Tomb Raider
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Was Gamer besser können: Hand-Auge-Koordination

Spielen trainiert mehr als du denkst!
Autor: Markus Fiedler
4 min readPublished on
Videospiele machen Spaß – tun aber noch viel mehr für dich, als dir die Zeit zu vertreiben. Beim Zocken trainierst du, ohne es zu merken.
Hinter dem Begriff „Viseomotorik“ verbirgt sich das Zusammenspiel von Auge und Gehirn, um Menschen eine Orientierung im dreidimensionalen Raum zu ermöglichen. Ein Teil davon ist die Hand-Auge-Koordination. Und die ist bei Gamern besser als bei Nicht-Gamern. Warum eigentlich? Für die Entwicklung eines Kindes gehört die Koordination des Körpers und der Sinne zu den wichtigsten Schritten. Tatsächlich ist es derart entscheidend, dass eine Störung in diesem Bereich oft die schulische Ausbildung verschlechtert und deshalb heute möglichst früh behandelt wird. Auch mit Games.
Was bedeutet Hand-Auge-Koordination?
Der etwas sperrige Begriff meint das Zusammenspiel zwischen dem, was das Auge an Informationen ans Gehirn liefert, und dem, was die Hand daraufhin an Bewegungen ausführt. Hat das Gehirn erst einmal einen räumlichen Plan von Dingen und Bewegungen, dann weist es die Hand an, auch Bewegungen auszuführen, die von den Augen nicht mehr überwacht werden müssen. So kann beispielsweise ein Basketball-Spieler aus genau diesem Grund mit dem Ball dribbeln, ohne dabei hinzusehen – sein Gehirn weiß einfach, wo der Ball sich befindet.
Alles sehen und richtig reagieren: Schwerstarbeit fürs Gehirn.

Alles sehen und richtig reagieren: Schwerstarbeit fürs Gehirn.

© Blizzard Entertainment

Und auch Gamer verfügen in hohem Maße über diese Fähigkeit. Wenn ein guter Shooter-Spieler seine Waffe fast pixelgenau aufs Ziel ausrichtet, und das auch noch sehr schnell, dann geschieht genau das Gleiche wie beim Basketballspieler. Auch MMO-Cracks, die zum Teil mehr als 20 verschiedene Befehle nur über Maustasten und Tastenkombinationen eingeben, leisten dabei in Sachen Hand-Auge-Koordination einiges. Und Studien ergaben, dass es dafür keine Altersbegrenzung gibt. Eine verbesserte Hand-Auge-Koordination ließ sich in Versuchen sowohl bei Vorschulkindern, als auch bei Erwachsenen und sogar älteren Menschen nachweisen.
Kleine Gamer, große Gamer: Spielt keine Rolle
So hat die australische Deakin-Universität in einem Versuch mit Vorschul-Kindern festgestellt, dass Kinder, die regelmäßig bereits interaktive Spiele spielten, in der Entwicklung ihrer Motorik auffällig weiterentwickelt waren als Gleichaltrige, die nicht oder nur wenig spielten. Das ist auch deshalb so bemerkenswert, weil die Studie eigentlich gar nicht darauf ausgelegt war, diesen Punkt zu untersuchen, er war aber derart präsent, dass die Wissenschaftler gar nicht umhin kamen, diesen Fakt wahrzunehmen und in ihre Studie einzubauen.
Lass dich bloß von einem Gamer operieren!

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Ein weiterer Versuch in einem Bostoner Krankenhaus im Jahr 2007 offenbarte ein weiteres interessantes Ergebnis. Dort wurden Laparoskop-Chirurgen miteinander verglichen, die ein besonders feines Händchen brauchen, um ihr teilweise winzigen Ziele zu treffen, wenn sie mithilfe einer Kamera durch einen sehr kleinen Schnitt im Körper arbeiten. Und die Untersuchung ergab, dass die Chirurgen, die gern und regelmäßig Videogames spielten, um 27 Prozent schneller waren und sogar 38 Prozent weniger Fehler machten als ihre nichtspielenden Kollegen. Da überlegt man sich doch genau, ob man seinen Arzt vor der OP nicht fragen sollte, ob er Gamer ist, oder?
Was ist das Geheimnis der Gamer?
Gamer trainieren wie Sportler – aber vielleicht mit mehr Spaß!

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© Visual Concepts

Jetzt kommt das Beste: Es gibt kein Geheimnis. Ähnlich wie der Sportler wird auch der Gamer dadurch besser, dass er trainiert. Während aber ein Basketballspieler vermutlich nicht jeden Tag mit Feuereifer trainiert oder dabei Spaß hat, gilt das für Gamer nicht, denn die spielen ohnehin nur, wenn sie Lust dazu haben. Und da sie dann mit voller Konzentration dabei sind und genau das tun, was sie gerade tun wollen, ist der Trainingseffekt sogar höher als bei vielen Sportarten. Und weil der Spaß im Vordergrund steht, verbindet der Körper das Spielen mit angenehmen Empfindungen und stößt dazu Glückshormone aus, die den Lerneffekt noch zusätzlich verstärken.
Und der Effekt kommt nicht nur dann zum Tragen, wenn du spielst. Sondern auch im Alltag. Du fängst ein Glas auf, das jemand aus Versehen vom Tisch geschoben hat, bevor es auf den Boden fällt? Du weichst im Gedränge geschmeidig anderen Leuten aus, ohne sie zu berühren? Wenn du ein Gamer bist, sann weißt du: Ein wenig von dieser Geschicklichkeit hast du auch den Stunden mit „Fifa“, „Fortnite“ oder „Tomb Raider“ zu verdanken.