The Red Bull Skydive Team in flight in Norway.
© Peter Salzmann
Wingsuit Flying

Was ist ein Wingsuit und wie funktioniert er?

Wingsuit-Fliegen ist die gefährlichste Extremsportart der Welt und mit der Erfindung des Wingsuits wurde Fallschirmspringen revolutioniert. Hier findest du heraus, wie ein Wingsuit funktioniert!
Autor: Jeremías San Martín / Clemens Burghofer
5 min readPublished on
Von Ikarus aus der griechischen Mythologie bis zu den Maschinen von Leonardo da Vinci -- die Idee, wie ein Vogel zu fliegen, hat schon immer die wildesten Träume der Menschen beherrscht. Heute ist dieser Traum dank des Wingsuits Realität. Der Wingsuit trotzt scheinbar den Gesetzen der Natur und wurde in der jüngeren Vergangenheit zu einer der beliebtesten und aufregendsten Disziplinen in der Welt des Extremsports. Die Sportart erfordert perfekte Körperbeherrschung und Balance und sorgt für den ultimativen Adrenalinrausch. Das Ziel: sich in den Himmel zu erheben und wie ein Vogel (oder Düsenjet) mit über 200 km/h durch die Lüfte zu fliegen.

2 Min

Eine Streif-Preview mit dem Red Bull Skydive Team

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Aber wie sind Wingsuits entstanden, wie werden sie eingesetzt und vor allem, wie funktionieren sie? Wir liefern Antworten!
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Was ist Wingsuit-Fliegen?

5 Min

Packende Wingsuit-Action über São Paulo

Sebastián Álvarez, Marco Waltenspiel, Marco Fürst, Max Manow und Dani Roman fliegen mit ihren Wingsuits durch den Himmel von São Paulo.

Wingsuit-Fliegen ist die extremste Luftsportart der Welt. Es heißt, dass man mindestens 500 Fallschirmsprünge absolviert haben muss, bevor man in einen Wingsuit schlüpfen soll. Einfach ausgedrückt ist das Wingsuit-Fliegen eine Form des Fallschirmspringens.
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Die Geschichte des Wingsuits

Die Geschichte des Wingsuits geht bis in das frühe 20. Jahrhundert zurück. Eines der frühesten Flug-Experimente der Geschichte fand 1912 statt, als Franz Reichelt, ein französischer Schneider, erfolglos versuchte, mit einer von ihm entwickelten Fallschirm-Flügel-Kombination vom Eiffelturm zu springen.
Der erste Wingsuit erblickte 1930 das Licht der Welt, und seither sind mehrere Dutzend verschiedene Modelle erschienen. Sie alle hatten jedoch eines gemeinsam: Sie waren extrem gefährlich und forderten viele Menschenleben. 1990 entwickelte der französische Fallschirmspringer Patrick de Gayardon einen neuen Membran-Flügelanzug, der sicherer war.
Der erste kommerzielle Wingsuit wurde vom Finnen Jari Kuosma und vom Kroaten Robert Pečnik entwickelt und er kennzeichnet die eigentliche Geburtsstunde des Sports. Die beiden waren außerdem verantwortlich für ein Ausbilderprogramm. Im Zuge dessen starteten sie eine Kampagne, um das Image des Wingsuit-Fliegens zu ändern.
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Wie funktioniert ein Wingsuit?

Marco Waltenspiel vom Red Bull Skydive Team ist Wingsuite-Pionier

Marco Waltenspiel vom Red Bull Skydive Team ist Wingsuite-Pionier

© Balazs Gardi/Red Bull Content Pool

Um das Wingsuit-Fliegen praktizieren zu können, braucht es zwei grundlegende Elemente: einen Wingsuit und einen Fallschirm.
Der Zweck des Wingsuits besteht darin, den vertikalen Fall in eine horizontale Flugbewegung umzuwandeln, während der Fallschirm am Ende eine Sprungs dazu dient, sicher auf dem Boden zu landen. Es gibt viele verschiedene Konstruktionen, die jedoch alle einer Reihe von Grundsätzen folgen. Der Sprunganzug besteht aus Nylon (oder einem anderen belastbaren Material) und hat drei Flügel: zwei zwischen Armen und Rumpf, und einen zwischen den Beinen.
Aber wie funktioniert das Ganze im Detail? Zunächst erzeugt Luft einen Widerstand entgegen der Bewegungsrichtung -- den sogenannten Luftwiderstand. Wenn das zu bewegende Objekt ein aerodynamisches Profil hat (wie die Form eines Wingsuits) kann Auftrieb erzeugt und das Objekt nach oben befördert werden. Anders als bei einem Flugzeug ist der Auftrieb bei einem Wingsuit jedoch nicht so ausgeprägt, dass das Flugobjekt tatsächlich aufsteigt. Aber er ist ausreichend, um mit hoher Geschwindigkeit horizontal durch die Lüfte zu schneiden.

