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Klettern

6 Gründe, warum Janja Garnbret eine der besten Kletterinnen der Welt ist

Das slowenische Kletter-Ass Janja Garnbret steht derzeit an der Spitze der Kletterwelt. Hier findest du heraus, was sie so besonders macht und warum sie gerade erst anfängt.
Autor: Tom Ward
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Nur wenige Kletterer sind aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Janja Garnbret. Mit ihren 22 Jahren verblüfft die slowenische Kletterin bei so ziemlich jedem Problem, das sich ihr stellt, und lässt ihrer Konkurrenz keine Chance. Sie ist die Athletin, die es in den Boulder- und Lead-Disziplinen zu schlagen gilt
Garnbrets Dominanz in den Kletterwettbewerben reicht bis ins Jahr 2016 zurück, als sie sich im Alter von 17 Jahren an der Spitze der IFSC (International Federation of Sport Climbing) World Cup Gesamtwertung wiederfand, nachdem sie vier Events in dieser Saison für sich entscheiden konnte. Auch in den Jahren 2017, 2018, 2021 und 2022 war sie im World Cup der Lead-Disziplin das Maß aller Dinge. Daneben war sie zwischen 2016 und 2019 die Weltmeisterin in der kombinierten Bouldering- und Lead-Kategorie. 2019 holte sie sich zusätzlich den Titel im Bouldering World Cup, indem sie alle sechs Events gewann und damit die erste lupenreine Saison in der IFSC-Geschichte hinlegte. 2022 dominierte sie dann die Kletter-Wettbewerbe bei der neuen Multi-Sport-Europameisterschaft, mit Goldmedaillen im Lead, Bouldering und in der kombinierten Bouldering- und Lead-Kategorie.
Janja Garnbret bei der EM am 13. August 2022 in München, Deutschland.

Garnbret auf dem Weg zu Dreifach-Gold bei der EM in Müchen 2022

© Phil Pham/Red Bull Content Pool

Dreifache Europameisterin zu sein klingt gut, aber es fühlt sich noch besser an.
Der endgültige Durchbruch gelang ihr aber wohl 2021 in Tokio, wo Garnbret unglaubliche Nervenstärke bewies und trotz einjähriger Verzögerung die Goldmedaille im Bouldern bei den Spielen gewann. Garnbret ist damit nicht nur die beste weibliche Kletterin der Welt, sondern zählt zu den besten Kletterern des Planeten, Punkt.
Da überrascht es nur wenig, dass die Slowenin auch bei den Spielen in Paris 2024 an den Start gehen wird, um in der kombinierten Bouldering- und Lead-Kategorie anzutreten. Den Weg dorthin ebneten weitere Siege im IFSC World Cup 2023 und der Titel der Weltmeisterschaft 2023 in Bern (Schweiz). Garnbret gewann auch das separate Bouldering-Event in der Schweiz. Damit hat die Slowenin jetzt acht Weltmeisterschaftstitel auf dem Konto, rechnet man alle Disziplinen zusammen.
Zum Sieg in Bern merkte Garnbret Folgendes an: "Weltmeistertitel bedeuten mir definitiv noch etwas. Es ist hart, unter dieser Art von Druck die beste Performance abzurufen, wenn du weißt, dass du unter die Top-3 kommen musst, um dich [für Paris] zu qualifizieren. Ich war so glücklich auf der Wand."
In der aktuellen Staffel von "Reel Rock" wird Garnbret auf ihrem bisherigen Karriereweg voller Höhen und Tiefen begleitet. Außerdem erfahren wir, was Spitzensport auf diesem Niveau ausmacht und was nötig war, um in der gnadenlosen Welt des Weltcup-Kletterns einen so großen Impact zu haben und Geschichte zu schreiben. Das solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen!
Teil eins von "Reel Rock" mit Janja Garnbret findest du im Player oben. Der zweite Part wartet im Video darunter:

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Die perfekte Saison - Part 2

Janja Garnbret dominiert die Kletterwettkampfszene. Meistert sie die perfekte Saison?

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Sie klettert, seit sie laufen kann

Garnbret machte sich das Klettern zu ihrer Lebensaufgabe. In ihrer Kindheit kletterte sie bereits auf die Türrahmen in ihrem Elternhaus in Slowenien. Das wollten die Eltern aber nicht länger und ermutigten sie deshalb in der Grundschule richtig mit dem Klettern zu beginnen. Vom Klettern auf Bäume und Möbelstücke wechselte sie schließlich zum Indoor-Climbing.
"Als Kind wollte ich in allem die Beste sein", sagt Garnbret. "Ich wollte die Beste in der Schule sein und musste immer die besten Noten haben. Dann wollte ich die Beste bei den Leichtathletikbewerben der Schule sein. Irgendwann wurde mir klar, dass ich nicht in allem die Beste sein kann -- ich musste mich auf eine Sache konzentrieren. Und ich habe mich für das Klettern entschieden."
Sie meldete sich bei einem Kletterkurs an und beherrschte schnell die wichtigsten Techniken des Sports. Am Ende der Grundschule schaffte sie es in das slowenische Jugendteam und krönte ihre erste Saison mit dem Titel der Junioren-Europameisterin 2013.
Janja Garnbret (SLO) bei den IFSC Austria Climbing Open in Innsbruck, Österreich, am 26. Juni 2021.

