Am 18. Juli starteten am Roten Platz mitten in Moskau acht Männer und zwei Damen auf das längste Radrennen der Welt. Die Red Bull Trans-Siberian Extreme fordert nun schon im dritten Jahr die verrücktesten und fittesten Radler über extrem kräftezehrende 9287 Kilometern, durch 5 Klimazonen und 7 Zeitzonen – und das in 24 Tagen, aber nur 14 Etappen.
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Stage 12: The Long Haul
At 1,400km, Stage 12 is the longest and most gruelling part of the race, taking over two days to finish.
Wie durchgeknallt muss man sein, um hier mitzumachen? Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich sagen: 99!
Der Deutsche Pierre Bischoff schaffte es sensationell als Zweiter ins Ziel. Er war nur einer von drei 'Überlebenden'. Das Rennen entschied der Russe Aleksey Shebelin für sich und Marcelo Soares aus Brasilien landete auf Rang 3.
Das Negativste an diesem Erlebnis waren wohl die Rennabbrüche meiner Mitstreiter. Dafür ist das Schönste, dass ich trotz des Rennmodus und dieser heftigen Strecke Freunde gewonnen habe.
Am Tag vor dem Start war Pierre in Moskau noch laufen, Sightseeing und Frisbee spielen, bevor es auf der ersten Etappe gleich heftig zur Sache ging. Sie wurde fast zwei Stunden schneller zurückgelegt als erwartet. Für die 404 Kilometer brauchten die Schnellsten 9 Stunden, 29 Minuten und 47 Sekunden.
Die ersten 4000 km sind wir gefühlt nur auf einer Autobahn gefahren. Das Verkehrsaufkommen war immens. Und wir haben die Nerven der Russen wohl mit unserer nachfahrenden Wagenkolonne ganz schön strapaziert.
Gefahren wurde durch Hagelschauer (wobei sich hier der Brasilianer nichts vormachen ließ), über sibirische Buckelpisten und mit notdürftig verpflegten Wunden. Es ging weiter und weiter – zumindest für vier Fahrer.
Es ist schon richtig hart, wenn du dich nach einer 1400 km-Etappe hoch motiviert in die nächsten zwei 750 km-Etappen werfen musst. Aber dann hast du die Sonnenauf- und Untergänge in der Steppe, der Taiga und Tundra. Und im Kopf weißt du, wie viele Menschen zu Hause diese Reise mit verfolgen. Es ist ein riesiges Privileg, Teil eines solchen Events zu sein und er gibt mir die Möglichkeit, Demut, Dankbarkeit und absolute Freiheit zu erleben.
Und der Verbrennungsmotor läuft natürlich ohne Ende:
Alle halbe Stunde habe ich mindestens ein Bounty oder ein Snickers gegessen. Alle vier Stunden gab es dann was Warmes wie Couscous aus der Flasche oder selbst gemachtes Porridge. Dank dieser – ähm – abwechslungsreichen Ernährung bin ich tatsächlich mit einem Kilo mehr nach Hause gereist...
Nach ewig langen Flachpassagen in eintöniger Landschaft, freuen sich die vier über gebliebenen Fahrer auf den Baikalsee. Doch die härteste Sache liegt noch vor ihnen. Kurz vor Ende entpuppt sich die 12. Etappe nach Svobodny als Monsteretappe. Der Däne Peter Sandholt scheidet schließlich aus und überlässt den drei letzten Muskeltieren das Finale.
Wir wissen hier echt nicht mehr, was wir tun. Es ist unvorstellbar. Auch für mich. Ich habe keine Ahnung, wie das geht und warum es geht, aber am Ende geht es dann doch irgendwie.