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WRC
Alles, was du über die Welt des Rallyesports und die WRC wissen musst
Die Welt des Rallyesports ist einzigartig und spannend - und manchmal nicht ganz leicht zu verstehen. In diesem Guide haben wir alle Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Die 1973 ins Leben gerufene Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) hat seit dem allerersten Rennen bei der Rallye Monte-Carlo einen langen Weg zurückgelegt. Die Autos haben sich erheblich verändert, ebenso wie die Regeln. Beantworten wir also die brennendsten Fragen.
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Wie funktioniert eine Rallye?
Eine Rallye ist ein Etappenrennen. Jeder der drei Renntage ist in mehrere Wertungsprüfungen unterteilt, die gleichzeitig die einzigen Teile des Wochenendes sind, die tatsächlich gezeitet werden. Jede Etappe ist in der Regel zwischen 10 und 50 km lang. Bei einer Rallye werden insgesamt um die 350 km zurückgelegt.
Jede Rallye besteht aus zahlreichen Etappen, von denen einige eine besondere Bedeutung haben. Super-Sonderprüfungen sind in der Regel kurz und sorgen für ein fulminantes Rennspektakel, da sie den Charakter einer Rallye verändern - beispielsweise durch einen Wechsel des Straßenbelags oder ein Kopf-an-Kopf-Format, während Power Stages in der Regel als letzte Etappe einer Rallye gefahren werden. Zusätzliche Punkte werden an die fünf schnellsten Teams einer Etappe vergeben, unabhängig von der endgültigen Platzierung.
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Wie gewinnt man eine Rallye und wie wird die WRC-Meisterschaft entschieden?
Wie man eine Rallye gewinnt ist schnell erklärt: Der Fahrer mit der schnellsten Gesamtzeit über alle Etappen gewinnt. Danach werden Punkte je nach Platzierung vergeben: 25 Punkte für den Sieger, 18 für Platz zwei, 15 für Platz drei und 1 Punkt für den zehnten Platz. WRC-Champion wird der Fahrer mit den meisten gesammelten Punkten am Ende der Saison.
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Wie schnell fahren die Autos?
Der Durchschnittsgeschwindigkeitsrekord von 124,73 km/h wurde 2015 von Jari-Matti Latvala in Finnland aufgestellt. Bei dieser Rallye erreichte er mehrmals 200 km/h, was besonders beeindruckend ist, wenn man das Terrain bedenkt. Das ist zwar weit entfernt von den Geschwindigkeiten, die in der Formel 1 regelmäßig erreicht werden, aber die WRC-Fahrer müssen scharfe Kurven auf engen Straßen und auf Oberflächen fahren, die von Asphalt über Schotter bis hin zu Schnee reichen. Wer einmal auf dem Beifahrersitz von Sébastien Ogier Platz genommen hat, weiß wovon wir sprechen.
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POV: Vollgas mit Ogier bei der Rallye Finnland
Erlebe den vierfachen Weltmeister Sébastien Ogier bei den Tests seines M-Sport Fiesta vor der Rallye Finnland.
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Wie viel Power haben die Autos?
Seit 2017 sind die WRC-Autos mit 1,6-Liter-Motoren ausgestattet, die rund 380 PS leisten, sowie mit einem elektrischen Boost, der es ihnen ermöglicht, für einige Sekunden bis zu 520 PS zu leisten. Das ist mehr als je zuvor, denn jahrzehntelang waren die WRC-Autos auf 315 PS beschränkt -- und das nicht ohne Grund: Die vielleicht berühmteste Ära der WRC waren die 1980er-Jahre. In dieser Zeit hatten die WRC-Autos keine Leistungsbegrenzung und konnten bis zu 600 PS leisten. Sie erwiesen sich jedoch als zu gefährlich und wurden nach dem Tod des finnischen Fahrers Henri Toivonen verboten.
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Woher wissen die Fahrer, wo sie hinfahren müssen?
