Freddy Nock speist einen sicher nicht mit einem stinknormalen Seilakt ab. Der Hochseilartist aus der Schweiz wurde in einer Zirkusfamilie geboren und läuft seitdem er vier Jahre alt ist, auf dem Seil. Sein ganzes Leben lang schaute er hoch zu seinen Schweizer Bergen. Er träumte davon, seine Show nicht mehr im Zirkuszelt, sondern in schwindelerregender Höhe unter freien Himmel abzuliefern.
Unten gibt es die ganze Action
3 Min
Freddy Nock hoch über den Alpen
Freddy Nock stellte in den Schweizer Alpen mit seinem Hochseillauf einen neuen Weltrekord auf.
Letzten März machte er diese Träume wahr – eine 347 m lange Überquerung auf 3,500 m Höhe, nur mit einem Stab für das Gleichgewicht bewaffnet, komplett ohne Sicherung.
Hier kannst du sehen, wie Freddy vor seinem Haus trainiert.
„Ich fühlte mein Herz niemals zuvor so schnell schlagen". Freddys erste Gehversuche als unkonventioneller Seilakt begann, indem er die Seile der Gondeln hochging, wie auf der Zugspitze in Deutschland. Doch die Herausforderung in St Moritz spielte schon in einer ganz anderen Liga. Hochalpin, Höhenluft und hohe Konsequenzen – dieser Gang ist nichts für schwache Nerven. Wie Freddy sagt: „Wenn du als Hochseil- Kerl Angst hast abzustürzen…dann sei einfach kein Hochseil-Kerl!"
Hier siehst du einen Slackliner auf dem Großglockner.
Der Seillauf führte ihn über den Abgrund, zwischen zwei Berggipfeln. Er legte währenddessen 50 Höhenmeter zurück und stellte nach 30 Jahren einen neuen Weltrekord auf: der weltweit höchste Lauf auf einem Seil. Der Startpunkt befand sich in 3,532 m Höhe auf dem Biancograt und konnte nur mit einem Hubschrauber erreicht werden. Das Ende befand sich in 3,582 m Höhe auf dem Piz Prievlus. Der bisher höchste Seillauf? In gerade mal 411 m Höhe, auf einem Seil zwischen den Türmen des ehemaligen World Trade Centers 1974 in New York City.
Was ist an Freddys Seillauf anders, als bei einer Slackline? Die Länge – 347 m – und der Durchmesser des Seils unter seinem Fuß, gerade mal 18 mm breit aus Stahlkabel, kein Nylon. Noch beeindruckender ist aber, dass Freddy ohne Sicherung arbeitet. Kein Klettergurt, kein Seil, keine Knöchelschlinge, nur seinen 26 kg Stab, den er 39 Minuten in den Händen trug, um sein Gleichgewicht zu halten (eine Leistung, die fast so erstaunlich ist, wie der Seillauf)
Dies alles absolvierte er mit einem erschreckend tiefen Abgrund unter seinen Füßen, in der Mitte des Seils ging es 1,000m in die Tiefe.
1,000m freier Fall
Die größte Herausforderung für Freddy? Einen nicht so perfekte Aufbau für seinen Seillauf. Die „Skylines" (die Kabel, die das Hauptseil unterstützen) befanden sich in einem komischen Winkel, so dass sich das Laufseil unberechenbar bewegte – diagonal Hoch und Runter, anstelle von gerade Hoch und Runter. Andere Faktoren, wie der Wind, waren kein Problem für Nock, der sich auf dem Seil, bei einer Windstärke von 60km/h, immer noch sicher fühlt.
Was steht für den 50-jährigen Draufgänger als nächstes an? Das gleiche, nur dieses mal mit Augenbinde. „Bei perfekten Bedingungen, kann ich den Seillauf auch blind durchführen,” sagt Freddy. Falls er seine Pläne in die Tat umsetzt, kann er sich vielleicht nicht selber sehen, aber wir werden definitiv zuschauen.