Alpines Skifahren

Ob Höhe- oder Tiefpunkt: Wie Clément Noël niemals den Fokus verliert

Nach einem starken Saisonstart holte ein schwerer Sturz Clément Noël wieder auf den Boden der Tatsachen zurück - doch das Überwinden von Widrigkeiten ist für den französischen Slalomstar nichts Neues.
Autor: Mandy Burkholder
6 min readPublished on
Clément Noël feiert triumphierend mit Red Bull Skiern beim FIS Alpinen Skiweltcup in Gurgl, Österreich in der Saison 2024-2025.
© Erich Spiess/Red Bull Content Pool
Nachdem er zu Beginn der Saison 2024/25 zweimal den ersten Platz belegt hatte, machte ein Crash in Val D'Isere den weiteren Verlauf der Saison für Clément Noël ungewiss. Aber der erfolgreiche Skifahrer, der in Peking Gold im Slalom gewonnen hat, hat keine Angst, wenn er mit Widrigkeiten konfrontiert wird. Die Bewältigung von Herausforderungen ist gerade das, was Noël an der Spitze seines Games hält.
Durch mentale Stärke, zielgerichtetes Training und ein zuverlässiges Team in seinem Rücken kann Noël seinem zentralen Grundsatz folgen: "Was auch immer passiert, passiert eben"!
Und was ist es, das für den französischen Slalomstar in der Regel passiert? Der Erfolg!
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Ein außergewöhnliches Talent wird geboren

Clément Noël aus Frankreich läuft beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel, Österreich, am 26. Januar 2019.

Clément Noël überquert die Ziellinie in Kitzbühel

© Philip Platzer/Red Bull Content Pool

Clément Noëls Weg zum professionellen Skifahren begann in den Vogesen in Ostfrankreich, wo er im Alter von zwei Jahren in dem kleinen Ort La Bresse die Anfänge in seinem Sport erlebte. Noël entwickelte seine frühen Fähigkeiten auf relativ bescheidenen Pisten, was seinen Aufstieg an die Spitze noch bemerkenswerter macht.
Im Alter von 15 Jahren war seine Eignung für den Profibereich offensichtlich. Er schloss sich dem französischen Nationalen Trainingszentrum in Albertville an - ein entscheidender Moment, der ihn auf den Weg in den Spitzensport brachte.
Im Dezember 2016 gab Noël im Alter von 19 Jahren sein Weltcup-Debüt in Val d'Isère. Während einige junge Skifahrer:innen Jahre brauchen, um sich an den Weltcup zu gewöhnen, zeigte er sofort vielversprechende Leistungen und holte bereits in seinem dritten Rennen seine ersten Weltcup-Punkte.
Sein Durchbruch kam in der Saison 2018/19, als er im Alter von 21 Jahren seine ersten Weltcupsiege an zwei der prestigeträchtigsten Orte des Skisports errang: Wengen und Kitzbühel. Das waren keine gewöhnlichen Erfolge, sondern herausragende Leistungen, die seine Ankunft in der Slalom-Elite ankündigten.
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Sieg in Peking

Clement Noël (FRA) fährt beim FIS Alpinen Skiweltcup in Adelboden, Schweiz, am 12. Januar 2020.

Clément Noël siegte zum zweiten Mal in Wengen

© Erich Spiess/ASP/Red Bull Content Pool

Vor Peking 2022 zeigte Noëls Saison die Art von Höhen und Tiefen, die den alpinen Skisport so dramatisch machen. Er begann die Saison 2021/22 mit unbeständigen Ergebnissen, fand aber im Januar 2022 (nur wenige Wochen vor Beginn der Spiele) mit einem entscheidenden Sieg im Slalom in Wengen seinen Rhythmus. Dieser Sieg erwies sich als ein entscheidender Moment in seiner Entwicklung und gab ihm den notwendigen Schwung für Peking.
Noël gab einen Einblick in seine Haltung, wenn es um Rennen mit hohen Einsätzen geht: "Ich habe keinen Plan, also ist es einfach, mich daran zu halten. Ich gebe mein Bestes, um schnelle Rennen zu fahren, und danach habe ich keinen Einfluss mehr auf das Ergebnis."
Und beim prominentesten Slalomrennen der Welt lieferte Noël eine Meisterleistung ab. Nach dem ersten Durchgang lag er auf dem sechsten Platz, nur 0,38 Sekunden hinter dem Führenden Johannes Strolz aus Österreich. Im zweiten Durchgang zeigte er dann den aggressiven Fahrstil, für den er bekannt ist, und holte sich die Goldmedaille.
Was seinen Sieg besonders beeindruckend machte, war seine Leistung unter Druck. Er wurde nicht nur damit fertig, als Favorit auf den Sieg zu gelten, sondern packte dann die technische Perfektion aus, als es am wichtigsten war. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Noëls Trainingsregime ist ein sorgfältig abgestimmter Mix aus mentalem Wohlbefinden, körperlicher Stärke und vielen Tagen auf dem Golfplatz.
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Ein ausgewogener Ansatz

Clément Noël trainiert in einem Fitnessstudio.