Bei den extrem hohen Geschwindigkeiten der Rallye-Autos würde ein durchschnittliches Navigationssystem einfach nicht ausreichen, selbst wenn es erlaubt wäre. Stattdessen macht jede Mannschaft (Pilot und Co-Pilot) zu Beginn der Rennwoche ihre eigene Streckenbesichtigung. Auf jeder Etappe gibt es maximal zwei Durchgänge, bei denen sich die Teams Notizen zu jeder Kurve der Strecke machen.
Julien Ingrassia (Ogiers Co-Pilot) erklärt diesen Prozess: "Ich mache mir Notizen und versuche dabei, mir so viele visuelle Auffälligkeiten wie möglich zu merken. Wenn man mit 180 km/h unterwegs ist und dann scharf links abbiegen muss, ist das entscheidend. Eine Ansage, die fünf Zehntelsekunden zu spät kommt, kann alles zerstören."
Richtig gehört, der Co-Pilot gibt dem Fahrer in Echtzeit Anweisungen, beispielsweise wie weit vor ihm die nächste Kurve liegt und wie schnell er in der Kurve fahren kann.
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Finden Rallyes auf öffentlichen Straßen statt?
Die Wertungsprüfungen finden auf geschlossenen Strecken statt. Allerdings ist jeder Fahrer selbst dafür verantwortlich, vom Ende jeder Etappe zum Start der nächsten zu gelangen. Das bedeutet oft, dass man auf öffentlichen Straßen fährt, auf denen die WRC-Fahrzeuge wie jedes andere Auto die Verkehrsregeln einhalten müssen.
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Warum gibt es so wenige Fahrzeughersteller in der WRC?
30 Fahrer aufgeteilt auf nur drei Hersteller (Toyota, Ford und Hyundai) sind tatsächlich nicht gerade viel. Allerdings ist das auch erklärbar: Die beteiligten Marken stellen seit Jahren die Autos für die WRC her, während andere Autohersteller weder die Modelle noch das Know-how entwickelt haben.
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Wie kümmern sich die Mechaniker um die Autos?
Natürlich ist es unmöglich mitten im Wald eine Boxengasse einzurichten. Die Mechaniker müssen daher warten, bis die Autos der Fahrer in einem zwischen zwei Etappen eingerichteten Servicepark abgestellt sind, um sie zu reparieren oder neu einzustellen. Je nach Vorgabe haben sie dafür aber nicht länger als 10, 30 oder 45 Minuten Zeit.
Wenn man das Limit überschreitet, gibt es eine Strafe. Und sollte es einmal nötig sein, mitten in einer Prüfung einen Reifen zu wechseln, dann kümmern sich Fahrer und Co-Pilot darum, wobei das Werkzeug und andere Teile im Auto gelagert werden.
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Wer hat die meisten Titel in der WRC gewonnen?
Traditionell sind es französische Fahrer, die in der WRC dominieren. Sébastien Loeb führt derzeit mit neun Weltmeistertiteln, dicht gefolgt von seinem französischen Landsmann Sébastien Ogier mit acht (sein letzter Titelgewinn war 2021). Auch zahlreiche finnische Fahrer waren in der WRC erfolgreich, wie zuletzt Kalle Rovanperä, der 2022 den Titel gewann.
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Gibt es bestimmte Fahrer, die auf bestimmen Oberflächen besonders gut sind?
Alle WRC-Fahrer sind in der Lage, sich auf allen Arten von Untergründen zurechtzufinden, egal ob es sich um Sand, Schotter oder Asphalt handelt. Aber das Fahren im Schnee kann eine besondere Herausforderung darstellen und erfordert ein hohes Maß an Können. Das erklärt auch, warum Skandinavier wie Stig Blomqvist und Marcus Grönholm - die mit dem Fahren im Schnee aufgewachsen sind - mit jeweils fünf Siegen die Rekordhalter in dieser Spezialdisziplin sind.
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