Um die Beste zu werden, musste sich Garnbret auf eine Sache konzentrieren

© Erich Spiess / ASP / Red Bull Content Pool

Als Kind wollte ich in allem die Beste sein.
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Sie war von Anfang an erfolgsverwöhnt

Neben dem Junioren-Europameistertitel gewann Garnbret in ihrer Schulzeit fast zwei Dutzend Auszeichnungen auf Weltklasseniveau. Zwischen 2014 und 2016 holten sie bei der Junioren-WM dreimal Gold, bevor sie 2016 die meisten ihrer IFSC-Wettbewerbe gewann.
Auch 2017 setzte sie ihren Triumphzug fort: Sie holte sich den Weltcup im Lead und in der Kombination, den Titel in der Kombination bei den Europameisterschaften und wurde Zweite im Bouldern sowohl im Weltcup als auch bei der EM.
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Alle verehren sie

Nicht nur die Fans und Kampfrichter schätzen und lieben Garnbret. Der slowenische Sportjournalistenverband ernannte sie 2018 völlig verdient zur Sportlerin des Jahres. Doch damit nicht genug des Lobes: 2019 wurde sie mit dem Bloudk Award für herausragende internationale Leistungen ausgezeichnet -- eine große Ehre, vor allem für eine so junge Athletin.
Im selben Jahr errang Garnbret ihren vielleicht größten Sieg ihrer Karriere: Sechs Mal in Folge triumphierte sie im Bouldern und wurde Weltmeisterin im Bouldern und Schwierigkeitsklettern.
Janja Garnbret (SLO) bei den IFSC Austria Climbing Open in Innsbruck, Österreich, am 26. Juni 2021.

Garnbret in Action beim IFSC World Cup in Österreich

© Erich Spiess / ASP / Red Bull Content Pool

Wenn ich klettere, bin ich glücklich -- und das sieht man mir an.
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In Tokio hat sie Geschichte geschrieben

Nach der großen Verzögerung durch die Covid-Pandemie ist es ein Understatement zu behaupten, dass auf der Olympionikin ein enormer Druck auf den Schultern lastete, als die Spiele 2021 dann endlich über die Bühne gingen. Immerhin kletterte sie als Frau und Slowenin und vertrat ihre Sportart zum ersten Mal bei den Spielen.
Aber wenn sie an diesem Tag nervös war, hat sie sich das nicht anmerken lassen. Sicher und kontrolliert überzeugte sie beim Bouldern und im Vorstieg und löste zwei der drei Boulderprobleme mühelos, während ihre Konkurrenz kein einziges lösen konnte. Als ob das nicht schon beeindruckend genug gewesen wäre, kletterte sie auch noch höher als alle anderen und sicherte sich so den Sieg.
"Es fühlt sich an, als ob man gerade an nichts denkt", sagt sie. "Du genießt einfach die Bewegungen und den Moment in der Wand. Du genießt, wer du bist und was du tust."
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Sie ist eine Allrounderin

Aber Garnbret möchte ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht nur bei Wettkämpfen präsentieren. Mindestens genau so viel Spaß macht es ihr, die schwierigsten Felsformationen der Welt zu bezwingen. Und gelegentlich ist es kein Fels, sondern ein Schornstein...
2020 nahm Garnbret zusammen mit ihrem slowenischen Kollegen Domen Škofic das Projekt "360 Ascent" in Angriff, bei dem das Duo die längste künstliche Mehrseillängenroute der Welt in 360 m Höhe auf dem höchsten Kamin Europas bewältigte.
Janja Garnbret und Domen Škofic bei der spektakulären Besteigung der höchsten künstlichen Mehrseillängenroute der Welt:

48 Min

360 Ascent

Die Kletterer Janja Garnbret und Domen Škofic erklimmen die höchste künstliche Mehrseillängenroute der Welt.

Skōfic hatte sechs Jahre lang versucht, den Schornstein -- und zwar den höchsten seiner Art auf diesem Kontinent -- zu besteigen. Als er dann die Freigabe erhielt, war Garnbret natürlich seine erste Wahl als Kletterpartnerin für den Marathonaufstieg.
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Garnbrets Leidenschaft für den Sport ist ohne Vergleich

"Es gibt nichts Schöneres, als hart zu trainieren und dann das zu tun, was man vor einem Monat, drei Monaten oder einem Jahr noch nicht konnte", meint sie. "Was mich am meisten motiviert, sind die Fortschritte."
"Mein Leben wäre ohne Klettern ziemlich deprimierend. Ich weiß das, denn wenn ich klettere, bin ich glücklich -- und das sieht man mir an."
Und das Beste ist, dass sie genau weiß, dass es beim Klettern wie im Leben darum geht, wieder aufzustehen, wenn man hinfällt. "99 Prozent meines Trainings sind Stürze. Klettertraining bedeutet, immer und immer wieder zu scheitern und danach wieder alles zu geben."
"Reel Rock" ansehen: "Die perfekte Saison" Part 1 und Part 2 gibt es hier.
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Teil dieser Story

Janja Garnbret

A hugely successful Slovenian climber, Janja Garnbret is a double Olympic and multiple World champion across several disciplines.

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Reel Rock

Erlebe die Faszination des Bergsteigens aus der Sicht der besten Kletterer und Bergsteiger der Welt.

9 Staffel · 73 Folgen

360 Ascent

Die Kletterer Janja Garnbret und Domen Škofic erklimmen die höchste künstliche Mehrseillängenroute der Welt.

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