Alpines Skifahren
Lucas Pinheiro Braathen: Wie er Skifahren neu definiert
Von der Piste auf die Straße: Der norwegisch-brasilianische Profi schlägt eine ungewöhnliche Brücke zwischen der Hochleistungswelt des Skisports und der pulsierenden Kreativität der urbanen Kultur.
In der Welt des alpinen Skisports regiert die Tradition: elegante Lycra-Skianzüge, unberührte Pisten und eine Kultur, die auf Disziplin und Anstand beruht. Lucas Pinheiro Braathen ist ein selbsternannter Ausreißer, der mit seinem individuellen Auftreten und seinem einzigartigen Stil den Skisport auf den Kopf stellt - und er wirft unweigerlich die Frage auf, für wen der Skisport bestimmt ist. Mit seinen 24 Jahren geht der norwegisch-brasilianische Athlet seinen eigenen Weg. Der Riesenslalom in Beaver Creek hat es bewiesen.
Frisch aus dem kurzzeitigen "Ruhestand" zurückgekehrt, gelang Pinheiro Braathen fast ein sensationeller Comeback-Sieg. Nach seinem herausragenden zweiten Lauf hieß es lange Zeit zittern, aber der Schweizer Thomas Tumler setzte sich mit nur 0,12 Sekunden Vorsprung doch noch an die Spitze. Pinheiro Braathen schien sich jedoch nicht allzu sehr über den verpassten Sieg zu ärgern. Warum? Weil sich Erfolg für ihn nicht nur über das Podium definiert. Er ist zwar unglaublich ehrgeizig und entschlossen, der Beste der Welt zu sein, aber für ihn geht es bei jedem Rennen auch darum, den Moment zu nutzen - und seine Samba-Einlage in Cowboystiefeln nach dem Rennen auf dem Podium machte das deutlich.
Lucas Pinheiro Braathen lässt seinen Emotionen in Kitzbühel freien Lauf
© Joerg Mitter / Red Bull Content Pool
Pinheiro Braathen schreibt die Regeln des Skifahrens neu und verbindet seine einzigartige Ausstrahlung mit einer vielschichtigen Persönlichkeit, die weit über die Schnelligkeit auf den Pisten hinausgeht. Er baut sich eine Marke als "der Außenseiter" und präsentiert sich mit all seinen Macken auf der großen Bühne. Indem er sich auf mehr als nur Leistung konzentriert, hat er einen Weg gefunden, den Druck im Spitzensport buchstäblich wegzutanzen.
Er fährt nicht nur unfassbar schnell steile Hänge hinunter, sondern versucht auch, Grenzen zu überwinden - selbst in der Welt des traditionsreichen Wintersports. Mit seinen aufsehenerregenden Modekooperationen und seinem Talent, ein Publikum jenseits der Skiwelt in seinen Bann zu ziehen, hat er Sport und Straßenkultur auf eine frische und authentische Weise miteinander verbunden.
Einst war er das unsympathische Gesicht von Luxusmarken, jetzt ziert er riesige Plakatwände in Moncler-Jacken und beweist, dass alpines Skifahren auch ein bisschen Großstadtflair haben kann. In Männerzeitschriften, wie der italienischen Ausgabe von Esquire, spricht er über seine Leidenschaft für Kleidung als Form der Selbstverwirklichung.
Vor seinem Debüt bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien zog Pinheiro Braathen nach Mailand, Italiens Mode- und Designepizentrum - und Heimat der kommenden Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand-Cortina. Es ist ein Ort, an dem Berge und Großstadtleben aufeinandertreffen und der seine einzigartige Mischung aus Identitäten widerspiegelt. Das sagte er dem Olympic Channel: "Ich liebe Italien, ich liebe die Berge, ich liebe die Stadt. Ich liebe die kreative Seite. Ich liebe alles daran. Daher denke ich, dass es für mich von Vorteil sein wird, mich dort niederzulassen."
Für Pinheiro Braathen ist Mailand nicht nur ein logistischer Knotenpunkt, der es ihm ermöglicht, in Skigebiete auf der ganzen Welt zu jetten - es ist eine Leinwand für seine Leidenschaften. Hier trifft Skifahren auf Mode, Kreativität auf Sportlichkeit, und hier kann er sich wirklich zu Hause fühlen. "Außerdem steht Mailand-Cortina 2026 vor der Tür. Ich denke, dass die Tatsache, dass ich dort wohne und das Gefühl habe, dass die Olympischen Spiele buchstäblich mein Zuhause sind, dazu beitragen kann, meine Erfolgschancen zu erhöhen", sagte Pinheiro Braathen.
Entgegen dem Klischee der hyperfokussierten Wettkampfmaschine
Hirscher und Lucas Pinheiro Braathen gaben ihr Comeback in Sölden
© Joerg Mitter/Red Bull Content Pool
Pinheiro Braathen hat das Klischee des hyperfokussierten Sportlers, der alles andere für seine Leistung opfert, durchbrochen. Abseits der Pisten ist er DJ, Mode-Enthusiast und Designer, der sich in der dynamischen Energie Mailands wohlfühlt - die perfekte Basis für jemanden, der die Bedeutung des Skifahrens neu definiert.
Er ist nicht der typische alpine Skiprofi. Mit lackierten Fingernägeln, auffälligen Stiefeln und einer Ausstrahlung, die in den Modezirkeln der Großstädte genauso zu Hause ist wie auf schneebedeckten Rennstrecken, schlägt der norwegisch-brasilianische Athlet eine unerwartete Brücke zwischen der Hochleistungswelt des Skisports und der pulsierenden Kreativität der urbanen Kultur. Durch die Verschmelzung von Athletik und Selbstverwirklichung macht Pinheiro Braathen aus dem Skifahren mehr als nur einen Sport - es wird zu einem Lifestyle: zugänglich, inspirierend und ungefiltert cool.