Sprunganalyse mit einem Wingsuit

Marco Waltenspiel fliegt über den Schafberg

Marco Waltenspiel fliegt über den Schafberg

© Samo Vidic/Red Bull Content Pool

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Der Absprung

Bei der Art des Absprungortes gibt es zwei Möglichkeiten:
  • Luftfahrzeug: Flugzeuge, Heißluftballons, Hubschrauber oder Gleitschirme.
  • BASE-Jump: Gebäude, Brücken oder ähnliches.
Je nach Absprungsort muss der oder die Pilot:in vom Moment des Absprungs verschiedene Techniken anwenden, die bis zur Perfektion beherrscht werden müssen.
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Der Flug

Marco Fürst und Marco Waltenspiel up in the air mit ihrem Wingsuite

Marco Fürst und Marco Waltenspiel up in the air mit ihrem Wingsuite

© Peter Salzmann

Die Funktion des Anzuges besteht darin, die Gesamtoberfläche des Körpers zu maximieren, um den Widerstand gegen den vertikalen Fall zu erhöhen und eine größere horizontale Verschiebung zu ermöglichen. Das Wingsuit-Fliegen erfordert präzise koordinative Fähigkeiten des gesamten Körpers, von Rücken und Schultern über Hüften und Arme. Erfahrene Wingsuit-Piloten sind in der Lage, sich für jeden vertikalen Meter, bis zu 3 Meter horizontal zu bewegen.
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Die Landung

Wingsuite-Pilot Marco Waltenspiel

Wingsuite-Pilot Marco Waltenspiel

© Joerg Mitter / Red Bull Content Pool

Nach einer ordentlichen Dosis Adrenalin hat jeder Wingsuit-Flug ein Ende. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, braucht es dazu jedoch noch ein weiteres Element, denn ein Wingsuit ist nur schwer abzubremsen. Deshalb muss ein:e Pilot:in gegen Ende des Sprungs einen Fallschirm ziehen. Danach geht es im gemütlichen Gleitflug zu Boden.
Das Wingsuit-Fliegen ist eine risikoreiche Disziplin, bei der Sicherheit, Wetter und Planung eine entscheidende Rolle spielen.
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Die Planung

Teil des Red Bull Skydive Teams: Marco Fürst

Teil des Red Bull Skydive Teams: Marco Fürst

© Joerg Mitter/Red Bull Content Pool

Einer der wichtigsten Schritte beim Wingsuit-Fliegen ist die Vorbereitung. Das Wingsuit-Fliegen ist eine risikoreiche Disziplin, bei der Sicherheit, Wetter und Planung eine entscheidende Rolle spielen.
Viele Wingsuit-Piloten fertigen vor den Sprüngen eine Skizzen an, um die genaue Höhe, die horizontale Strecke, die Zeit, die man braucht, um den Fallschirm zu öffnen zu kennen. Das sind die wichtigsten Faktoren, um einen Sprung sicher durchführen zu können.
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Wingsuit-Rekorde

Wie bei allen Extremsportarten, ob in der Luft, an Land oder im Wasser, besteht eine der reizvollsten Dinge für die Sportler:innen darin, der oder die Beste zu sein. Und auch beim Wingsuit-Fliegen gibt es bereits unzählige Rekorde. Hier sind einige der spektakulärsten:
  • Höchster Sprung (BASE-Jump): 7.700 Meter. Er wurde am 5. Oktober 2016 vom Russen Valery Rozov am Berg Cho Oyu, an der Grenze zwischen Nepal und Tibet, aufgestellt.
  • Der längste Flug: 9 Minuten und 6 Sekunden flog der Kolumbianer Jhonathan Flórez mit seinem Wingsuit, bevor er seinen Fallschirm öffnete. Der Rekord wurde am 20. April 2012 in La Guajira, Kolumbien, aufgestellt.
  • Höchstgeschwindigkeit: Der Brite Fraser Corsan erreichte 400 km/h, die Höchstgeschwindigkeit, die ein Mensch je ohne maschinelle Hilfe erreicht hat. Um genau zu sein waren es exakt 396,88 km/h bei einem Sprung, der jedoch nicht FAI-Regeln entsprach.
  • Längste Strecke: Dieser Rekord wird von dem Amerikaner Kyle Lobpries gehalten. Bei seinem Flug flog er insgesamt 32.094 Meter weit.
  • Kleinstes Ziel (BASE-Jump): Der Amerikaner Pat Walker traf ein 2,88 Meter großes Stück Stoff, das 4,5 Meter über dem Boden platziert wurde.
  • Rekord-Flug: Dani Román erreichte mit seinem Wingsuit eine Geschwindigkeit von fast 300 km/h und flog unter der Brücke Puente Nuevo im spanischen Ronda durch. Rekordverdächtig!

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