sag immer, mein Vorname ist Zart, mein Nachname ist Mann und dass ich 14 Jahre alt bin, um mein kleines Privatleben noch ein bisschen geheim zu halten“, erklärt er den Grund dafür lachend. Hinzu kommt, dass man seine Musik, wie eingangs beschrieben, kaum einem Genre zuordnen kann – weshalb er gerne als „Berlins erster Indie-Rapper“ bezeichnet wird. „Kann sein, dass ich da einer der Pioniere bin. Aber ich denke nicht viel drauf rum, und im Endeffekt ist es ja auch egal. Ich mach einfach, worauf ich Bock hab.“
Meine Songs sollen dich in neue Welten reinholen.
Zartmann über seine Lust, ­verschiedene Genres zu mischen
Seine ersten Songs schreibt er bereits im Alter von sechs Jahren, als er in der Schul-AG Gitarre spielen lernt – über eine Hütte in den Rocky Mountains, seine Klasse oder seinen Opa. „Im Grunde über alles Mögliche, was mich emotional bewegt hat“, wie er sagt. „Ich muss irgendwas fühlen dabei, dann entsteht ein Song.“ Und fügt nach kurzer Überlegung hinzu: „Das ist heute eigentlich noch genauso wie damals.“
Seine erste Single „2 Blocks“ erschien schließlich im Februar 2021, fand direkt Anklang bei Musikkritikern und kreierte so einen kleinen Hype. Ein Jahr ­darauf supportete er bereits die Dresdner Rapcrew 01099 auf Tour. Und spätestens seit dem Feature von Rapper Ski Aggu beim Song „wie du manchmal fehlst“, der es in diesem Jahr auf Platz sechs der deutschen Singlecharts schaffte, ist es schwer, Zartmann nicht als musikalische Untermalung in TikToks und Instagram-Storys oder auf Konzert- und Festival­bühnen zu begegnen.

Das Beste aller Welten

Obwohl der junge Mann mit den sanften Gesichtszügen, der gerne Rotkäppchen-Sekt trinkt, oversized Lederjacke und Schlaghosen trägt, dem klassischen Hip‑Hop-Bild so gar nicht entspricht, ­gelingt ihm dieser Spagat immer wieder. „Deutschrap von Sido oder Bushido hat mich musikalisch sehr geprägt, ich wollte aber nie Rapper sein, das wär mir zu ­anstrengend. Ständig muss man neben der Musik seine Männlichkeit und Härte beweisen, das finde ich zu toxisch“, so der Berliner. Zudem liebe er Melodien und Singen viel zu sehr, um ausschließlich Hip-Hop zu machen. Doch er sagt auch: „Ich glaube, viele Leute schätzen mich falsch ein. Ich kann sehr gut mit der Rap-Welt connecten, und eigentlich finde ich es viel interessanter, Genres zu vermischen und mit einem Feature um die Ecke zu kommen, mit dem keiner gerechnet hat. Etwas, das einen innerhalb von Sekunden aus der einen Welt raushebt und in eine andere reinholt.“
Dass man so auch Fans irritieren könne, sei ihm durchaus bewusst. „Ich denke aber, solange man Herzblut und Emotionen in einen Song packt, gefällt er immer ­irgendwem. Es kann natürlich sein, dass man eine gewisse Hörerschaft verliert, aber zugleich gewinnt man eine neue dazu. Und ich glaube, es ist das Beste für alle, wenn ich die Musik mache, auf die ich Lust habe, statt das, was von mir erwartet wird. Sonst würde ich mich auch ein Stück weit selbst verraten.“

Ausverkauft!

Der Erfolg gibt ihm recht. Die Termine Ende des Jahres sind ausverkauft, die Tour im Frühjahr 2025 musste um Zusatz­shows aufgestockt werden. „Das macht mich sehr stolz – und ich versuche in den letzten Jahren auch öfter, bewusst stolz auf mich und den Erfolg zu sein, weil dieses Gefühl sonst schnell untergeht. Es ist unglaublich, dass wir innerhalb weniger Tage nicht nur das normale, sondern auch das Zusatzkonzert in ­Berlin aus­verkauft haben.“
Aktuell sei er mit seiner Musik an dem Punkt angekommen, an dem er immer sein wollte. „Das ist einerseits extrem schön, andererseits erzeugt es Druck. Man will ja dort auch bleiben. Was mir hilft, sind Auszeiten mit Freunden. Gerade waren wir ein paar Tage zusammen paddeln. Aber ich genieße das große Drunter und Drüber momentan auch sehr“, sagt er, hörbar glücklich über den Status quo.
Wer an dieser Stelle übrigens immer noch keinen Song von Zartmann gehört hat, sollte am besten mit „fuß baumeln“ einsteigen, wie er selbst empfiehlt. „Den Song mag ich einfach sehr.“ Und nachdem dieser auf Spotify mittlerweile weit über sechs Millionen Klicks zählt, lässt sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten: viele andere auch.