Bei einem kürzlichen Besuch in Beaver Creek gab er seinen Fans einen Einblick in sein Leben und erzählte, wo er wohnt, wie er seine Tage verbringt und mit welchen Menschen er sich umgibt. Immer lächelnd, gut drauf und sogar singend, zeigte Braathen seine alberne, unbeschwerte Seite. Wenn "Keeping Up with Lucas Pinheiro Braathen" eine Sendung wäre, würden die Leute mit Sicherheit einschalten.
Geschichte schreiben, ein Podium nach dem anderen
Pinheiro Braathen geht es beim Skifahren nicht nur darum, Rennen zu gewinnen, sondern auch darum, die Kultur rund um den Sport zu verändern, wie er angekündigt hat. Indem er sich auf seine einzigartige Identität und seine Leidenschaften besinnt, hat er dafür gesorgt, dass sich die Skipisten nicht mehr so exklusiv anfühlen, sondern eher wie eine offene Einladung für "alle mit einem Traum".
In den alpinen Skisport zurückzukehren und Brasilien zu vertreten, macht mich sehr stolz.
Als Vertreter Brasiliens ist er entschlossen, Grenzen zu überwinden und andere zu inspirieren - und er hat bereits Geschichte geschrieben, indem er als erster Brasilianer überhaupt auf einem Weltcup-Podium in Beaver Creek stand. Pinheiro Braathen weiß, dass Podiumsplätze entscheidend sind, um seiner Botschaft Nachdruck zu verleihen - jeder Sieg zieht mehr Medienaufmerksamkeit auf sich und stärkt seine Plattform und seine Aufforderung zur Veränderung.
"In den alpinen Skisport zurückzukehren und Brasilien zu vertreten, macht mich sehr stolz", sagte er Anfang des Jahres. "Ich möchte mehr Breite und Akzeptanz für Vielfalt in der Sportgemeinschaft schaffen, indem ich zeige, dass man alles erreichen kann, was man will - egal, wer man ist oder woher man kommt."
Lucas Pinheiro Braathen fährt ab sofort unter brasilianischer Flagge
© Joerg Mitter / Red Bull Content Pool
Als Sohn einer brasilianischen Mutter und eines norwegischen Vaters wurde er in Norwegen geboren und zog als Kind häufig um, bis er sich seiner Individualität bewusst wurde. Sein brasilianisches Erbe treibt ihn an, als erster Brasilianer Medaillen zu gewinnen und damit Geschichte zu schreiben.
"Brasilien hatte immer einen großen Einfluss darauf, mich zu dem Menschen und Sportler zu machen, der ich bin. Die Möglichkeit, 200 Millionen Brasilianer:innen zu vertreten, ist ein wahr gewordener Traum", sagte er in einem Interview mit Red Bull.
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Pinheiro Braathens Weg war nicht konventionell, und das ist genau das, was ihm so gefällt. Mit seiner brasilianischen Herkunft und seinem Ruf, Erwartungen zu enttäuschen, nimmt er seinen Status als Außenseiter in der oft isolierten Welt des professionellen Skifahrens an. Auf Instagram zeigt er nicht nur sein sportliches Können, sondern auch sein Gespür für Mode und seine unbekümmerte Art, die bei den jüngeren Fans gut ankommt.
Und doch ist seine rebellische Ader durchaus gewollt. Er spielt nicht nur die Rolle des Abtrünnigen, er baut damit eine Marke auf. Indem er seine kreativen und sportlichen Aktivitäten miteinander verbindet, will Pinheiro Braathen die Grenzen des Skifahrens neu definieren.
"Was jetzt anders ist, ist, dass ich meine beiden größten Plattformen oder Spielwiesen im Leben zusammenführen kann -- mein kreatives und mein sportliches Ich. Dabei entstehen Projekte, die es vorher noch nicht gab", sagt er.
Von spannenden Kollaborationen bis hin zur Neugestaltung der Kultur des alpinen Sports ist Pinheiro Braathen ein Mann mit einer Mission. Er ist entschlossen zu zeigen, dass Skifahren nicht nur etwas für die traditionelle Elite ist, sondern für alle, die sich trauen, ihre eigene Vision zu verfolgen.
"Ich habe Mode als eine der größten Plattformen genutzt, um meine Individualität zu zeigen und die sportliche Community herauszufordern, indem ich gezeigt habe, dass man Ergebnisse erzielen und ein großartiger Sportler sein kann, während man gleichzeitig eine andere Persönlichkeit oder ein anderes Interesse hat", erzählt er. "In all meinen Kampagnen und Kooperationsprojekten wollte ich diese Botschaft auf eine neue Art und Weise vermitteln. Ich bin sehr gespannt darauf, wie ich Mode und Sport in Zukunft miteinander verbinden kann. Ich habe wirklich das Gefühl, dass die Zeit reif ist und dass die Verschmelzung von Sport und Mode genau das Richtige ist. Es ist so witzig, dass die strenge, ergebnisorientierte Welt des Sports mit der Welt der unendlichen Kreativität ohne Grenzen und Urteile verschmilzt."
Seine furchtlose Individualität hat bereits Wellen geschlagen, aber die Frage bleibt: Werden andere es wagen, seinem Beispiel zu folgen?