Clément Noël wählt einen ausgewogenen Ansatz für sein Fitnessprogramm

© Teddy Morellec

Noëls ganzjähriger Trainingsplan stützt sich auf zwei wichtige Säulen: das Trainingszentrum des französischen Teams und das Athlete Performance Center (APC) von Red Bull. Noël meint dazu: "Ich versuche, während der Vorsaison mindestens dreimal ins APC zu gehen, um zu überprüfen, wo ich stehe und wo ich mich verbessern muss. Ich schätze diese Hilfe von Jahr zu Jahr immer mehr."
Während seine Besuche im APC ein wichtiger Bestandteil seines Trainingsplans sind, spricht Noël auch seinem Unterstützungsnetzwerk im Trainingszentrum des französischen Teams einen großen Wert zu. "Wir haben ein starkes Team in Frankreich, deshalb ist es wirklich schön, das ganze Jahr über mit meinen Teamkollegen zu arbeiten. Wir pushen uns jeden Tag im Training gegenseitig in einer guten Atmosphäre. Wir haben ein physisches Trainingszentrum, in dem ich mich am besten vorbereite", sagt Noël.
Eine weitere wichtige Entwicklung in seinem professionellen Ansatz ist die zusätzliche psychologische Unterstützung durch die Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen.
Dieses umfassende Unterstützungssystem spiegelt den zunehmend ganzheitlichen Ansatz der Athletenentwicklung im modernen Spitzensport wider. Durch die Kombination von teambasiertem Training, fortschrittlicher Leistungsüberwachung und psychologischem Support hat Noël einen Rahmen geschaffen, der alle Aspekte der Spitzenleistung berücksichtigt.
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Abseits der Pisten und auf der Strecke

Während viele Top-Skifahrer:innen intensives Cross-Training wie Mountainbiking oder Klettern betreiben, ist Noëls Wahl von Golf als Hauptaktivität außerhalb der Saison etwas Einzigartiges. Der Sport, bei dem es vor allem auf Präzision und mentale Konzentration ankommt, passt gut zu den technischen Anforderungen des Slaloms, aber ohne die körperliche Belastung extremerer Aktivitäten.
"Ich genieße Golf in der Nebensaison, weil wir es mit körperlichem Training kombinieren können. Es ist nicht zu anstrengend für den Körper und es ist ein wirklich anspruchsvoller Sport, den ich liebe", sagt er.
Noëls Ansatz, intensives Training und Freizeitaktivitäten voneinander zu trennen, zeugt von einem ausgefeilten Verständnis für körperliche und geistige Erholung. Seine Betonung von Familienzeit und einfachen Vergnügungen spiegelt auch eine Reife in seinem sportlichen Ansatz wider. Diese Einbindung in das normale Leben hilft, psychische Belastungen bis hin zu einem Burnout zu verhindern - ein großes Problem in einem Sport, in dem die Spanne zwischen Erfolg und Misserfolg in Hundertstelsekunden gemessen wird.
Noël bemerkt: "Natürlich liegt der Fokus nur auf dem Skifahren, aber wenn ich zu Hause bin, versuche ich an etwas anderes zu denken und trinke einfach ein gutes Glas Wein mit Familie und Freunden."
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Ein durchwachsener Start in die Saison

In der Saison 2024-2025 feiert Clément Noël beim alpinen Skiweltcup in Levi einen triumphalen Sieg

Clément Noël feiert den Sieg in Levi

© Erich Spiess/Red Bull Content Pool

Die Saison 2024/25 hat für Noël mit zwei Siegen in Levi und Gurgl im November unglaublich gut begonnen. Nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Nationalen Meisterschaften in Megève im vergangenen April fühlte sich sein Team in seiner Entwicklung sicher. Doch bei einem schweren Sturz in Val d'Isere Mitte Dezember während seines Riesenslaloms blieb Noël in einem Tor hängen, brach sich Zähne ab und verletzte sich den rechten Knöchel.
Er setzte das Slalomrennen am nächsten Tag aus, um sich auf die Genesung und die Vorbereitung auf den Rest der Saison zu konzentrieren - eine Entscheidung, die sich jetzt als richtig erwiesen hat. Im Laufe seiner Karriere hat Noël immer wieder bewiesen, dass er sich von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt, und das war auch beim darauf folgenden Rennen in Alta Badia nicht anders.
Noël gab dem Slalomrennen in Alta Badia den Vorzug und belegte nach seiner Verletzung einen selbstbewussten sechsten Platz - die ideale Ausgangsbasis, um den Ton für 2025 anzugeben.
Wie hat sich Noëls Mentalität während dieses ungleichmäßigen Saisonstarts verändert? Nun, sie ist so bescheiden, wie du vielleicht erwartest. "Meine Strategie ist immer dieselbe, und sie ist ganz einfach: Gib dein Bestes und du wirst sehen, was passiert."

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Clément Noël

With a huge amount of natural talent, French slalom racer Clément Noël is a regular contender for major honours on the alpine skiing scene.

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